Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
Beteiligten. Vielleicht hat jemand geplaudert. Hast du wirklich alle Artikel gelesen, die darüber veröffentlicht wurden?“
    Natürlich nicht, dachte er wütend. Das waren Dutzende. Im Gegenteil, er vermied es sogar geflissentlich, sie zu lesen. Und Pujol wusste das.
    „Pujol hat recht“, stimmte Samira zu. „Der Typ ist mit Sicherheit ein besonders Schlauer. Seit seiner Flucht hat Hirtmann nichts mehr von sich hören gelassen. Das war vor anderthalb Jahren. Weshalb sollte er es jetzt tun?“
    „Gute Frage. Und ich habe noch eine: Was hat er in der Zwischenzeit getan? “
    Das kam von Espérandieu. Es wirkte wie eine kalte Dusche.
    „Was macht wohl einer wie er, wenn er wieder frei ist? Dreimal dürft ihr raten!“, sagte Servaz.
     
    „Einverstanden, wer von euch meinen, dass er es war?“
    Er hob die Hand, um mit gutem Beispiel voranzugehen, sah, dass Espérandieu zögerte, aber seine schließlich unten behielt.
    „Und wer meint nicht?“
    Diesmal hoben ein wenig verlegen Pujol und Samira die Hand.
    „Keine Meinung“, antwortete Espérandieu unter dem fragenden Blick der drei anderen.
    Servaz wurde wütend. Sie hielten ihn für paranoid. Und wenn es so war? Unsinn. Er sah sie nacheinander an und hob die Hand.
    „In Claire Diemars Stereoanlage lag eine CD. Eine CD von Gustav Mahler“, hob er an. „Diese Information bleibt natürlich unter uns und darf vor allem nicht an die Presse gelangen …“
    Er sah, wie sich die drei anderen verblüfft anstarrten.
    „Und ich habe die Pariser Sonderkommission angerufen.“
    Er erzählte ihnen von seinem Gespräch mit Paris. Es wurde still.
    „Das mit der CD könnte durchaus ein Zufall sein“, sagte Samira unbeirrt. „Und diese Geschichte mit dem Motoradfahrer, der auf der Autobahn gefilmt wurde, das riecht wirklich nach Pseudoknüller. Schließlich müssen diese Typen in Paris ja die Existenz ihrer Einheit rechtfertigen. Es ist wie bei den Ufo-Jägern: Wenn morgen bewiesen würde, dass es sich nur um Wetterballons, Drohnen und militärische Prototypen handelt, bräuchte sie keiner mehr.“
    Er wäre am liebsten explodiert. Sie waren wie Forscher, die ihre Experimente nur im Licht der Ergebnisse analysierten, die sie darin finden wollten. Es behagte ihnen einfach nicht, dass Hirtmann etwas mit dem Fall zu tun haben sollte, sie wollten es nicht wahrhaben. Und daher redeten sie sich ein, dass jede Information, die ihn betraf, frei erfunden oder jedenfalls mit größter Vorsicht zu genießen war. Es stimmte ja, sie waren von Pseudo-Hinweisen, von Telefonaten von angeblichen Augenzeugen überschwemmt worden, und alle hatten sich als falsch oder nicht überprüfbar erwiesen. Der Schweizer schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Es war sogar vermutet worden, er habe sich das Leben genommen, aber das glaubte Servaz nicht: Das hätte er leicht im Institut Wargnier tun können, wenn er gewollt hätte. Seiner Meinung nach wollte Hirtmann nur zweierlei: seine Freiheit – und seine Aktivitäten wieder aufnehmen.
    „Ich rufe trotzdem Paris an und leite die Mail an sie weiter“, sagte er.
    Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, als aus dem Nachbarzimmer eine Stimme ertönte.
    „Bingo! Wir haben ihn!“
    Servaz sah von seinem Notizbuch auf. Alle hatten die Stimme von einem ihrer Informatikerkollegen erkannt. Ein hochgewachsener, schmaler junger Mann schneite mit stolz geschwellter Brust und einem Zettel in der Hand ins Besprechungszimmer herein.
    „Es gibt Neuigkeiten!“, tönte er, während er mit dem Blatt schwenkte. „Ich hab rausgefunden, von wo aus die Mail verschickt wurde.“
    Servaz sah sich diskret um. Alle Blicke waren jetzt auf den Ankömmling gerichtet. Nervosität und Hochspannung waren mit Händen zu greifen.
    „Und?“
    „Von hier aus. Aus einem Cyber-Café. In Toulouse …“
     
    Die Fassade des Ubik Café in der Rue Saint-Rome war zwischen einer Sandwichbude und einer Boutique für Damenmode eingeklemmt. Servaz erinnerte sich, dass hier zu seiner Studienzeit eine Buchhandlung war. Eine Ali-Baba-Höhle, die Papier und Tinte, Staub und die unerschöpflichen Mysterien des geschriebenen Wortes atmete. Der einzige Überrest aus dieser Zeit waren die beiden Arkaden mit Rundbögen, in die die Vitrine des Cybercafés eingepasst war, und die Fassade aus rosa Backstein. Servaz studierte die Öffnungszeiten auf der Schaufensterscheibe: Das Internetcafé war montags geschlossen, hatte aber sonntagsmorgens geöffnet.
    Der Raum war durch eine unsichtbare

Weitere Kostenlose Bücher