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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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eine Tür am Ende des Gangs. Das Büro war erwartungsgemäß geräumig, modern und komfortabel. Die mit Ebenholz getäfelten Wände waren fast vollständig mit gerahmten Bildern behängt.
    „Nehmen Sie Platz.“
    Lacaze ging hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in einen Ledersessel fallen. Er knipste eine Architektenlampe an. Der Stuhl, auf den Servaz sich setzte, bestand aus verchromten Rohren und weichem Leder.
    „Ihr Besuch wurde mir nicht angekündigt“, hob der Abgeordnete an.
    Er hatte jegliche Höflichkeit abgelegt.
    „Ich nehme das auf meine Kappe.“
    „Okay. Was wollen Sie?“
    „Das wissen Sie.“
    „Kommen Sie zur Sache, Commandant.“
    „Claire Diemar war Ihre Geliebte …“
    Der Abgeordnete machte aus seiner Überraschung keinen Hehl. Servaz stellte keine Frage, er traf eine Feststellung.
    „Woher wissen Sie das?“
    „Von ihrem Computer. Dabei hat sich jemand die Mühe gemacht, ihre beiden E-Mail-Konten gründlich zu leeren, ihr berufliches und ihr privates. Ziemlich idiotisch, wenn Sie meine Meinung wissen wollen.“
    Lacaze sah ihn verständnislos an. Oder aber er war ein guter Schauspieler.
    „‘Thomas999‘, das sind doch Sie, oder? Sie haben sich leidenschaftliche Mails geschrieben.“
    „Ich hab sie geliebt.“
    Die kurze und bündige, direkte Antwort traf Servaz unvorbereitet. Anscheinend pflegte Lacaze die Offenheit in allen Bereichen. Ein aufrichtiger Politiker? Servaz war nicht so naiv zu glauben, dass es von dieser Sorte auch nur ein Exemplar gab.
    „Und Ihre Frau?“
    „Suzanne ist krank. Aber ich liebe meine Frau, Commandant. So wie ich Claire geliebt habe. Ich weiß, dass Sie das vermutlich nur schwer verstehen können.“
    Immer diese scheinbare Offenheit. Servaz misstraute Menschen, die immer im Namen der Wahrheit sprachen.
    „Haben Sie die E-Mails von Claire Diemar gelöscht?“
    „Was?“
    „Sie haben mich doch ganz genau verstanden.“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
    „Sie wissen ja, welche Frage jetzt kommen muss“, sagte er.
    „Das ist doch nicht Ihr Ernst!“
    „Doch.“
    „Darauf muss ich nicht antworten.“
    „Das stimmt, aber ich hätte gern, dass Sie es trotzdem tun.“
    „Hätten Sie nicht Rücksprache mit dem zuständigen Richter halten müssen, ehe Sie meine Frau und mich zu so ungewöhnlicher Stunde belästigen? Ich nehme an, Sie haben schon mal von parlamentarischer Immunität gehört?“
    „Ich weiß durchaus, was das bedeutet.“
    „Sie hören mich also als Zeugen an, oder? Denn sonst würde ich mir Ihr Vorgehen sowohl wegen der Uhrzeit als auch wegen meiner Immunität verbieten.“
    „Sie sagen es. Nur eine kleine Unterhaltung unter Freunden …“
    „Die ich jederzeit beenden kann.“
    Servaz nickte.
    Der Politiker starrte ihn an, dann lehnte er sich seufzend gegen die Rückenlehne seines Sessels.
    „Welche Uhrzeit?“
    „Freitag. Zwischen 19:30 und 21:30 Uhr.“
    „Ich war hier.“
    „Allein?“
    „Mit Suzanne. Wir haben uns eine DVD angesehen … Sie mag amerikanische Komödien aus den Fünfzigern, stellen Sie sich vor. In letzter Zeit tue ich alles, um ihr das Leben … angenehmer zu machen. Freitag, warten Sie, haben wir uns, glaube ich, Ein Herz und eine Krone angeschaut, aber das müsste ich sie fragen. Ich bin mir nicht sicher. Sie könnte das bezeugen, falls es notwendig werden sollte … Aber so weit sind wir ja noch nicht, oder?“
    „Bis auf weiteres hat dieses Gespräch nicht stattgefunden“, bestätigte Servaz.
    „Genauso seh ich das auch.“
    Zwei Boxer beim Wiegen. Lacaze schätzte ihn ab. Er mochte ebenbürtige Gegner.
    „Erzählen Sie mir von ihr. “
    Servaz hatte mit Absicht das Pronomen gewählt. Er wusste, welche seltsamen chemischen Prozesse das Wort im Gehirn eines verliebten Mannes auslösen konnte. Aus eigener Erfahrung.
    Tatsächlich sah er, wie Lacazes Augen plötzlich funkelten. Treffer.
    „Oh … mein Gott … von ihr … sie … stimmt es, was man sich erzählt?“
    Der Abgeordnete rang nach Worten.
    „Dass sie … gefesselt … ertränkt wurde … Oh, Shit … ich glaube, ich muss mich übergeben!“
    Servaz sah, wie er aufsprang und zur Tür stürzte. Aber noch ehe er sie erreichte, machte er kehrt. Einige Momente wankte er in der Mitte des Zimmers, als würde er groggy in den Seilen hängen, dann kehrte er zum Sessel zurück und sich ließ sich fallen – und Servaz führte die Analogie in seinem Kopf weiter: Jetzt fehlten nur noch ein Eimer und ein Sekundant in der Ecke des

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