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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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wonach Niklas die ganze Zeit Ausschau gehalten hatte: eine alte Schultafel.

    »Ich hoffe, wir verstehen uns«, schloss Niklas seinen Vortrag, als am Montagabend die ganze Familie zusammensaß; auch Lottes Freundin war dabei. Er schaute erwartungsvoll in die Runde am Küchentisch, auf dem seine neue Wunderwaffe lag. Hannes immerhin, der genussvoll schmatzend einen Apfel mümmelte, nickte überzeugt. Mit einem Seufzer ließ Lotte vernehmen, sie sei schließlich nicht blöd. Ihr mandeläugiger Zwilling Maki, die ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift Zicke trug, pustete unter ihren Pony.
    »Prima!« Niklas beschloss, den soeben behandelten Stoff direkt wieder abzufragen, auf dass er sich besser einprägte. Da klingelte das Telefon, doch als Oliver dranging, wurde am anderen Ende aufgelegt.
    Niklas war das ganz recht, da er gerade keine Unterbrechung gebrauchen konnte. So deutete er mit dem Stiel eines Kochlöffels auf die Tabelle, die er mit gelber Kreide auf die Tafel gemalt hatte. Sie bestand aus fünf Spalten, wovon jede einem Namen zugeordnet war: Hannes, Lotte, Maki, Oliver und Niklas.
    »Wie man sieht, nehmen wir uns von dem Ganzen nicht aus«, wiederholte er, weil ihm dieser Punkt besonders wichtig erschien, und erhielt genickte Zustimmung von Oliver.
    »Auch Erwachsenen kann so was mal rausrutschen«, erklärte er, und Makis Pony flog wieder in die Luft.
    »Wer nun also in diesem Haus eines dieser extrem unschönen Worte in den Mund nimmt«, Niklas zeigte auf den unteren Teil der Tafel, wo er die Lieblingskraftausdrücke der Kinder mit roter Kreide notiert und durchgestrichen hatte, »der wird mit Punktabzug bestraft.«
    Der Stiel des Kochlöffels kreiste um das Wort ›geil‹.
    »Wie viele Minuspunkte, Hannes?«
    »Fünf«, rief Lotte vorlaut.
    »Ich habe deinen Bruder gefragt.«
    »Und einmal die Woche darf man«, rief Lotte.
    »Gut aufgepasst«, sagte Oliver.
    »Aber nur wenn es unbedingt sein muss«, schob Niklas nach. »Wie ist es hiermit?«
    »Arschloch«, las Hannes verträumt vor, und Oliver begann zu kichern. Unter Niklas’ strafenden Blicken riss er sich jedoch zusammen.
    »So was sagen nur Leute, die an roten Ampeln Autoscheiben putzen und einem dabei den Wischer abbrechen«, sagte er. »Wollt ihr so enden?«
    »Das gibt zehn Minuspunkte«, ergänzte Lotte.
    Maki warf einen gelangweilten Blick an die Decke, und Niklas fragte sich, warum Lotte von allen Japanern, diesem sympathischen und höflichen Volk, das in Düsseldorf so zahlreich vertreten war, ausgerechnet diese rotznasige Zicke zur Freundin haben musste.
    »Aber ›Fotzenkopf‹ darf man sagen?«, wollte Maki wissen.
    Niklas tat so, als hätte er sie nicht gehört.
    »›Tuppes‹ geht auch«, kam ihm Oliver zu Hilfe. »Oder sagt einfach ›Tütenüggel‹, das ist harmlos.«
    Die Kinder mussten kichern.
    »Oder ›Troglodyt‹, wenn ihr angeben wollt!«, empfahl Niklas. »Das bedeutet Höhlenbewohner.«
    »Trototüüt«, sagte Hannes, und Maki rollte wieder mit den Augen.
    »Bleibt noch das hier.« Er wandte sich dem Wort ›Scheiße‹ zu.
    Olivers Arm schoss in die Höhe. Er schnippte dazu mit den Fingern und rief: »Ich weiß es, ich weiß es.«
    Niklas ignorierte ihn, weil er das Gefühl hatte, dass Olivers Verhalten ihrer elterlichen Autorität nicht besonders zuträglich war. Die Kinder giggelten fröhlich vor sich hin.
    »Wie ist es mit unserem Gast? Wie viele Minuspunkte, Maki?«
    Lottes Freundin zuckte mit den Schultern.
    »Schehn«, rief Hannes mit vollem Mund.
    »Sehr gut, Maki!« Niklas fühlte sich erschöpft. »All diese Minuspunkte werden auf der Tafel zusammengerechnet. Und wenn man in einer Woche fünfundzwanzig Punkte gesammelt hat, dann gibt’s Ärger.«
    »Meine Mama hat immer gesagt, wenn wir nicht lieb sind, tommt die Supernanny«, erinnerte sich der Junge.
    »So weit sind wir glücklicherweise noch nicht«, beruhigte ihn Niklas.
    »Aber die ist voll hübsch.«
    Oliver musste grinsen. »Wir haben selber auch super Ideen: Kein Fernsehen, keine Schokolade, weniger Taschengeld.«
    »Es kann auch schon mal dazu führen, dass ihr eure Freunde nicht besuchen dürft«, fügte Niklas mit Blick auf Maki hinzu. »Oder umgekehrt.«
    »Mir könnt ihr gar nichts vorschreiben, ihr seid nicht meine Eltern!«, platzte Maki hervor. »Ihr seid ja nicht mal Charlies richtige Eltern!«
    Niklas und Oliver tauschten hilflose Blicke. Es war ganz still in der Küche geworden. Nicht mal Hannes traute sich, in seinen Apfel zu beißen. Da

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