Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
Vom Netzwerk:
lieber ihn wegmachen lassen … ‹ Herr Bayer, können Sie uns erklären, was mit diesem Eintrag gemeint ist?«
    Nonninger ging dazwischen. »Einspruch! Wie soll mein Mandant wissen, was damals im Kopf seiner Ex-Frau vorging?«
    »Es geht hier weniger um ihren Kopf, sondern um den Uterus. Vom Eintrag bis zur Geburt des zweiten Kindes von Inken und Wolfram Bayer waren es noch acht Monate.«
    »Einspruch abgelehnt«, beschied van der Ohe leise.
    »Herr Bayer, Sie wollten nie ein zweites Kind, nicht wahr? Sie wollten, dass Ihre Frau es abtreiben lässt.«
    Wolfram kaute auf seiner Unterlippe, während seine Frau ihn entsetzt von der Seite betrachtete. Bevor er antworten konnte, kam ihm sein Anwalt zu Hilfe.
    »Einspruch! Es zeugt einmal mehr von der Vernunft meines Mandanten, dass er kein Kind mit einer Frau in die Welt setzen wollte, die er nicht liebt. Die ihn offenbar ebenso wenig liebte, wie Sie gerade eindrucksvoll bewiesen haben, verehrte Frau Kollegin. Mit einer Partnerin an der Seite, die ihn versteht und respektiert, ist mein Mandant heute bereit für die Vaterschaft.«
    Niklas empfand Neid, fast Anerkennung dafür, wie Nonninger es beherrschte, Fakten, die eigentlich gegen ihn sprachen, blitzschnell für sich umzudeuten und in die eigene Argumentation einzubauen. Damit beeindruckte er sogar den Richter.
    »Stattgegeben«, sagte der nach einiger Überlegung.
    Tita Parese zuckte mit ihren runden Schultern. »Es hätte mich noch interessiert, ob Herr Bayer sich schämt, wenigstens ein kleines bisschen. Aber ich glaube, ich kenne die Antwort. Keine weiteren Fragen.«
    Als Nächstes wollte man Niklas zu Wort kommen lassen. Er war froh, die Angelegenheit endlich klarstellen zu können, und ließ die richterliche Ermahnung, die Würde des Gerichts zu achten, über sich ergehen. Das versprach er gerne, wähnte er sich doch so gut wie am Ziel: Tita Parese hatte dem Gegner das Messer in den Leib gestoßen, er würde es noch ein paar Mal genüsslich herumdrehen.
    Die Befragung durch seine Anwältin verlief wie verabredet. Nach seiner ausführlichen Darstellung von Wolframs unmännlichem Abgang vor drei Jahren, der van der Ohe mit einer Mischung aus Abscheu und Interesse lauschte, hatte er schon den Eindruck, den Richter auf seiner Seite zu haben. So fühlte sich Niklas gestärkt für die Befragung durch Nonninger.
    »Herr Tiedemann«, begann der Anwalt mit seinem falschen Lächeln. »Wir haben vorhin das wenig schmeichelhafte Urteil meines Mandanten gehört, der Ihnen verschiedene Tugenden in Abrede stellte wie … «
    »Alle haben es gehört«, klagte Tita Parese. »Nicht nötig, dass wir das nochmal wiederholen.«
    »Wenn ich ausreden dürfte, Herr Vorsitzender, würde sich der Zweifel an der Redlichkeit meines Vorgehens schnell legen.«
    Niklas konnte aus nächster Nähe sehen, wie Wolframs fetter Anwalt schwitzte. Der Rand seines weißen Hemdkragens war schon ganz feucht.
    »Abgelehnt. Fahren Sie bitte fort.«
    »Im Sinne der Gerechtigkeit und Ausgewogenheit möchte ich Sie, Herr Tiedemann, fragen, wie Sie sich selbst charakterisieren würden. Doch sicher als vernünftig und verlässlich?«
    Aus Nonningers Mund klangen Begriffe wie ›Vernunft‹ und ›Ausgewogenheit‹ wie purer Hohn.
    »Allerdings.«
    »Als jemand, der sich an Vereinbarungen hält.«
    »Ich denke, das sollten andere beurteilen.«
    »Ich mag Ihre Bescheidenheit.«
    »Herr Vorsitzender, ich bitte Sie!«, meldete sich Niklas’ Anwältin zu Wort, »wenn der Kollege Nonninger meinem Mandanten schmeicheln möchte, dann können sie im Anschluss gerne Nummern austauschen. Aber ehrlich gesagt, sitzen wir aus einem anderen Grund hier zusammen.«
    Der Richter versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen. »Kommen Sie zur Sache!«
    Wolframs Anwalt bückte sich nach dem Karton, den seine Mitarbeiterin gebracht hatte, und stellte ihn auf den Tisch. Heraus holte er einen Teddy, zwei Garnituren Wäsche sowie eine blonde Perücke für Luzie die Zweite, einen MP3-Player, einen Bausatz für einen feuerroten Kastendrachen, diverse CDs mit Kinderhörspielen und verteilte alles auf dem Tisch.
    »Ich werde dem Gericht in wenigen Augenblicken eine Liste dieser Beweisstücke vorlegen. Es handelt sich um Geschenke, die Herr Tiedemann den Kindern meines Mandanten gemacht hat – und zwar nach Ergehen der einstweiligen Verfügung.«
    »Einspruch. Das ist nicht verboten«, schaltete sich Tita Parese ein. Mit einem Seitenblick teilte sie Niklas mit, dass sie gerne früher

Weitere Kostenlose Bücher