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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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»Hast du nicht den großen Bericht in der Pfälzischen Allgemeinen gelesen, in dem drinstand, dass dieser brutale Mehrfachmörder in der JVA Mannheim Steinmetzkurse für seine Mitgefangenen durchführt. Diese angeblichen Kunstwerke sollen für gemeinnützige Zwecke versteigert werden.«
    »Nein, mein alter Junge, ich lese nur die FAZ .« Dr. Schönthaler griff in die Hosentasche. »Apropos FAZ .« Er zog die Todesanzeige heraus, die er vorhin eilig ausgeschnitten und eingesteckt hatte, und legte sie zwischen die beiden Männer auf den Tisch. »Ich denke, wir sollten uns den Text mal etwas genauer anschauen. Vielleicht findet sich ja irgendwo ein verborgener Hinweis auf den Entführer. Irgendwie hab ich das ungute Gefühl, da will einer mal wieder ein makaberes Spielchen mit dir treiben.«
    »Ja, verflucht noch mal, den Eindruck hab ich auch.«
    »Es fängt schon mit diesem Bibelspruch an«, entgegnete Dr. Schönthaler und tippte mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Textstelle. »Deine Zeit steht in meinen Händen. Das bedeutet wohl nichts anderes, als dass du ihm ausgeliefert bist.«
    Er hob das Kinn, fixierte seinen besten Freund mit einem stechenden Blick. »Wenn ich mir’s recht überlege, Wolf, kündigt er relativ unverblümt deinen Tod an. Da steht’s: gestorben am 5. August 2008. Und das ist heute! Klar: Nach langem Leiden wurde er endlich erlöst.«
    »Nun mal nicht gleich den Teufel an die Wand«, beschwichtigte Tannenberg vordergründig. Doch auf seinem Rücken spürte er den kalten Hauch der Angst, der ihn frösteln ließ.
    Dr. Schönthaler schien erst jetzt die Dramatik dessen zu begreifen, was er eben lapidar festgestellt hatte. Er schnellte von seinem Stuhl in die Höhe, hechtete zur Zimmertür, riss sie auf und spähte in den Vorraum des Kommissariats. Aber dort war niemand, keine Menschenseele. Er schloss die Tür und drehte den Schlüssel herum.
    »Sag mal, Rainer, übertreibst du nicht gerade ein wenig?«, versuchte Tannenberg seine Beklemmung zu überspielen.
    »Wieso? Da steht’s doch eindeutig«, antwortete der Rechtsmediziner mit bebender Stimme. »Wo ist deine Waffe? Liegt sie im Schreibtisch?«
    »Ja, natürlich.«
    Mit eiligen Schritten trat der Rechtsmediziner hinter Tannenbergs Schreibtisch, zog die oberste Schublade heraus, entnahm ihr die Dienstwaffe mitsamt des Schulterhalfters und drückte sie dem verdutzten Freund in die Hand.
    »Los, zieh das Ding über«, blaffte er ihn an.
    Tannenberg schürzte die Lippen und wiegte den Kopf hin und her. »Nein, Rainer, das mach ich nicht, das ist doch totaler Quatsch. Du siehst Gespenster«, sagte er, so gelassen wie möglich. In seinem Kopf dagegen pulsierten die Gedanken, sein Gehirn suchte fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Angstfalle.
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte der Pathologe, dem die kaum merklichen Anspannungen der Gesichtsmuskeln seines Freundes nicht entgangen waren. »Ich sehe dir doch an, dass du Angst hast.«
    »Quatsch! Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Warum sollte sich denn dieser Irre die ganze Mühe machen und Emma entführen, wenn er vorhat, mich heute umzubringen? Dann könnte er mich mit dieser verdammten Entführung doch gar nicht lange genug quälen.«
    Dr. Schönthaler beruhigte sich ein wenig. »Da ist möglicherweise etwas Wahres dran.«
    »Na, siehst du. Dann schließ bitte die Tür wieder auf. Was sollen denn meine Kollegen von uns denken?«
    Der Pathologe tat wie ihm geheißen und kehrte an den Besuchertisch zurück. »Aber trotzdem solltest du besonders heute auf der Hut sein.«
    »Mach ich.«
    Das Gesicht des Gerichtsmediziners nahm einen flehenden Ausdruck an. »Bitte, Wolf, trage die Waffe. Für alle Fälle. Tu mir den Gefallen.«
    »Blödsinn«, knurrte der Kriminalbeamte.
    »Jetzt sei nicht so stur. Denk an deine Familie. Du musst sie doch beschützen können. Wer weiß, was dieser Psychopath noch an Gemeinheiten ausgeheckt hat.«
    Dieser Appell fruchtete. Tannenberg streifte nickend das Halfter über. Dabei feuerte er ein kurzes, zynisches Lächeln in Richtung seines Freundes ab. »Morgen um 9 Uhr ist meine Beerdigung. Kommst du eigentlich?«
    »Über so was macht man keine Witze!«, schimpfte Dr. Schönthaler, sonst stets ein großer Liebhaber makaberer Sprüche. »Woher kennt dieser Kerl eigentlich dein Geburtsdatum?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«
    Wieder hämmerte der Rechtsmediziner auf der Todesanzeige herum. »Auch das hier ist merkwürdig: Kriminalhauptkommissar a. D. Warum

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