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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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schob er im Stillen nach.
    Eberhard Richter senkte die Stimme. »Wenn du mir diese Exklusivität zusicherst, soll es übrigens nicht dein Schaden sein. Ich verspreche dir, dass du in meiner Artikelserie in einem ausgesprochen positiven Licht erscheinen wirst.«
    Hollerbach brummte auf.
    Eberhard Richter machte eine ausladende Geste, so als wolle er einen Stargast präsentieren. »Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir: Dr. Sigbert Hollerbach – der Kämpfer für Recht und Ordnung. Das würde sicherlich auch unseren Parteifreunden sehr gut gefallen. Und deiner Karriere förderlich sein.«
    Der Oberstaatsanwalt nickte begeistert. »Hört sich richtig gut an. Allmählich wird die Sache wirklich interessant, das muss ich schon sagen.«
    »Siehst du, wir verstehen uns doch. Hab ich auch nicht anders erwartet.«
    Dr. Hollerbach zog in Gedanken eine kurze Zwischenbilanz, die ihn inzwischen durchaus fröhlich stimmte. »Du glaubst also, diese Todesanzeige und die Entführung des kleinen Mädchens hängen unmittelbar miteinander zusammen?«
    »Ja, aber das liegt doch wohl auf der Hand. Ich denke, beides ist Teil einer perfide ausgetüftelten Strategie zur Vernichtung deines Busenfreundes. Den will einer anständig in die Pfanne hauen. Und du kannst dabei in aller Ruhe zuschauen. Na, wenn das kein Grund zur Freude ist.«
     
     
    8 Uhr 30
     
    Im Treppenhaus der Polizeidirektion am Pfaffplatz vibrierte es in Dr. Schönthalers Hosentasche. Er zog das Handy hervor und drückte die grüne Taste.
    »Hallo, werter Herr Kollege Bohnhorst von der Frischfleischabteilung. – Nein, nein, Wolf geht es gut. Hinter der Anzeige steckt wohl irgend so ein Spinner oder Wichtigtuer. Heutzutage gibt’s ja immer mehr von diesen Verrückten«, sagte er und bedachte Tannenberg mit einem fragenden Blick. Doch der schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein, ich weiß auch nicht, wo er sich gerade rumtreibt«, log der Rechtsmediziner, ohne rot zu werden. »Aber es geht ihm auf alle Fälle gut. Ja, Herr Kollege, ich bin auch froh, dass er noch nicht bei mir auf dem Tisch gelandet ist.« Er feuerte ein Augenzwinkern ab. »Sicher, ich richte ihm schöne Grüße von dir aus. Mach’s gut und halt die Ohren steif.«
    An den neben ihm stehenden Kriminalbeamten gerichtet, ergänzte er: »Unser lieber Kai, wohl auch ein FAZ -Leser. Oder er hat von deinem vermeintlichen Ableben über die innerstädtischen Buschtrommeln erfahren. Auf dem Messeplatz soll übrigens heute Abend ein Freudenfeuerwerk abgebrannt werden.«
    Tannenberg rollte gequält die Augen.
    Der Allgemeinmediziner Dr. Kai Bohnhorst war bereits der vierte ehemalige Klassenkamerad Tannenbergs, der sich an diesem Morgen bei Dr. Schönthaler gemeldet hatte. Sie alle waren in der FAZ auf die Todesanzeige gestoßen, hatten sich jedoch nicht getraut, im vermeintlichen Trauerhaus in der Beethovenstraße anzurufen und sich nach der Ursache des plötzlichen Ablebens ihres alten Schulfreundes zu erkundigen.
    »Der Täter hat Wolf dieses Päckchen hier nach Hause geschickt«, eröffnete der Rechtsmediziner wenig später die Dienstbesprechung, obwohl er streng genommen dazu gar nicht befugt war. Demonstrativ hielt er die Pappschachtel in die Höhe. »Es enthält einen abgetrennten Kinderfinger.«
    Die beiden letzten Worte erzeugten blankes Entsetzen auf den Gesichtern der Anwesenden. Dr. Schönthaler fuhr unterdessen fort: »Es handelt sich jedoch glücklicherweise nicht um organisches Gewebe, sondern um synthetisches. Mit anderen Worten: Irgendjemand hat einer lebensechten Puppe den kleinen Finger abgetrennt und ihn Wolf geschickt. Es war also nur ein Scherz.«
    Sabrina Schauß reagierte empört. »Mit so was Makaberem macht man aber keine Scherze, Doc!«
    »Wir nicht, Sabrina, der Täter aber offensichtlich sehr wohl.«
    »Die arme kleine Emma«, stöhnte die junge Kommissarin mit belegter Stimme.
    »Die Sache mit dem Finger hat aber auch etwas Gutes.«
    »Und was? Ich kann so etwas Perversem überhaupt nichts Positives abgewinnen«, wandte Sabrina ein.
    »Doch, denn dieses Päckchen gibt meines Erachtens durchaus Grund zur Hoffnung, dass der Täter Emma nichts antun wird.« Bedeutend leiser schob Dr. Schönthaler nach: »Zumindest vorläufig nicht.«
    »Und warum?«
    »Weil er sie offenbar als Faustpfand behalten möchte. Sonst hätte er nämlich wirklich ihren Finger geschickt und nicht eine Kunststoffattrappe. Das gibt uns etwas ungemein Wichtiges, nämlich Zeit. Zeit, um Emma zu finden.«
    »Und es engt

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