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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Tannenberg an: »Kannst du den armen Alex nicht von diesen blöden Handschellen befreien?« Dann wandte sie sich wieder Fritsche zu. »Ich bin ja heilfroh, dass ich mich von diesem unsensiblen Grobian getrennt habe.«
    »Was?«, stieß Fritsche erstaunt aus.
    »Ja, Alex, ich hab’s nicht mehr ausgehalten mit ihm.«
    Fritsches Augen glänzten vor Freude, er blickte sehnsüchtig zu Johanna empor. »Dann komm doch bitte zu mir zurück«, flehte er. »Ich lege dir auch die Welt zu Füßen. Mein Schatz, ich liebe dich über alles.«
    Hanne jagten kalte Schauder den Rücken hinunter. »Das weiß ich doch, mein lieber Alex. Ich mag dich auch sehr.« Ihre Mimik nahm verzweifelte Züge an. »Aber dazu musst du doch in Freiheit sein und darfst nicht ins Gefängnis.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen, bevor sie fortfuhr: »Ich habe einen Deal mit der Polizei für dich eingefädelt. Wenn du zustimmst, steht unserem gemeinsamen Glück nichts mehr im Wege.«
    »Einen Deal?«
    »Ja.«
    »Und wie soll der aussehen?«
    »Ganz einfach: Du sagst jetzt der Polizei, wo du das kleine Mädchen versteckt hast. Tannenberg gibt dir sein Ehrenwort, dass du dafür auf freiem Fuß bleibst.« So, als sei sie von Vorfreude beseelt, schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln. »Dann können wir endlich zusammenziehen.«
    »Du willst mit mir zusammenziehen?«
    »Ja, sicher will ich das.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Dann knie dich nieder und schwöre es mir feierlich.«
    Johanna befolgte die Anweisung und hob die Finger zum feierlichen Eid. »Ich schwöre …«
    »Bei allem, was dir heilig ist.«
    »Bei allem, was mir heilig ist, schwöre ich hiermit, dass ich mit Alexander Fritsche zusammenziehen …«
    »Und ihn immer und ewig lieben werde«, erweiterte Fritsche die Eidesformel.
    »Und ihn immer und ewig lieben werde«, sprach Hanne wörtlich nach. Unbeabsichtigt gewann ihre Stimme an Schärfe: »Wenn er jetzt endlich Emmas Aufenthaltsort preisgibt.«
    Urplötzlich schlug die Stimmung des Stalkers um. Wie ein Wahnsinniger warf er mit weit aufgerissenem Mund den Kopf hin und her. Dabei brüllte er: »Hast du bescheuerter Bulle denn wirklich geglaubt, ich falle auf solch einen primitiven Trick herein? Du lässt einfach Hanne hier antanzen, sie zieht eine Show ab, und ich plappere alles aus?«
    Ruckartig kam sein Körper zur Ruhe. Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Während ihr hier dieses Affentheater abzieht, liegt Emma irgendwo im Wald in einem Loch und geht langsam aber sicher vor die Hunde«, schrie er von einem aggressiven, diabolischen Lachen begleitet. »Dein Leiden, Scheißbulle, ist noch lange nicht zu Ende!«
    Tannenberg zerrte seine Waffe aus dem Halfter, lud sie blitzschnell durch und richtete sie auf Fritsche. »Dafür ist dein Leben jetzt zu Ende, du elender Kretin!«
     
     
    10 Uhr
     
    Emma träumte gerade einen wunderschönen Traum: Sie tollte mit Kurt auf einer blühenden Frühlingswiese herum. Mama und Papa saßen auf einer Decke. Voller Stolz beobachteten sie das putzige Treiben ihrer wohlgeratenen Tochter. Mit dem riesigen Mischlingshund im Schlepptau kehrte Emma zu ihren Eltern zurück. Die letzten Meter rannte sie. Papa breitete die Arme aus. Lachend fiel sie ihm um den Hals. Papa drehte sie auf den Rücken und kitzelte sie so lange am Bauch, bis sie vor Vergnügen quiekte. Mama gab ihr einen dicken Kuss, drückte sie ganz doll lieb.
    Wohlig streckte Emma ihren kleinen Körper, gähnte und rekelte sich noch ein wenig. Im Halbschlaf tastete sie nach ihren Lieblingsschmusetieren: einem wuscheligen Hund, der natürlich ›Urt‹ hieß, einem Teddybären, den sie ›Brumm‹ nannte, und einem Plüschhasen namens ›Oppel‹. Jeden Abend kuschelte sie mit ihnen beim Einschlafen. Gemeinsam lauschten sie Mama, wenn sie ihnen eine schöne Geschichte vorlas.
    Emma mochte am liebsten die Geschichten vom kleinen Bär und seinem Freund, dem kleinen Tiger, der immer seine gestreifte Tigerente hinter sich herzog. Auch beim Aufwachen durften die drei Kuscheltiere nicht fehlen. Nachdem Emma jedes von ihnen fest an ihr Herz gedrückt hatte, wurden sie in der Reihenfolge ›Hund-Bär-Hase‹ links neben ihr Kopfkissen gesetzt und mit einem Küsschen verabschiedet.
    Als sie keines ihrer Kuscheltiere greifen konnte, öffnete sie blinzelnd die Augen. Vor ihr tauchten Gitterstäbe auf. Aber sie waren nicht ockerfarben wie die zu Hause an ihrem Bettchen, nein, diese waren dunkelbraun. Verwundert drehte sie den Kopf nach oben. Sie

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