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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Anfang mir gegenüber verhalten hast. Und jetzt freust du dich immer, wenn ich dich besuchen komme, gell?«
    Emma beobachtete den Mann mit einem freundlichen, wachen Blick, der keinerlei Anzeichen von Angst zum Ausdruck brachte.
    »Wenn ich darüber nachdenke, ist dein Verhalten eigentlich gar nicht so schwer zu erklären: Du bist mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und verhältst dich deshalb logischerweise so, wie es dir dein Überlebensinstinkt befiehlt.« In ein affektiertes Kichern hinein schob er nach: »So wie Simon deinem Großonkel Wolfram bestimmte Dinge befiehlt.«
    Als Emma diesen Namen hörte, stutzte sie einen Augenblick lang. Doch kaum einen Wimpernschlag später nahm sie ihre Puppe auf und fütterte sie spielerisch mit einem Keks.
    Nachdem er die Champagnerflasche bis auf den letzten Tropfen geleert hatte, öffnete er den Rucksack, den er die ganze Zeit über wie eine Trophäe auf dem Rücken getragen hatte, und stapelte die Banknotenbündel vor Emma auf.
    »Schau mal, was ich uns mitgebracht habe: eine Million Euro in gebrauchten, nicht registrierten Scheinen.« Er krauste die Stirn, seine Miene verdüsterte sich. »Hoffe ich wenigstens.« Gleich darauf entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, und ein zufriedenes Lächeln zeigte sich. »War eigentlich von vornherein klar, dass er keinen Trick versuchen würde. Der hat nämlich mordsmäßig Angst um dich, meine Süße.«
    Er reichte Emma ein Bündel Banknoten. Sie begutachtete es von allen Seiten und legte es anschließend auf der Decke ab. Er dagegen entfernte von einem anderen Packen die Banderole, fächerte die Geldscheine auf und warf sie in die Luft. Als Emma die niederschwebenden Banknoten sah, gluckste sie vor Vergnügen. Er nahm ein weiteres Bündel, schnüffelte daran.
    »So viel Geld auf einem Haufen. Ist das nicht herrlich?« Wild gestikulierend schnitt er alberne Grimassen. »Geld ist geil! Sooo geil!«
    Emma musterte ihn ein paar Sekunden lang skeptisch, dann versuchte sie ebenfalls von ihrem Bündel die Banderole zu entfernen. Es gelang ihr jedoch nicht. Enttäuscht reichte sie es ihm zurück. Er tat, was sie unausgesprochen von ihm forderte, zerriss die Banderole und sorgte für einen weiteren Geldscheinregen.
    Plötzlich sprang er auf, packte Emma unter den Achseln und hob sie hoch. Sie roch seinen beißenden Alkoholatem und wandte sich angewidert ab.
    »So, mein kleiner Spatz, es wird Zeit für dich. Du musst nun wieder in dein Bettchen. Aber ich verspreche dir, du hast es schon bald geschafft«, sagte er, während er sie zu dem rundum vergitterten Kleinkindergefängnis trug.
    Er setzte Emma in den Gitterkäfig und klappte den Deckel herunter. Auf das Verschließen des Bügelschlosses verzichtete er diesmal. Danach hievte er das umfunktionierte Kinderbett auf ein etwa eineinhalb Meter hohes, aus Gasbetonsteinen gemauertes Podest. Das Gitterbettchen passte haargenau zwischen Podest und Kellerdecke.
    »Du hast dieses Scheißleben schon bald hinter dir, du kleine Tannenberg-Kröte«, fauchte er der verängstigten Emma entgegen, die mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke kauerte. »Genieß noch deine letzten Stunden.«
    Danach packte er die Geldbündel in den Rucksack, verließ pfeifend den Kellerraum und kontrollierte von außen die zusätzlich angebrachten Dichtungen der Feuerschutztür. Zur Sicherheit verriegelte er die Metalltür mit drei kräftigen Stahlschiebern. Sie waren so konstruiert, dass sie das Türblatt noch fester auf den Rahmen pressten. Schließlich war die Funktionstüchtigkeit dieser Tür ein wesentlicher Bestandteil seines Spiels.
    Eines Spiels, das nun in die entscheidende Phase gehen sollte.
     
    Nach der Geldübergabe fuhr Tannenberg mit der nächstmöglichen Zugverbindung zurück nach Kaiserslautern. Dr. Schönthaler wartete in der Bahnhofsgaststätte auf seinen Freund. Auf direktem Wege gingen die beiden in die Beethovenstraße, wo Tannenberg seine Familie auf den aktuellen Stand der Dinge brachte.
    Das Aufeinandertreffen der Familienmitglieder war von einem extremen Wechselbad der Gefühle geprägt: Die Stimmung schwankte permanent zwischen Lethargie, Hoffnung, Angst, Verzweiflung und Wut – mithin Grundbestandteile einer explosiven Mischung, welche die enge Familienbande mehrmals in dieser schwülheißen Sommernacht einer schweren Belastungsprobe unterzog. Zudem quälte die Familie die bleierne Wartezeit, während der sie auf unerträgliche Art und Weise zur absoluten Untätigkeit verdammt war. Alle

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