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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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Straßenlaterne zum Stehen, halb auf der Fahrbahn und halb auf dem Bürgersteig.
    Wade sprang aus dem Auto und lief hinüber zu der Frau. Sie trug ein Krankenhaushemd, das am Rücken offen war und ihren von Prellungen übersäten Rücken entblößte. Ihre Füße waren nackt, von Schwielen überzogen und dreckig, ihre Knie zerkratzt und sie bluteten. Sie war bestimmt schon Mitte sechzig und, so wie sie aussah, obdachlos.
    »Ma’am?«, sprach Wade sie an. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    Sie sah durch ihn hindurch, als sei er nicht vorhanden. »Komm her, Mitzi. Ich habe Thunfisch für dich.«
    Wade bewegte seine Hand direkt vor ihren Augen. Nun nahm sie ihn war.
    »Ja, ich werde es überdimensionieren«, sagte sie.
    Charlotte kam zu ihm. »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Sanft nahm Wade die rechte Hand der Frau und untersuchte ein gelbes Plastikband, das sie um ihr Handgelenk trug. Darauf waren ein paar Ziffern zu lesen, das Datum, der Name »Jane Doe«, den alle unbekannten Frauen vorläufig bekamen, und der Name des Krankenhauses.
    »Nein«, erwiderte Wade. »Wir bringen sie selbst ins Community General Hospital.«
    »Das Blake Memorial wäre näher«, wandte Charlotte ein. »Das Community General ist mindestens zehn Meilen entfernt.«
    »Mit dem Taxi aber ein Katzensprung«, erklärte Wade.
    Er nahm Jane am Arm, führte sie langsam zum Streifenwagen und half ihr auf den Rücksitz.
    Das Community General befand sich im Norden, wo die Innenstadt in Crescent Heights überging, einem Viertel voller viktorianischer Häuser, kleiner Cafés, Boutiquen, Kunstgalerien und jeder Menge prestigeträchtiger Inneneinrichtungsfirmen undArchitekturbüros, das erst vor Kurzem von Grund auf saniert worden war.
    Das Krankenhaus war von Aktivisten der Gemeinde vor der Insolvenz und der Abrissbirne bewahrt worden. Man wollte die Architektur im Art-Déco-Stil erhalten und weiterhin eine dienstbereite Notaufnahme in der Nähe haben. Wade vermutete allerdings, dass dort eine Kollagenspritze in die Lippen vor einem Date zu den typischen Notfällen zählte.
    Auf dem ganzen Weg plapperte »Jane Doe« unzusammenhängendes Zeug über Fugenkitt, den Fernsehmoderator Pat Sajak, Wassermelonensamen, Blähungen und noch Hunderte anderer Dinge.
    Sie hielten vor dem Eingang der Notaufnahme. Charlotte stieg aus, suchte sich einen Rollstuhl und brachte ihn zum Wagen. Wade half Jane hinein.
    Dann marschierte Wade in die Notaufnahme und Charlotte folgte ihm mit dem Rollstuhl.
    In der Notaufnahme sah es eher aus wie in einem Apple Store. Alle Oberflächen glänzten weiß und waren indirekt beleuchtet. Überall standen Flachbildmonitore und irgendwelche Hightechgeräte herum, die Wade nicht einordnen konnte. Die Kleidung des Personals bis hin zu den Kitteln passte den Leuten, als sei alles von einem Modedesigner maßgeschneidert worden.
    Die junge Schwester am Empfang lächelte wie eine Stewardess und besaß die Figur eines Topmodels. Doch als sie Jane sah, verfinsterte sich ihre Miene.
    »Ist sie schon wieder da?«, fragte die Schwester.
    »Sie kennen diese Frau?«, erkundigte sich Wade.
    »Diese Frau kennt sich ja nicht mal selbst«, erwiderte die Schwester. »Sie ist völlig durchgeknallt.«
    »Warum haben Sie sie dann entlassen?«, wollte Wade wissen.
    »Da müssen Sie Dr. Eddington fragen«, sagte sie und piepte den Arzt an.
    Ein paar Minuten später tauchte der Mann auf. Er hatte die Hände in den Taschen seines Kittel vergraben. Seine silberne Krawattewar perfekt gebunden, und mit chirurgischer Genauigkeit hatte er sein dünnes Haar über die kahle Stelle auf seinem Kopf gekämmt. Die Augen hinter den achteckigen Gläsern seiner Brille wurden schmal, und sein Gesicht verzog sich zu einem überheblichen Lächeln, als er Jane entdeckte.
    »Oh Gott«, sagte Eddington. »Wann werdet ihr das bloß lernen, Leute?«
    »Auf welche
Leute
beziehen Sie sich genau?«, fragte Charlotte schmallippig.
    »Auf euch«, erwiderte Eddington und deutete auf Wade und Charlotte. »Das hier ist ein Krankenhaus und kein Altersheim.«
    »Sie braucht ärztliche Hilfe«, sagte Charlotte.
    Jane sprang aus ihrem Rollstuhl auf. »Aus Miami Beach, es ist die
Jackie Gleason Show

    Behutsam half Charlotte der Frau, sich wieder hinzusetzen.
    »Sie hat ärztliche Hilfe bekommen«, erklärte Eddington. »Ihr habt sie uns vor drei Tagen gebracht. Offenbar war sie im Riverfront Park auf die Nase gefallen. Sie war nur leicht verletzt. Lediglich ein paar Kratzer. Wir haben sie

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