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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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dem Spiel, so viele feuerten mich an«, sagte Patterson später zu Gay Talese. »Ich weiß noch, wie mich am Morgen des Kampfs Frank Sinatra sehen wollte, und Al Silvani, ein Freund von Sinatra und einer meiner Trainer, begleitete mich in seine Suite im Sands Hotel. Vor dem Kampf kannte ich Silvani nicht besonders gut, aber Sinatra hatte mich Anfang des Jahres nach dem Tod meines Trainers Dan Florio angerufen und gesagt, wenn ich Silvanis Hilfe gebrauchen könnte, könnte ich ihn haben. Ich sagte nicht gleich ja. Ich überlegte es mir und wollte lieber noch warten. Dann rief Sinatra wieder an und sagte, ich könnte Silvani haben, der arbeitete zu der Zeit in Sinatras Filmgesellschaft, und schließlich sagte ich okay, und zwei Tage vor dem Kampf traf Silvani in Las Vegas ein, um mir gegen Cassius Clay zu helfen, und am Morgen des Kampfs begleitete er mich in Sinatras Suite, und an dem Morgen war Sinatra sehr nett, sehr aufmunternd. Er sagte mir, ich könne siegen, und wie viele Leute in Amerika darauf zählten, daß ich die Weltmeisterschaft von Clay zurückhole.«
    Erneut betrat Patterson unter der Last prominenter Unterstützung den Ring.
     
    Am Abend des Kampfs, das Attentat auf Kennedy jährte sich zum zweiten Mal, regnete es in der Wüste, wahre Sturzbäche dezimierten die Zuschauerzahl im Convention Center. Es kamen ungefähr 8000, was eine Einnahme von einer Viertelmillion Dollar ergab, immerhin konnten sich die Promoter über die Kartenverkäufe in den Kinos freuen, besonders in Europa. Auf Wunsch Alis sollte ein schwarzer Sänger die Nationalhymne singen; die Promoter bestimmten Eddie Fisher. Patterson stieg in einem aufwendigen roten Samtmantel in den Ring, Ali dagegen trug einen weißenFrotteemantel, wie ihn die alten Männer in der Collins Avenue in Florida am Strand trugen. Ali schien die Sache weniger als Spektakel oder besonderen Anlaß, sondern eher als unerbittliche Pflicht anzugehen. Er war entschlossen, Patterson zu beweisen, wie sehr er sich verrechnet hatte, was für einen großen Fehler er begangen hatte zu glauben, der Weg in die Herzen der Öffentlichkeit im Jahr 1965 sei es, sich zum Champion der Anpassung zu erklären.
    »Ali war ein schöner Krieger, und er reflektierte eine neue Haltung für einen Schwarzen«, sagte Toni Morrison. »Ich mag Boxen nicht, aber er war etwas ganz Besonderes. Seine Grazie war beinahe
erschreckend
.« Patterson dagegen deutete Ali falsch. Dafür sollte er nun bezahlen.
    Der Kampf wurde eine einzige Qual, und die erste Runde war die allerschlimmste. Ali huschte durch den Ring wie ein exzellenter Fliegengewichtler, ein Wasserläufer, der über die Matte und an den Seilen entlang glitt. Während der gesamten drei Minuten setzte er keinen einzigen ernsthaften Schlag an. Sein Ziel war Demütigung, sportliche, psychologische, politische und religiöse. Was hätte für Patterson demoralisierender sein können? In seinem Tanz entzog Ali sich mit Leichtigkeit Pattersons kümmerlichen Angriffsbemühungen; der Champion verhöhnte den Herausforderer: »Komm schon, Amerikaner! Komm schon,
weißer
Amerikaner!«
    Ali war so schnell und wollte Patterson so sehr reizen, daß er Schläge nur
antäuschte
, fintierte, hüpfte, mit den Schultern ruckte, alles nur, damit Patterson reagierte und seine reflexive Furcht offenbarte.
    Dann, in der zweiten Runde, fügte Ali diesem demütigenden Rezept den Jab hinzu, setzte ihn Patterson jedesmal, wenn dieser sich heranwagte, ins Gesicht.
    »Ich habe zu einem Schwinger angesetzt und ihn verfehlt, und davon bekam ich einen Muskelkrampf, und danachkonnte ich nur noch unter großen Schmerzen schlagen«, sagte Patterson später. »Ich konnte nicht einmal mehr gerade stehen, der Schmerz war wie kein anderer zuvor, und ich hoffte nur noch, Clay würde mich k. o. schlagen. Es ist nicht schön, das zuzugeben, aber es ist die Wahrheit.«
    Patterson schwindelte nicht. Sein Rücken machte ihm tatsächlich Schwierigkeiten, und in den Kampfpausen versuchten seine Betreuer Buster Watson und Al Silvani, die Schmerzen zu lindern, indem sie ihn hochhoben und ihm die Muskeln im Nacken und im unteren Rückenbereich massierten. Patterson bewegte sich ganz gut, vielleicht drei Viertel so gut wie sonst, doch das genügte nicht annähernd, um an Ali heranzukommen.
    Runde um Runde umkreiste Ali Patterson, jabbte, schlug linke Haken aus der Hüfte, brachte die rechte Gerade an, machte, was er gerade wollte, und gleichzeitig redete er auf Patterson ein, forderte ihn

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