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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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einer zweifelnden Öffentlichkeit seine Überlegenheit als Boxer zu beweisen, sondern auch die Überlegenheit einer Religion und des liberalen Vokabulars der Chancengleichheit. Natürlich wollte Patterson sich unbedingt von dem Makel reinigen, in weniger als fünf Minuten zweimal gegen Liston verloren zu haben. Das konnte er nur dadurch schaffen, daß er sich den Titel zurückholte oder bei diesem Unterfangen wenigstens tapfer kämpfte. Gemeinhin versuchen Boxjournalisten, aus einem sportlichen Wettkampf eine tiefere Bedeutung herauszupressen, wenn auch nur, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Patterson hatte ihnen diese Aufgabe erleichtert und realistisch gemacht. Er erklärte sich sogar bereit, gegen Ali kostenfrei anzutreten und seineBörse der NAACP zu spenden. Man hatte den Eindruck, daß sein Angebot nur halb im Scherz gemeint war. Patterson sagte sogar, daß ein Sieg über Ali – über
Clay
, wie er ihn beharrlich nannte – »mein Beitrag zu den Bürgerrechten« sei.
    Patterson hatte nie einen Zweifel, daß Liston in Lewiston hart getroffen worden war; hingegen konnte er nicht begreifen, daß dieser gewaltige Kämpfer in Miami aufgegeben hatte – und das auch noch gegen einen Nicht-Christen! »Es traf mich fast so sehr, als wäre ich selbst k. o. geschlagen worden«, schrieb Patterson. »Ausgerechnet er! Der Unschlagbare, wie die Presse ihn nannte, gab auf seinem Hocker auf … Wenn Liston nicht mit einem Arm schlagen konnte, was war dann mit dem anderen? … Ich kann das nicht so stehenlassen. Ich kann nicht zulassen, daß die Leute sich nur daran erinnern, daß ich gegen einen Mann verloren habe, der gegen einen anderen einfach so aufgegeben hat, noch dazu gegen einen, der sich die Weltmeisterschaft, die ja doch der ganzen Welt gehört, geschnappt und den Black Muslims geschenkt hat, die zu unserer Welt gar nicht gehören wollen.«
    Sechs Wochen vor dem Kampf ritt Patterson in der
Sports Illustrated
vom 11. Oktober eine Attacke, mit der er sich noch mehr stilisierte. Dem Artikel vorangestellt war die Kopie einer Art Absichtserklärung, handschriftlich und unterschrieben von Patterson:
    »Ich boxe gern. Das Bild eines Black Muslim als Weltmeister im Schwergewicht ist eine Schande für den Sport und die Nation. Deshalb: CASSIUS CLAY MUSS GESCHLAGEN WERDEN von Floyd Patterson.«
    Patterson begann moderat, wurde aber bald schrill:
Man könnte auf die Idee kommen, daß der gesamte Sport von mir abhängt und daß der Boxsport ganz sicherstirbt, wenn ich, gewissermaßen als hausgemachter Sir Galahad, den Schurken nicht besiege. Das ist Unsinn. Andererseits, und das ist mir sehr wichtig, könnte der Boxsport jetzt wirklich ein neues Ansehen gebrauchen. Ich sage, und ich sage es klipp und klar, daß die Vorstellung eines Black Muslim als Weltmeister im Schwergewicht eine Schande für den Sport und die Nation ist. Cassius Clay muß geschlagen werden, die Geißel der Black Muslims muß aus dem Boxsport entfernt werden.
    Indem er mich eine »schwarze weiße Hoffnung« genannt und mehrere andere schlecht beratene und maßlose Bemerkungen gemacht hat, hat er das Bild der amerikanischen Neger und der Bürgerrechtsgruppen, die für sie arbeiten, fortwährend beschädigt. Kein anständiger Mensch kann zu einem Champion aufblicken, dessen Kredo ist: »Haßt die Weißen«. Ich habe für die Black Muslims und das, wofür sie stehen, nur Verachtung übrig … Ich bin Katholik. Ich glaube nicht, daß Gott uns hierher gebracht hat, um einander zu hassen. Ich glaube, daß es falsch ist, wenn die Muslims Segregation, Haß, Rebellion und Gewalt predigen. Welche Religion lehrt so etwas? Indem Cassius Clay eine solche Propaganda predigt und den Mord an Malcolm X, der den Muslims den Rücken gekehrt hat, nicht rundheraus verurteilt, bringt er Schande über sich und die Negerrasse.
    Pattersons Tugendhaftigkeit kannte keine Grenzen. Doch anders als Ali, der seinen Spott stets mit einem Lächeln und einem Scherz entschärfte, ließ Patterson nie durchblicken, daß er in einer Art politischen »
dozens
« steckte, einer rituellen rhetorischen Kraftprobe. Er meinte jedes Wort ernst, seine durchaus vernünftige Kritik an Alis Verhalten gegenüberMalcolm X ebenso wie seine bizarre Vision dessen, was im Ring geschehen könnte.
    »Um es ganz offen zu sagen«, fuhr Patterson fort, »ich habe sogar an einen Attentatsversuch auf Clay während unseres Kampfs gedacht. Wenn Präsident Kennedy ermordet werden konnte, dann sollte dies auch bei

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