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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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beobachtete er, wie Dundee seinem neuen Kämpfer Spielraum ließ, wie er sich selbst im Hintergrund hielt und feine psychologische Tricks anwandte, um das Beste aus ihm herauszuholen.
    »Angelo hatte einen Namen, und davor hatte Ali große Hochachtung«, sagte Pacheco. »Er war stark, wenn er stark sein mußte, und schwach, wenn er schwach sein mußte. Angelo hatte einen Überlebensinstinkt, der von seinem Umgang mit seinem Bruder Chris herrührte, der ein starker Boxertyp war. Um mit Chris arbeiten zu können, mußte man lernen, wann man sich beugen und wann man kämpfen mußte. Zu der Zeit, als Ali – Clay – aufkreuzte, hatte er das schon ziemlich gut intus. Vor allem aber kam bei Angelo der Boxer immer, immer, immer an erster Stelle. Er war nie egoman wie die meisten Manager, die sagen: ›Ich kämpfe gegen Soundso‹ oder ›Den schlage ich k. o.‹. Vor allem damals war das so. Angelo fand, daß er in der Show die zweite Geige spielte. Die erste spielte der Kämpfer, auch wenn der Kämpfer ein Trottel war. Das kam bei Ali gut an. Ali war kein Egomane, aber man versuchte lieber nicht, ihn zu steuern.«
    »Angelo Dundee, den mag ich, weil er ein halber Farbiger ist«, sagte Clay einmal im Scherz. »Der hat ’ne Menge Niggerblut drin. Der ist Italiener und gilt als Weißer, aber der hat viel von ’nem Nigger. Ich komm gut mit ihm aus. Der kommandiert mich nie rum, sagt mir nie, wann ich laufen und wieviel ich boxen soll. Ich mach, was ich will. Ich bin frei. Und er ist ein netter Kerl. Jeder mag ihn.« – »He’s got the connection and the complexion to get me the right protection which leads to good affection.« (»Er hat die Verbindungen und den Charakter, damit gibt er mir Sicherheit, und daraus ergibt sich ein gutes Verhältnis.«)
    Schon in jenen ersten Kämpfen sah Dundee Clay nicht als einen, den er nach seinen Vorstellungen modellieren wollte. Es ging vielmehr darum, das zu verfeinern, was schon da war, ihn cleverer zu machen, ihn auf die Tricks aufmerksam zu machen – und ihm das alles indirekt beizubringen, implizit. »Bei jedem Kämpfer gibt es Dinge, an denen gearbeitetwerden muß«, sagte Dundee. »Anfangs wollte ich ihm beibringen, daß er weniger herumhüpft. Aber so einfach ging das nicht. Man mußte ihm gewissermaßen seine eigene Form geben. Direkte Anweisungen lehnte er ab. Er brauchte das Gefühl, daß er immer der Innovator war, daher unterstützte ich das. Das habe ich von einem der großen Lehrer, Charlie Goldman, der immer sagte, ist einer klein, mach ihn kleiner, ist einer groß, mach ihn größer.«
    Wie jeder Traditionalist im Gewerbe hätte Dundee es lieber gesehen, wenn Clay auf den Körper des Gegners gegangen wäre, statt ständig zum Kopf zu drängen. »Körpertreffer sind eine Kapitalanlage«, heißt es bei den Boxern. Doch davon wollte Clay nichts wissen. »Wenn man ihn ständig am Kopf trifft«, sagte er, »verwirrt das seinen Geist.«
    Dundee sah also ein, daß es zu nichts führte, wenn er versuchte, seinen Mann umzubauen, und daraus machte er das Beste. »Ich habe versucht, Muhammad das Gefühl zu geben, daß er von allein auf die Dinge kam«, sagte er. »Wenn er beispielsweise vom Sparring kam, sagte ich zu ihm: ›Mann, deine Haken kommen richtig gut. Du hängst dich mit dem linken Knie rein und stoppst ihn damit total.‹ Dabei hatte er sich gar nicht unbedingt mit dem Knie reingehängt. Das nächste Mal konzentrierte er sich dann richtig darauf. Es kam aber auch wirklich fast alles von ihm selbst. Seine Schnelligkeit, die Fähigkeit, vorzurücken und zurückzuweichen, das war unglaublich, gleich von Beginn an. Er war ein großer Verfechter des Lauftrainings. Luis Sarria, Muhammads Konditionstrainer und Masseur, machte endlos Gymnastik mit ihm, was beim Boxen ganz wichtig ist. Deshalb wuchs sein Körper auch so schnell von einem Jungenkörper zu einem solch eindrucksvollen Körper heran. Als er herkam, hatte er ungefähr fünfundachtzig Kilo, und im Nu war er auf über neunzig. Und alles Muskeln. Diese Veränderungkonnte einem angst machen, aber sie war ganz natürlich. Keine Gewichte. Immer nur leichter Sack, schwerer Sack, Laufarbeit, meistens fünf Kilometer oder mehr. Der konnte laufen wie eine Gazelle.«
    Clays Geschwindigkeit überragte seine Größe und seine Kraft, was mit ein Grund dafür war, daß er in den Augen der Sportjournalisten lange unterschätzt wurde. Doch Pacheco, der in Miami von Beginn an sein Arzt war, sagte: »1961, 1962 und 1963 hatte er den

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