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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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auf Tahiti.«
    Und das Mädchen, denkt John, wie heißt sie?
    Kim?
    Entspannt sich im Knast.
    Toll.

90
    Kim geht auf die Grenzkontrolle zu.
    Wie unzählige andere amerikanische Teenager.
    Die Tagesausflüge nach Tijuana machen, um sich volllaufen zu lassen, und dann über die Fußgängerbrücke am Übergang San Ysidro wieder nach San Diego zurückkommen.
    Sie hat die Brust voller Pflaster kleben, mit denen die Kokaintütchen fest unter ihren Titten befestigt sind. Schmalere, kleinere Päckchen  – aber trotzdem noch sehr wertvoll  – kleben an den Innenseiten ihrer Schenkel.
    Sie hatte in BH und Höschen  – was für eine Demütigung  – in einem Haus gestanden, während mexikanische abuelas ihr die Päckchen an den Körper klebten. Mental hatte sie abgehoben, sich von dem Ort entfernt und versucht, die Hände auf ihrem Körper und die Blicke der Drogenhändler, die sie mit unverhohlener Lust anstarrten, nicht zu spüren.
    Ich bin eine Prinzessin, hatte sie sich gesagt, die für den Ball vorbereitet wird.
    Nein.
    Ich bin ein Supermodel, und die fummeln noch in letzter Minute an mir rum, bis alle Details stimmen und ich raus auf den Laufsteg muss, und der Mann ist ein Fotograf, der sich überlegt, wie er meine Schönheit am besten zur Geltung bringt, mein Wesen mit seiner Kamera erfasst, und dann endlich waren sie fertig, und sie zog sich die weite Bauernbluse über den Kopf und schlüpfte wieder in ihre Jeans, und die Frauen streichelten und tätschelten sie, bis sie sich davon überzeugt hatten, dass man die Päckchen nicht sehen oder leicht ertasten konnte, und dann zog sie ihre Tennisschuhe an und hängte sich die billige Leinentasche über die Schulter.
    Der Doc klärte sie auf, dass die meisten Jugendlichen ein oder zwei Joints oder ein Tütchen mit billigem Hanf unten in ihren Taschen verstecken, und danach werden die Leute am Zoll suchen.
    »Wenn sie was durchsuchen, dann die Tasche«, sagt der Doc. »Wenn sie merken, dass die sauber ist, machen sie keine Leibesvisitation.«
    Über den Doc kann man sagen, was man will, aber er sorgt dafür, dass die Kinder was lernen.
    Der lüsterne Drogenhändler hat sie bis kurz vor den Grenzübergang gefahren, und jetzt geht sie auf den Kontrollpunkt zu und versucht, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen.
    Sie hat eine Scheißangst.
    Trotz der beruhigenden Worte vom Doc.
    »Du wirst nicht erwischt, aber wenn doch«, sagte er, »kriegst du ein paar Wochen Jugendarrest.«
    In der Fußgängerschlange am Kontrollpunkt wägt sie ein paar Wochen Jugendarrest gegen ein Paar Charles Jourdans ab und sagt sich, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat, aber sie hat trotzdem Angst und weiß, dass das schlecht ist.
    »Die achten drauf, ob jemand Nerven zeigt«, hat ihr der Doc erklärt. »Ob jemand schwitzt oder zappelt. Egal was du machst, fass dir nirgendwo hin, schon gar nicht, um dich zu vergewissern, dass die Päckchen noch an Ort und Stelle sind. Das sind sie. Finger weg vom Körper. Gib dich ganz natürlich.«
    (Der Doc weiß nicht
    Kim selbst weiß nicht
    dass sie sich ihr gesamtes bisheriges Leben
    möglichst nicht
    natürlich gegeben hat.
    Natur ist eine Höhle
    Natur ist dreckig.)
    Jetzt sind nur noch zwei vor ihr. Sie verlagert ihr Gewicht auf ein Bein, drückt mit ihrer Körpersprache jugendliche Ungeduld aus.
    »Wenn du erwischt wirst«, hat der Doc gesagt, »was nicht passieren wird  – werden sie dich fragen, wer dir die Drogen gegeben hat. Sag einfach, du wurdest von ein paar Mexikanern auf der Straße angesprochen, die haben dir Geld geboten und du konntest der Versuchung nicht widerstehen.«
    »Wie viel?«, fragte Kim, pragmatisch wie immer.
    »Fünfhundert Dollar«, hat der Doc gesagt. »Sie wollten dich am Gepäckwagenstand im Hauptbahnhof in San Diego treffen. Du solltest auf die Damentoilette gehen, einer Frau dort die Päckchen übergeben und von ihr bezahlt werden.«
    Sie geht die Geschichte im Kopf durch.
    Ein paar Mexikaner haben mich auf der Avenida Revolución angesprochen. Einer hieß Miguel. Er hat mir fünfhundert Dollar angeboten. Das ist so viel Geld  – ich bin Kellnerin. Ich bin mit seiner Freundin in einem Restaurant auf die Toilette gegangen, ich glaube, sie hat gesagt, dass sie Rita heißt, und sie hat die Drogen an mir festgeklebt. Es tut mir leid, es tut mir so leid. So was hab ich noch nie gemacht. Und ich tu's auch nie wieder, das schwöre ich. Niemals.
    Nur noch eine Person vor ihr.
    Sie spürt ihr Herz

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