Kings of Cool: Roman (German Edition)
...«
Fast hätte er »Nummer vier« gesagt.
»Ich heiße jetzt Bennett«, sagt sie in einem Tonfall, der Selbstironie mit der Warnung verknüpft, das Thema besser nicht zu vertiefen. (Tatsächlich ist sie hier, weil sie sich nach einem Ersatz umsehen möchte. Nummer vier wird schon bald zu den Ehemaligen gehören.)
»Mrs. Bennett.«
Sie ist eine klassische Schönheit, sexy, umwerfend und mit der aufrichtigen menschlichen Wärme einer Eisskulptur. (Nur dass O, wie sich Ben jetzt erinnert, steif und fest behauptet, Paku würde niemals schmelzen. O hat den Zauberer von Oz ungefähr zwölftausend Mal gesehen, um sich Tipps zu holen.)
»Was führt Sie hierher?« Paku wirkt erstaunt, als würde sie sich entweder darüber wundern, dass ein Freund ihrer Tochter im Club auftaucht, oder als habe sie vergessen, dass inzwischen sogar Juden zugelassen sind.
Ben entdeckt Chad, der ihm den Rücken zukehrt. »Ach, wissen Sie, freitags ... die Terrasse.«
Paku wirft einen Blick auf seine linke Hand. »Ja, hier kann man durchaus junge heiratswürdige Damen finden.«
Subtext: Finger weg von meiner Tochter.
»Ist O auch da?«, fragt Ben, wobei ihm bewusst ist, dass sie dann an Händen und Füßen gefesselt sein müsste, weil O lieber Katzenurin direkt aus der Katze trinkt als Eistee mit ihrer Mutter auf der Clubterrasse.
Paku übergeht, wie Ben seine Tochter genannt hat. »Nein, ich glaube, sie sucht sich eine Anstellung.«
Und ich glaube, denkt Ben, Bin Laden ist unterwegs zur Open-Mike-Nacht im Holiday Inn von West Akron.
Er sieht, dass Meldrun jemanden an der Bar anspricht – kann aber dessen Gesicht nicht sehen.
»Was machen Sie beruflich?«, fragt Paku.
»Wie bitte?«
»Was machen Sie beruflich, Ben?«, fragt Paku. »Womit verdienen Sie Ihr Geld?«
»Ich bin Umweltberater«, sagt Ben, der immer noch nicht richtig sehen kann, mit wem Chad spricht.
»Was bedeutet das?«
Das bedeutet, dass ich dem Finanzamt irgendwas erzählen muss, denkt Ben. »Wenn ein großes Gebäude oder ein Gebäudekomplex gebaut wird, berate ich die Landschaftsarchitekten, welche Bäume, Pflanzen und Gräser sie pflanzen sollen.«
»Klingt faszinierend«, sagt Paku. »Sehr grün . Ist das das richtige Wort?«
»Unter anderem.«
»Was denn sonst noch?«, fragt sie.
In dem Moment merkt Ben, dass sie ein bisschen betrunken ist.
» Bullshit «, sagt Ben. »Das ist alles Bullshit, Mrs. B.«
Sie sieht ihm direkt in die Augen. »Und das ist die gottverdammte Wahrheit, Ben.«
Ja, das ist sie.
Denn Ben kann jetzt sehen, mit wem sich Chad unterhält.
Mit Stan.
231
O – in einem blauen knielangen Kleid – geht zu dem repräsentativen älteren Haus auf Balboa Island und klingelt. Als der Mann zur Tür kommt, sagt sie: »Hi. Sind Sie mein Spermaspender?«
232
Brian Hennessy öffnet die Tür seiner Wohnung und steht vor einer fürchterlichen Überraschung.
Chon.
Der ihm den Lauf seines Gewehrs unters Kinn drückt.
233
Orte, an denen Ben eher damit rechnen würde, seinem Vater zu begegnen, als auf dieser Terrasse:
1.
bei einer Spendenaktion zugunsten der Republikaner
2.
Dollywood
3.
Wines R U s
4.
eine Monster-Truck-Show
5.
Rush Limbaughs Dünndarm
6.
überall
Ben gerät ins Taumeln.
Er dreht sich um und geht.
Die Wahrheit kommt immer ans Licht, nur in seiner Familie nicht.
234
Als Brian zu sich kommt, ist er mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt.
Chon sitzt ihm gegenüber.
»Was hab ich dir gesagt?«, fragt Chon. »Was hab ich dir gesagt, was passiert, wenn du noch mal einen von unseren Leuten anrührst?«
Brian erinnert sich gut. »Nicht. Bitte.«
»Raus damit – was hab ich dir gesagt?«
»Du bringst mich um.«
»Hast du gedacht, ich mache Spaß?«
»Nein.«
»Denkst du, ich mache jetzt Spaß?«
»Nein. Bitte. Gott.«
»Ich gebe dir eine gottverfluchte Chance«, sagt Chon. »Eine. Du sagst die Wahrheit. Wenn du lügst, merke ich das, und du stirbst. Sag mir, ob du das verstanden hast, Brian.«
»Ich hab's verstanden.« Seine Beine zittern.
»Wer hat Scott Munson und das Mädchen erschossen?«
»Duane.«
»Duane Crowe.«
Brian nickt.
»Was hast du den Bullen erzählt?«
»Nichts.«
»Ich sag dir, was du tun wirst«, sagt Chon. »Du wirst Crowe anrufen und ihm sagen, dass du ihn treffen willst.«
»Er wird nicht kommen.«
»Sag ihm, er soll kommen, sonst erzählst du den Bullen alles«, sagt
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