Kings of Cool: Roman (German Edition)
stehen.
Aber Duane hat die Botschaft verstanden.
Sie werden in der Drogensache etwas unternehmen, aber bei den Morden?
Wenn ich mich nicht um Brian kümmere, kümmern die sich um mich. Sie werden aufräumen – Brian, Leonard, mich.
Wenn sie nicht schon unterwegs sind.
Er steckt den Revolver in die Tasche und geht.
225
Ben sitzt in seinem Wagen und ruft Chad Meldrun an.
Die gelangweilte, obercoole Empfangsdame stellt ihn in die Warteschleife. Ein paar Sekunden später meldet sie sich wieder und verkündet: »Chad bittet mich, Ihnen auszurichten, dass er Sie nicht mehr vertreten kann.«
»Hat er gesagt, warum?«
»Befangenheit.«
»Sie oder er?«
Sie legt auf.
Aber Ben weiß, was er wissen wollte – Chad ist im Büro.
Was sich prima trifft, denn Ben ist schon im Parkhaus.
Die Unbestechlichen.
226
O ist auch befangen.
Sie weiß nicht, was sie anziehen soll.
Sie steht vor ihrem Kleiderschrank und fragt sich, wie sie sich präsentieren soll.
Ich meine, was trägt die stilbewusste South-Orange-County-Prinzessin zum ersten Treffen mit ihrem Vater?
Soll sie so richtig dick auftragen oder sich eher bedeckt halten?
Auf älter oder jünger trimmen?
Sie zieht ein getupftes Kleid und Zöpfe in Erwägung, findet das dann aber doch viiiiel zu gruselig, weil Paul Patterson vielleicht keinen Sinn für Persiflage oder Ironie hat.
Ihr Blick fällt auf ihr »kleines Schwarzes«, damit könnte sie ihm sagen, schau mal, was für eine hinreißende Lady aus der Tochter geworden ist, von der du nichts wissen wolltest, aber dann befürchtet sie, die hauchdünne Grenze zwischen raffiniert und sexy zu überschreiten.
Sie überlegt sogar, überhaupt nicht hinzugehen.
O kriegt es fertig, fünfzehn Minuten vor einem Automaten zu stehen, hin- und hergerissen zwischen F -3 ( M&M 's Erdnuss) und D -7 (Famous Amos Chocolate-Chip-Cookies), und dann lieber ohne was wieder wegzugehen, als sich zu entscheiden.
O weiß, dass sie sich das hier nicht erlauben kann. Irgendwas muss sie anziehen, sie kann nicht einfach nackt gehen, wie an dem Tag, an dem sie geboren wurde, auch wenn das symbolisch ganz passend wäre.
In Laguna kommt man nackt vielleicht sogar ein paar Straßen weit, ohne dass jemand Alarm schlägt oder auch nur zweimal hinschaut – aber in Newport Beach? Da zieht man sich nicht mal beim Sex aus. In Newport wird man verhaftet, wenn man ohne Hut eine Kirche betritt.
Okay, denkt O, das führt nirgendwohin.
Aber vielleicht solltest du genau das machen: nirgendwohin gehen.
Leg die Beine hoch, zünde dir einen Joint an und vergiss es.
227
Chon fährt zu Crowes Wohnung in Laguna Canyon und guckt in die Einfahrt.
Crowes Wagen ist nicht da.
Chon steigt aus, schiebt sich die Pistole in den Hosenbund und geht zur Haustür.
Abgeschlossen.
Der Mann hat sich aus dem Staub gemacht.
Chon kann es ihm nicht verdenken, aber es ist ein Problem.
Kein großes Problem, aber ein Problem.
228
Chad »Sorgenfrei« Meldrun kommt ins Parkhaus, als hätte er Sorgen.
Er hat diesen »Keine Zeit, wichtige Termine«-Ausdruck im Gesicht, als er auf seinen Benz zugeht, einsteigt und ausparkt.
Ben folgt ihm.
In westlicher Richtung auf der Jamboree Road.
In nördlicher auf den Pacific Coast Highway.
Bis zum Yachtclub von Newport Beach.
Wo sonst, denkt Ben.
Geld ist eine Brieftaube.
Es findet immer wieder nach Hause zurück.
229
Hier sieht es aus wie beim Parteitag der kalifornischen Republikaner. Ben kommt sich vor, als müsste er ein Visum beantragen, um reinzukommen.
Ein Zwanzig-Dollar-Schein in der Hand des Türstehers
(»Sind Sie Mitglied, Sir?«
»Nein, aber der hier.«)
ist dann aber doch Ausweis genug, trotzdem fühlt sich Ben fehl am Platz und ist auch ein bisschen auf Krawall gebürstet, als er die Lobby durchquert und Meldrun auf die Terrasse verschwinden sieht. Die Terrasse mit Blick auf den Hafen, mit Blick auf die Yachten, wo an diesem späten Freitagnachmittag die Elite einen trinken geht, um zu sehen und gesehen zu werden.
Ben gibt sich die allergrößte Mühe, Detektiv zu spielen, sich unter die Leute zu mischen und den Anwalt im Blick zu behalten, ohne selbst gesehen zu werden, als –
»Ben?«
230
Eine Frauenstimme.
»Ben? Der Freund von Ophelia? Bist du das?«
Ben packt einen Augenblick lang die Panik, weil er
a)
Chad nicht aus den Augen verlieren möchte und sich
b)
nicht an ihren richtigen Namen erinnern kann, nur an Paku.
»Oh, hi. Mrs.
Weitere Kostenlose Bücher