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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sind Sie eine Bekannte von ihm?«
    »Nein«, sagte ich. »Man hat mich beauftragt den ganzen Fall noch mal zu untersuchen. Ich hielt es für naheliegend, hier damit anzufangen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen viel weiterhelfen kann. Ich kann Ihnen das Medikament nennen, das er genommen hat, die Dosierung, die Zahl der Ersatzpackungen, den Arzt, der es verschrieben hat, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wie es vertauscht worden ist. Da bin ich überfragt. Ich kann einfach nicht sagen, wer das war.«
    Die meisten Informationen, die mir Sims gab, kannte ich bereits. Laurence hatte ein Antihistaminikum namens HistaDril genommen, das er seit Jahren bekam. Etwa einmal jährlich suchte er einen Allergologen auf, und in der Zwischenzeit wurde das Rezept automatisch verlängert. Das einzige Neue, was Sims mir mitteilte, war, daß man HistaDril kürzlich wegen möglicher karzinogener Nebenwirkungen vom Markt genommen hatte.
    »Mit anderen Worten, wenn Fife das Medikament noch ein paar Jahre geschluckt hätte, wäre er womöglich an Krebs erkrankt und sowieso gestorben.«
    »Mag sein«, sagte der Apotheker. Wir starrten uns einen Moment lang an.
    »Sie haben keine Ahnung, wer ihn umgebracht hat?« sagte ich.
    »Nein.«
    »Tja, ich glaube, das wär’s dann. Sind Sie bei dem Prozeß gewesen?«
    »Nur als ich aussagte. Ich habe die Arzneiflasche als eine von hier identifiziert. Die Kapseln waren erst kurz vorher von Fife selbst geholt worden, und wir hatten dabei noch geplaudert. Er nahm HistaDril schon so lange, daß wir darüber kaum ein Wort verlieren mußten.«
    »Wissen Sie noch, worüber Sie sich unterhalten haben?«
    »Ach, das Übliche. Ich glaube, drüben hinter der Stadt hat es damals gebrannt, und wir sprachen eben darüber. Viele Leute mit Allergien waren besorgt wegen der erhöhten Luftverschmutzung.«
    »Setzte sie ihm zu?«
    »Sie setzte allen ein bißchen zu, aber ich entsinne mich nicht, daß er schlimmer dran war als sonst jemand.«
    »Tja«, sagte ich, »ich danke Ihnen für Ihre Zeit. Rufen Sie mich an, falls ihnen noch irgendwas einfällt? Ich stehe im Telefonbuch.«
    »Wenn mir was einfällt, klar«, sagte er.
    Es war Mitte des Nachmittags, und mit Gwen war ich erst um sechs verabredet. Ich fühlte mich rastlos und unwohl. Stück für Stück suchte ich Hintergrundinformationen zusammen, aber bisher bewegte sich nichts. Ob je etwas dabei herauskam, war fraglich. Soweit es den Staat Kalifornien betraf, war Recht ergangen, und nur Nikki Fife stand dazu im Widerspruch. Nikki und der namenlose, gesichtslose Mörder von Laurence Fife, der acht Jahre strafrechtlicher Immunität genossen hatte, acht Jahre Freiheit, die zu stören ich jetzt beauftragt war. An irgendeinem Punkt mußte ich zwangsläufig jemandem auf den Schlips treten, und dieser Jemand würde nicht von mir erbaut sein.
    Ich entschloß mich, hinter Marcia Threadgill herzuspionieren. Als sie über den Riß im Trottoir stolperte, war sie gerade aus dem Kunstgewerbeladen gekommen, wo sie sich die nötigen Utensilien gekauft hatte, um eine dieser mit diversen Muscheln beklebten Handtaschen aus Holz zu basteln. Ich stellte mir vor, wie sie Apfelsinenkisten auseinandernahm, raffinierte Mobiles aus Eierschachteln schuf, verziert mit Girlanden aus Plastikmaiglöckchen. Marcia Threadgill war sechsundzwanzig, und sie litt an schlechtem Geschmack. Der Inhaber des Kunstgewerbeladens hatte mich über ihre bisherigen Projekte aufgeklärt, und sie erinnerten mich durch und durch an meine Tante. Marcia Threadgill war im Grunde ihres Herzens billig. Sie modelte gemeinen Schrott in Weihnachtsgeschenke um. Das ist meiner Ansicht nach die Geisteshaltung, die zum Betrug an Versicherungsgesellschaften und zu anderen schlauen Tricks führt. Das ist die Sorte Mensch, die es fertigbringt, an Pepsi Cola zu schreiben, sie hätte ein Mausehaar in ihrem Drink gefunden, um sich damit einen Gratiskasten Limo zu verschaffen.
    Ich parkte einige Häuser unterhalb ihrer Wohnung und holte mein Fernglas hervor. Ich rutschte ganz runter, visierte ihren Patio an, und dann fuhr ich in die Höhe. »Nicht zu fassen«, schnaubte ich.
    An der Stelle des ekelhaften, braun verwelkten Farns befand sich eine Hängepflanze von gewaltigen Ausmaßen, die gut und gern zwanzig Pfund wiegen mußte. Wie hatte sie es denn geschafft, die an einem Haken so hoch über ihrem Kopf zu befestigen? Ein Nachbar? Freund? Hatte sie es zufällig selbst getan? Ich konnte sogar das Preisschild erkennen, das an der

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