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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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das ist alles.«
    Sein Gesichtsausdruck entspannte sich, und sein Lächeln war träge. »Sie sagten doch, Sie wüßten sowieso nichts«, betonte er, »was gibt’s denn dann zu holen? Sie sind so eine gottverdammte Meckerliese .«
    Darüber lächelte ich. »Hören Sie, ich weiß nicht, wie meine Aussichten in dieser Sache sind. Ich habe noch kein Gefühl dafür, und das macht mich nervös.«
    »Klar, und Sie arbeiten daran schon — wieviel — zwei Tage?«
    »So ungefähr.«
    »Dann geben Sie sich selber ruhig auch eine Chance.« Er nahm einen Schluck Bier und setzt die Flasche mit einem leichten Schlag auf dem Couchtisch ab. »Ich war gestern nicht ganz ehrlich zu Ihnen«, sagte er.
    »Worüber?«
    »Libby Glass. Ich wußte, wer sie war, und ich konnte mir auch denken, daß er eine Beziehung mit ihr hatte. Ich fand nur nicht, daß es Sie was angeht.«
    »Ich verstehe nicht, was das jetzt noch ausmachen soll«, sagte ich.
    »Das habe ich mir eben auch überlegt. Und vielleicht ist es für Ihren Fall wichtig — wer weiß? Ich glaube, seit er tot ist, habe ich dazu geneigt, ihn mit einer Reinheit auszustatten, wie er sie in Wirklichkeit nie besaß. Er hat eine Menge herumpoussiert. Aber sein Geschmack neigte normalerweise zur begüterten Klasse. Ältere Frauen. Diese schlanken, eleganten, die in den Adel einheiraten.«
    »Und wie war Libby?«
    »Ich weiß es im Grunde nicht. Ich habe sie einige Male getroffen, als sie unsere Steuererklärung aufsetzte. Sie machte einen ganz netten Eindruck. Jung. Sie kann nicht älter als fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig gewesen sein.«
    »Hat er Ihnen gesagt, daß er ein Verhältnis mit ihr hatte?«
    »Aber nein, woher? Mit seinen Flirts hat er meines Wissens nie angegeben.«
    »Ein wahrer Gentleman«, sagte ich.
    Scorsoni warf mir einen warnenden Blick zu.
    »Es sollte nicht witzig sein«, sagte ich rasch. »Ich hörte schon, daß er über die Frauen in seinem Leben den Mund gehalten hat. Mehr war nicht gemeint.«
    »Ja, das hat er. Er spielt immer mit verdeckten Karten. Deswegen war er auch ein guter Anwalt. Er gab sich nie eine Blöße, ließ sich nie durchschauen. In den letzten sechs Monaten vor seinem Tod war er allerdings merkwürdig — übervorsichtig. Es gab Momente, da dachte ich fast, er wäre nicht gesund, aber es war nichts Körperliches. Es war eine Art seelischer Schmerz, wenn Sie die Floskel verzeihen.«
    »Sie haben an dem Abend ein Glas mit ihm getrunken, nicht wahr?«
    »Wir waren abendessen. Unten im Bistro. Nikki war irgendwo außerhalb, und wir spielten Rakett und nahmen dann einen Happen zu uns. Es ging ihm ausgezeichnet, soweit ich das beurteilen konnte.«
    »Hatte er sein Antiallergikum dabei?«
    Scorsoni schüttelte den Kopf. »Er war ohnehin nicht sehr für Tabletten. Tylenol, wenn er Kopfschmerzen hatte, aber das kam selten vor. Sogar Nikki hat zugegeben, daß er die Allergiekapsel erst nahm, als er nach Hause kam. Es muß jemand gewesen sein, der dort Zugang hatte.«
    »War Libby Glass mal hier?«
    »Geschäftlich nicht, soviel ich weiß. Sie mag ihn hier besucht haben, aber mir hat er nie etwas davon gesagt. Warum?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte nur, daß irgendwer sie quasi gleichzeitig vergiftet haben könnte. Sie starb zwar erst vier Tage später, aber das ist nicht schwer zu erklären, wenn sie sich das Medikament selbst verabreicht hat.«
    »Von ihrem Tod habe ich nie viel mitbekommen. Ich glaube noch nicht einmal, daß es hier in den Zeitungen stand. Er ist allerdings in Los Angeles gewesen, das weiß ich. Anderthalb Wochen, bevor er starb.«
    »Das ist interessant. Ich fahre sowieso da runter. Vielleicht kann ich das mal überprüfen.«
    Er blickte auf seine Uhr. »Ich lasse Sie jetzt besser allein«, sagte er im Aufstehen. Ich stand auf und schlenderte mit ihm zur Tür; komisch, aber ich wollte eigentlich nicht, daß er ging.
    »Wie haben Sie abgenommen?« sagte ich.
    »Wo? Hier?« fragte er und klatschte sich auf die Taillengegend. Er beugte sich leicht zu mir, als hätte er vor, mir eine unfaßliche Diät aus Selbstkasteiung und Entsagung anzuvertrauen.
    »Ich hab aufgehört mit Schokoriegeln. Die hatte ich immer in meiner Schreibtischlade«, flüsterte er verschwörerisch. »Snickers und Drei Musketiere, Hersheys Küßchen, die mit der Silberpackung und dem kleinen Papierkringel obendrauf? Hundert am Tag...«
    Ich fühlte ein Lachen in mir aufsteigen, weil sein Ton so zärtlich war und er sich anhörte, als bekenne er eine heimliche

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