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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sagte er. »Es war eine echte, gottserbärmliche Quälerei, aber es ging. Ich habe nur einmal — na gut, zweimal gemogelt. Das eine Mal, als ich fünfunddreißig wurde. Da fand ich, daß mir ein Hörnchen mit weichem Käse und eine Geburtstagskerze zustand. Und eines Abends vergaß ich mich, weil meine Freundin sauer auf mich geworden war und mich rausgeworfen hatte. Ich meine, stellen Sie sich das vor, als ich drei — zehn wog, hatte ich überhaupt kein Mädchen. Jetzt kriege ich Zustände, wenn sie mich rauswirft. Wir haben uns allerdings wieder vertragen, das ging also in Ordnung. Ich muß noch fünfundzwanzig Pfund runter, aber jetzt trete ich mal langsam. Streng auf Gewichthalten. Haben Sie mal Scarsdale gemacht?«
    Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. Allmählich kam es mir vor, als hätte ich überhaupt noch nie was gemacht. Kein Scarsdale, keine Therapie.
    »Kein Alkohol«, sagte er. »Das ist der schwierige Teil. Bei der Haltediät können Sie hin und wieder ein Gläschen Weißwein trinken, aber damit hat es sich. Ich glaube, die ersten fünfzig Pfund bin ich dadurch los geworden. Den Verzicht auf Alkohol. Sie würden staunen, wieviel Gewicht der zuführt.«
    »Klingt, als wäre es so viel besser für Sie«, meinte ich.
    »Ich fühle mich auch gut«, sagte er. »Das ist das Entscheidende. So. Genug davon. Was möchten Sie über Libby Glass wissen? Die Empfangsdame sagt, Sie sind ihretwegen gekommen.«
    Ich erklärte, um was es mir ging und wie es kam, daß mich die Hintergründe ihres Todes interessierten. Er hörte sich das alles an und schob die eine oder andere Frage ein. »Was soll ich Ihnen erzählen?« sagte er schließlich.
    »Wie lange hatte sie Laurence Fifes Bücher betreut?«
    »Ich bin froh, daß Sie mich danach fragen, denn genau das habe ich nachgesehen, als ich wußte, daß Sie kommen würden. Wir haben seine persönlichen Finanzen zunächst etwa ein Jahr betreut. Die Anwaltspraxis Fife und Scorsoni war erst sechs Monate bei uns. Genau gesagt, noch knapp darunter. Wir führten gerade unser Computersystem ein, und Libby hatte sämtliche Unterlagen für die Umstellung vorzubereiten. Sie war übrigens eine sehr gute Prüferin. Sehr gewissenhaft und sehr intelligent.
    »Haben Sie sie gut gekannt?«
    »Ziemlich gut. Damals war ich noch El Blimpo, aber ich war in sie verknallt, und wir hatten so eine Bruder-Schwester-Beziehung — platonisch. Wir gingen nicht miteinander. Nur einmal die Woche zusammen mittagessen, so in der Art. Manchmal nach Feierabend etwas trinken.«
    »Wie viele Konten hat sie betreut?«
    »Insgesamt? Ich würde sagen, fünfundzwanzig, vielleicht dreißig. Sie war ein sehr ehrgeiziges Mädchen, und sie hat wirklich geschuftet... für nichts und wieder nichts.«
    »Inwiefern?«
    Er stand auf, schloß die Bürotür und wies vielsägend auf die Wand des Büros nebenan.
    »Also, der alte Haycraft war ein kleingeistiger Tyrann, das Urbild des männlichen Chauvinistenschweins. Libby dachte, wenn sie hart arbeitete, bekäme sie eine Beförderung und eine Gehaltserhöhung, aber von wegen. Die Typen hier und heute sind nicht viel besser. Wollen Sie wissen, wie ich zu einer Gehaltserhöhung komme? Ich drohe mit Kündigung. Alle sechs Monate drohe ich mit Kündigung. Libby hat noch nicht mal das getan.«
    »Wieviel kriegte sie denn?«
    »Ich weiß nicht. Ich könnte es nachsehen. Nicht soviel, wie ihr zustand, das kann ich Ihnen versichern. Fife und Scorsoni war ein großes Konto — nicht das allergrößte, aber groß. Sie fand es nicht fair.«
    »Sie hat mehr für Fife gearbeitet als für Scorsoni, nehme ich an.«
    »Zuerst schon. Später war es halb und halb. Daß wir ihr Geschäftsmanagement übernahmen, sollte vorrangig auch gewährleisten, daß ihnen die ganze Vermögensarbeit nicht aus den Händen glitt. Nach Libbys Angaben war das ein großer Teil ihrer laufenden Geschäfte. Der tote Fife hatte eine Menge schmutziger Scheidungsarbeit gemacht, die dicke Honorare einbrachte, aber von der Buchführung her nicht so aufwendig war. Außerdem zogen wir ihre Außenstände ein, zahlten ihre Bürokosten, behielten die Gewinne der Firma im Auge und schlugen Investitionen vor. Nun, zu der Zeit machten wir in punkto Anlagenberatung nicht viel, weil sie noch nicht so lange bei uns waren, aber das war letztendlich der Zweck der Übung. Wir halten uns gern ein wenig zurück, bis wir sehen, wie unsere Klienten stehen. Egal, ich kann darüber nicht ins Detail gehen, aber wahrscheinlich kann

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