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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Gebärden, in Gedanken woanders. Sie schenkte mir ein flüchtiges Lächeln. »Tut mir leid, daß ich keine Zeit mehr habe. Wie hoch ist mein Anteil an dem Essen?«
    »Das übernehm ich schon«, sagte ich. »Kann ich dich irgendwo absetzen?«
    »Ich hab ein Auto«, erwiderte sie. In ihrem Gesicht war alle Munterkeit erloschen.
    T

    »Diane, was ist los?« sagte ich.
    Sie setzte sich abrupt wieder hin und blickte starr geradeaus. Ihre Stimme war um etliches dunkler geworden. »Ich hab den Hund selbst rausgelassen«, sagte sie, »am Tag, an dem sie fuhren. Nikki meinte, er brauchte noch mal Auslauf, bevor Mama mich abholte, also ließ ich ihn laufen, aber mir ging es so beschissen. Ich legte mich im Wohnzimmer auf die Couch, um auf Mama zu warten, und als sie hupte, schnappte ich mir mein Zeug und ging vorne raus. An den Hund hab ich überhaupt nicht mehr gedacht. Er muß zwei Tage lang herumgelaufen sein, bevor es mir einfiel. Deswegen fuhren Mama und ich noch mal hin. Um ihn zu füttern und ihn reinzulassen.«
    Ihre Augen begegneten endlich meinen, und sie schien den Tränen nahe. »Der arme Kerl«, sagte sie leise. Das Schuldbewußtsein ergriff offenbar vollends Besitz von ihr. »Es war mein Fehler. Deshalb wurde er überfahren. Weil ich ihn vergessen hatte.« Sie hielt sich die zitternde Hand vor den Mund, kniff die Augen zusammen. »Ich fühlte mich entsetzlich deswegen, aber ich hab nie einem davon erzählt außer Mama, und keiner hat je danach gefragt. Sie erzählen es auch nicht, ja? Die waren so durcheinander wegen seines Todes, daß mich keiner auch nur gefragt hat, wie er rausgekommen ist, und ich sagte kein Sterbenswort. Ich konnte nicht. Nikki hätte mich gehaßt.«
    »Nikki wird dich nicht hassen, weil der Hund umgekommen ist, Diane«, sagte ich. »Das ist Jahre her. Wie soll das jetzt noch eine Rolle spielen?«
    Ihr Blick nahm einen gehetzten Ausdruck an, und ich mußte mich Vorbeugen, um zu verstehen, was sie sagte. »Weil jemand reinkam. Während der Hund draußen war. Irgend jemand kam ins Haus und vertauschte die Medizin. Und deshalb ist Daddy gestorben«, sagte sie. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Kleenex, ihr Schluchzen klang wie eine Folge von Keuchlauten, unwillkürlich und heftig, ihre Schultern krümmten sich hilflos.
    Zwei Typen vom Nebentisch sahen neugierig zu ihr hinüber.
    »O Gott, o Gott«, flüsterte sie mit vor Kummer belegter Stimme.
    »Machen wir, daß wir hier rauskommen«, sagte ich und schnappte mir ihre Habseligkeiten. Ich ließ zuviel Geld für die Rechnung auf dem Tisch. Ich nahm sie beim Arm und drängte sie zur Tür.
    Bis wir hinaus auf den Parkplatz kamen, hatte sie sich fast unter Kontrolle. »Gott, es tut mir leid. Ich kann nicht glauben, daß ich das getan hab«, sagte sie. »So breche ich sonst nie zusammen.«
    »Ist schon gut«, sagte ich. »Ich hatte keine Ahnung, daß ich dich so aus dem Gleis werfen würde. Es war nur etwas, das mir im Kopf herumging, nachdem Greg es erwähnt hatte. Ich wollte dir nichts vorwerfen .«
    »Ich konnte nicht fassen, daß du es gesagt hattest«, erklärte sie, und wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie sah mich ernst an. »Ich dachte, du wüßtest Bescheid. Ich dachte, du hättest es herausgefunden. Sonst hätte ich es niemals zugegeben. Ich hab mich so lange deswegen so gräßlich gefühlt.«
    »Was kannst du denn dafür? Wenn jemand in das Haus gelangen wollte, hätte er den Hund sowieso rausgelassen. Oder ihn umgebracht und dafür gesorgt, daß es wie ein Unfall aussieht. Ich meine, wer geht denn die Treppe rauf, wenn da ein gottverdammter deutscher Schäferhund am Bellen und am Knurren ist?« sagte ich.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Es mag sein. Ich meine, er war ein guter Wachhund. Wenn er drin gewesen wäre, hätte niemand was machen können.«
    Sie stieß einen langen Atemzug aus und schneuzte sich erneut in das feuchte, zerknüllte Kleenex. »Ich war so verantwortungslos zu der Zeit. Sie waren dauernd besorgt um mich, wodurch alles nur noch schlimmer wurde. Ich konnte nicht darüber reden. Und keiner schien die Verbindung herzustellen, als Daddy starb; nur ich, und da konnte ich es nicht zugeben.«
    »Hey, es ist vorbei«, sagte ich, »es ist rum. Du kannst dich damit doch nicht totschlagen. Es ist ja nicht, als hättest du es absichtlich getan.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber das Ergebnis war dasselbe, verstehst du?« Ihre Stimme hob sich, sie preßte wieder die Augen zu, und Tranen rollten ihr über die

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