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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Schmerz zu lindern. Du bist soviel ehrlicher als ich, soviel offener im Aussprechen Deiner Gefühle, als ich mir zu sein erlaube, aber ich liebe Dich, und ich möchte nicht, daß Du daran Zweifel hegst. Du hast recht, wenn Du sagst, ich sei konservativ. Ich bekenne mich schuldig, Euer Ehren, aber ich bin nicht immun gegen Leiden, und sooft man mir auch Selbstsucht vorgeworfen hat, ich bin nicht so rücksichtslos gegen andere, wie Du vielleicht annimmst. Ich möchte gerne, daß wir uns mit dieser Sache Zeit lassen und sichergehen, daß es etwas ist, das wir beide wollen. Was wir jetzt haben, ist mir sehr teuer, und ich sage nicht — bitte glaube mir —, daß ich nicht mein Leben für Dich ändern würde, wenn es darauf ankommt. Andererseits denke ich, wir sollten uns beide sicher sein, daß wir die alltäglichen Absurditäten des Zusammenseins überstehen können. Gegenwärtig blendet die Intensität, und es erscheint ganz einfach, alles hinzuschmeißen und ein neues Leben anzufangen, doch wir kennen uns weder lange noch gut genug. Ich kann mir nicht erlauben, in der Hitze des Augenblicks Frau, Kinder und Karriere aufs Spiel zu setzen, obwohl Du weißt, daß es mich lockt. Bitte laß uns die Sache langsam angehen. Ich liebe Dich mehr, als ich sagen kann, und ich möchte Dich nicht verlieren — so selbstsüchtig das nun auch wieder sein mag. Du hast recht, wenn Du drängst, übersieh aber bitte auch nicht, was für Dich wie für mich auf dem Spiel steht. Toleriere meine Vorsicht, wenn Du kannst. Ich liebe Dich. Laurence.

    Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Mir wurde plötzlich klar, daß ich nicht nur einfach nicht an ein Verhältnis zwischen Laurence und Elizabeth geglaubt hatte. Ich hatte nicht daran glauben wollen. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich daran glaubte, aber warum dieser Widerstand? Es war doch so schön. So praktisch. Es paßte so gut zu den Fakten, die ich kannte, und dennoch starrte ich auf den Brief und hielt ihn behutsam an einer Ecke, während ich ihn noch einmal las. Ich lehnte mich aufs Bett zurück. Was war los mit mir? Ich war erschöpft, und ich wußte, ich hatte in den letzten Tagen zuviel durchgemacht, aber irgend etwas nagte an mir, und ich war mir nicht sicher, ob es direkt mit dem Brief zu tun hatte oder mehr mit mir selbst, mit irgend etwas in meinem Wesen — einem kleinen, lästigen Stück Selbsterkenntnis, gegen das ich mich heftig sträubte. Der Brief war entweder echt oder er war es nicht, und es gab Möglichkeiten, das festzustellen. Müde riß ich mich zusammen. Ich suchte einen großen Umschlag und legte den Brief hinein, wobei ich achtgab, keine Fingerabdrücke zu verwischen. Im voraus dachte ich schon an Con Dolan, der sich für ihn begeistern würde, weil er noch seine häßlichsten Vermutungen über das Geschehen von damals bestätigte. War es das, was Sharon Napier herausgekriegt hatte? War es das, was sie hätte erhärten können, wenn sie lange genug gelebt hätte?
    Ich lag voll angekleidet auf dem Bett, mein Körper angespannt, mein Hirn überdreht. Wen hätte sie mit dieser Information erpressen können, falls sie ihr bekannt war? Denn darauf mußte sie aus gewesen sein. Das mußte der Grund sein, weshalb sie umgebracht wurde. Irgend jemand war mir nach Las Vegas gefolgt in dem Wissen, daß ich sie treffen würde, in dem Wissen, daß sie bestätigen könnte, was ich nicht hatte glauben wollen. Ich konnte es natürlich nicht beweisen, aber ich hätte gern gewußt, ob ich der Wahrheit schon nahe genug war, um selbst in Gefahr zu schweben. Ich wollte nach Hause. Ich wollte mich in die Sicherheit meines kleinen Zimmers zurückziehen. Ich dachte noch nicht klar, aber ich war nah dran. Acht Jahre lang war nichts passiert, und jetzt ging alles wieder los. Wenn Nikki unschuldig war, dann hatte die ganze Zeit jemand hübsch warm gesessen, jemand, dem jetzt die Gefahr der Entlarvung drohte.
    Ich sah eine Sekunde lang den Blick, der in Nikkis Augen aufgeflackert war, blinde Feindseligkeit, ein böser, irrationaler Zorn. Sie hatte das alles in Gang gesetzt. Ich mußte die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Sharon Napier sie erpreßt hatte, daß Sharon etwas wußte, was Nikki mit dem Tod von Libby in Verbindung gebracht hätte. Wenn Sharon von der Bildfläche verschwunden war, war es möglich, daß Nikki mich engagiert hatte, um sie aufzustöbern, und daß Nikki dann jegliche Bedrohung mit einem schnellen Schuß beseitigt hatte. Sie konnte mir auch nach

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