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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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all der Zeit beweisen ließe, aber auf jeden Fall könnte es Sie auf die richtige Spur führen. Was ist mit der Bewerbung? Möchten Sie eine Kopie davon?«
    »Liebend gern. Wie steht’s mit Fifes Geschäftsbüchern?«
    »Die habe ich zu Hause, und ich schaue sie mir an, wenn ich dazu komme. Es ist eine Menge Zeug. Einstweilen, dachte ich, würden Sie gern von dieser Schlosserlehre erfahren.«
    »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen. Meine Güte, das ist vielleicht ein Früchtchen.«
    »Sie sagen es. Hey, ich kriege gerade einen ändern Anruf. Sie hören von mir.« Er gab mir seine Privatnummer.
    »Sie sind großartig. Schönen Dank.«
    Die zweite Nachricht war von Gwen aus K-9 Korners. Eine ihrer Assistentinnen meldete sich, und ich hörte dem Bellen und Winseln verschiedener Hunde zu, bis Gwen an den Apparat kam.
    »Kinsey?«
    »Ja, ich bin’s. Ich habe Ihren Anruf bekommen. Was ist los?«
    »Sind Sie zum Mittagessen frei?«
    »Einen Moment. Ich schau mal im Terminkalender nach.« Ich legte meine Hand auf die Sprechmuschel und sah auf meine Armbanduhr. Es war Viertel vor zwei. Hatte ich schon zu Mittag gegessen? Hatte ich überhaupt gefrühstückt heute? »Ja, ich bin frei.«
    »Gut. Ich treffe Sie in einer Viertelstunde im Palmgarten, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Sicher. Prima. Dann bis gleich.«

    Mein Glas Weißwein war gerade eingetroffen, als ich aufblickte und Gwen von der anderen Seite des Hofes herankommen sah: groß und hager, ihr graues Haar straff aus dem Gesicht gekämmt. Die Bluse, die sie trug, war aus grauer Seide, mit langen weiten Ärmeln, an den Bündchen gerafft, der dunkelgraue Rock betonte die Schlankheit ihrer Taille und Hüften. Sie war elegant und selbstbewußt — darin glich sie Nikki —, und ich konnte verstehen, worin beide Frauen für Laurence Fife anziehend gewesen sein mußten. Ich vermutete, daß auch Charlotte Mercer einmal in die gleiche Schablone gepaßt hatte: eine Frau von Format, eine Frau von Geschmack. Ich fragte mich vergeblich, ob Libby Glass ebensogut gealtert wäre, wenn sie länger gelebt hätte. Bestimmt war sie mit vierundzwanzig viel weniger selbstsicher gewesen, aber klug — eine Person, deren Frische und Ehrgeiz Laurence Fife angesprochen haben mochten, als er sich den Vierzig näherte. Gott schütze uns alle vor den Folgen der männlichen Wechseljahre, dachte ich.
    »Hallo. Wie geht’s?« sagte Gwen munter, als sie sich hinsetzte. Sie nahm die Serviette neben ihrem Teller weg und bestellte Wein, als die Kellnerin vorbeikam. Aus der Nähe erschien sie weicher; das Eckige ihrer Wangenknochen wurde ausgeglichen durch die großen braunen Augen, der energische Mund war zartrosa angemalt. Aber vor allem war da ihr Auftreten: amüsiert, intelligent, feminin, kultiviert.
    »Wie geht’s den vielen Hunden?« sagte ich.
    Sie lachte. »Dreckig. Gott sei Dank. Wir sind überlaufen heute, aber ich wollte mit Ihnen reden. Sie waren verreist.«
    »Ich bin erst seit Samstag zurück. Haben Sie versucht, sich mit mir in Verbindung zu setzen?«
    Sie nickte. »Ich rief am Dienstag im Büro an. Ihr Auftragsdienst sagte, Sie seien in Los Angeles, also versuchte ich, Sie dort zu erreichen. Irgendein ausgemachtes Trampel antwortete —«
    »Arlette.«
    »Nun, wer immer es war, sie verstand zweimal meinen Namen falsch, also legte ich auf.«
    Die Kellnerin erschien mit Gwens Wein.
    »Haben Sie schon bestellt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte auf Sie warten.«
    Die Kellnerin nahm ihren Bestellblock heraus und warf mir einen Blick zu.
    »Ich nehme den Salat ä la carte«, sagte ich.
    »Den bitte zweimal.«
    »Dressing?«
    »Roquefort«, sagte ich.
    »Für mich Öl und Essig«, sagte Gwen und übergab beide Karten der Kellnerin, die fortging. Gwen wandte ihre Aufmerksamkeit mir zu.
    »Ich habe beschlossen, ehrlich mit Ihnen zu sein.«
    »ln welcher Beziehung?«
    »In bezug auf meinen ehemaligen Liebhaber«, sagte sie. Ihre Wangen hatten sich etwas gerötet. »Mir ist klargeworden, daß ich Sie nur in die Irre führe, wenn ich Ihnen nicht sage, wer es war, und daß Sie eine Menge Zeit damit verschwenden würden, seinen Namen herauszufinden. Soviel Geheimnistuerei ist die Sache gar nicht wert.«
    »Wieso?«
    »Er starb vor ein paar Monaten an einem Herzanfall«, sagte sie, jetzt wieder ganz munter. »Nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, versuchte ich ihn selbst aufzuspüren. Er hieß David Ray. Er war Lehrer. Gregs Lehrer, um genau zu sein; so hatten wir uns auch kennengelernt. Ich

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