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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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fand, er sollte wissen, daß Sie Erkundigungen wegen Laurences Tod einziehen, oder zumindest, daß Ihre Neugierde Sie zu ihm führen könnte.«
    »Wie haben Sie ihn gefunden?«
    »Ich hatte gehört, daß er und seine Frau nach San Francisco gezogen waren. Anscheinend lebte er an der Bucht und war Rektor an einer Schule in Oakland.«
    »Warum konnten Sie mir das nicht gleich sagen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Falsch angebrachte Loyalität. Beschützergeist. Es war eine sehr wichtige Beziehung, und ich wollte nicht, daß er nach so langer Zeit da hineingezogen wird.«
    Sie schaute mich an, und sie muß die Skepsis in meinem Gesicht gelesen haben. Die Röte auf ihren Wangen verstärkte sich fast unmerklich.
    »Ich weiß, wie das aussieht«, sagte sie. »Erst weigere ich mich, Ihnen seinen Namen zu nennen, und dann ist er tot und unerreichbar, aber genau das ist der springende Punkt. Wenn er noch am Leben wäre, weiß ich nicht, ob ich jetzt darüber sprechen würde.«
    Das stimmte wahrscheinlich, aber da spielte noch etwas anderes mit, und ich war nicht sicher, was. Die Kellnerin kam mit unseren Salaten, und es folgten ein paar Minuten Redepause, in denen wir uns mit Melba Toast befaßten. Gwen mischte ihren Salat durch, aß aber nicht viel. Ich war neugierig zu erfahren, was sie noch zu sagen hatte, und zu hungrig, um mich groß darum zu kümmern, bis ich etwas gegessen hatte.
    »Wußten Sie, daß er herzkrank war?« fragte ich schließlich.
    »Ich hatte keine Ahnung, aber offenbar war er seit Jahren krank.«
    »Hat er die Beziehung abgebrochen oder Sie?«
    Gwen lächelte bitter. »Das hat Laurence getan, aber inzwischen frage ich mich, ob David es nicht zu einem gewissen Grad eingefädelt hat. Die ganze Geschichte muß sein Leben unerträglich kompliziert haben.«
    »Hatte er es seiner Frau erzählt?«
    »Ich denke. Sie war sehr freundlich am Telefon. Ich sagte ihr, Greg hätte mich gebeten, die Verbindung aufzunehmen, und sie spielte prompt mit. Als sie mir sagte, David sei gestorben, war ich... ich wußte nicht einmal, was ich ihr antworten sollte, aber natürlich mußte ich brav weiterplappern — das tut mir leid, mein Beileid... wie irgendein unbeteiligter Dritter was Passendes von mir geben. Es war schrecklich. Furchtbar.«
    »Sie selbst hat von Ihrer Beziehung nichts erwähnt?«
    »O nein. Dazu war sie viel zu beherrscht, aber sie wußte ganz genau, wer ich war. Jedenfalls, entschuldigen Sie, daß ich erst jetzt damit herausrücke.«
    »Nicht weiter schlimm«, sagte ich.
    »Wie läuft es sonst?« fragte sie.
    Ich merkte, wie ich zögerte. »Stückwerk. Nichts Konkretes.«
    »Hoffen Sie denn wirklich, nach all der Zeit noch irgend etwas auszugraben?«
    Ich lächelte. »Man kann nie wissen. Die Leute werden unvorsichtig, wenn sie glauben, sie sind aus dem Schneider.«
    »Da mag was dran sein.«
    Wir sprachen kurz über Greg und Diane und meine Plaudereien mit ihnen, die ich stark frisiert wiedergab. Um zehn vor drei blickte Gwen auf die Uhr.
    »Ich muß wieder zurück«, sagte sie und angelte nach ihrer Brieftasche. Sie zog einen Fünfdollarschein heraus. »Bleiben Sie in Verbindung?«
    »Klar«, sagte ich. Ich trank einen Schluck Wein und beobachtete, wie sie aufstand. »Wann haben Sie Colin zuletzt gesehen?«
    Ihre Augen schwenkten abrupt auf mein Gesicht. »Colin?«
    »Ich habe ihn Samstag kennengelernt«, sagte ich, als wäre das eine Erklärung. »Ich dachte, Diane würde vielleicht gerne erfahren, daß er wieder da ist. Sie mag ihn.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Gwen. »Ich weiß nicht, wann ich ihn selbst zuletzt gesehen habe. Bei Dianes Abschlußfeier wahrscheinlich. Ihrer Schlußfeier an der Aufbauschule. Wieso fragen Sie?«
    Ich zuckte die Achseln. »Reine Neugier«, sagte ich. Ich warf ihr meinen, wie ich hoffte, treuherzigsten Blick zu. Ein zartroter Fleck war auf ihrem Hals erschienen, und ich fragte mich, ob der vor Gericht als eine Art Lügendetektor eingeführt werden könnte. »Ich kümmere mich um das Trinkgeld«, sagte ich.
    »Lassen Sie mich wissen, wie es vorangeht«, sagte sie, wieder ganz beiläufig. Sie schob das Geld unter ihren Teller und entfernte sich, wie sie gekommen war, mit zielbewußten Schritten. Ich beobachtete ihren Abgang und dachte bei mir, daß etwas Entscheidendes unausgesprochen geblieben war. Von David Ray hätte sie mir auch am Telefon erzählen können. Und ich war nicht völlig überzeugt, daß sie von seinem Tod nicht schon vorher gewußt hatte. Colin schoß mir in

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