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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zum Strand gefahren, um mal ein bißchen rauszukommen.«
    »Hübsch«, sagte ich ironisch. »Mit dreieinhalb konnte er aus der Geschichte sowieso nicht schlau werden. Nehmen wir mal an, daß es stimmt. Nehmen wir mal an, sie war mit hier —«
    »Ich möchte dem wirklich nicht weiter nachgehen.«
    »Nur eins noch«, sagte ich. »Fragen Sie ihn nur noch, warum er sie >Papas Mutter< genannt hat. Fragen Sie ihn, wie er auf >Papas Mutter< kommt.«
    Widerstrebend gab sie die Frage an Colin weiter, doch sein Gesicht hellte sich vor Erleichterung auf. Er signalisierte sofort zurück, indem er seinen Kopf umfaßte.
    »Sie hatte graue Haare«, berichtete mir Nikki. »die sah für ihn aus wie eine Großmutter, als sie hier war.«
    Ich hörte einen Anflug von Zorn in ihrer Stimme, aber sie fing sich offenbar seinetwegen. Sie verwuschelte ihm zärtlich die Haare.
    »Ich liebe dich«, sagte sie. »Es ist alles prima. Es ist alles gut.«
    Colin schien sich zu beruhigen, aber die Anspannung hatte Nikkis Augen holzkohlengrau werden lassen.
    »Laurence hat sie gehaßt«, sagte sie. »Er kann gar nicht —«
    »Ich stelle ja nur eine schlaue Vermutung an«, sagte ich. »Es könnte völlig harmlos gewesen sein. Vielleicht haben sie etwas zusammen getrunken und sich über die Schularbeiten der Kinder unterhalten. Wir wissen wirklich nichts Genaues .«
    »So ein Quatsch«, murmelte sie. Ihre Laune war hin.
    »Werden Sie nicht sauer auf mich«, sagte ich. »Ich versuche doch nur alles auf die Reihe zu bringen, damit es einen Sinn ergibt.«
    »Also, ich glaube kein Wort davon«, sagte sie gepreßt.
    »Wollen Sie mir erzählen, daß er ein zu netter Mann war, um so etwas zu tun?«
    Sie legte den Malerpinsel auf die Zeitung und wischte ihre Hände an einem Lappen ab.
    »Vielleicht möchte ich, daß mir ein paar Illusionen erhalten bleiben.«
    »Ich will Ihnen überhaupt nichts«, sagte ich. »Aber ich verstehe nicht, warum es Sie aufregt. Charlotte Mercer hat mich darauf gebracht. Sie sagte, er war wie ein alter Kater, der immer wieder um dieselbe Hintertür rumschnüffelt.«
    »Ist gut, Kinsey. Sie waren deutlich genug.«
    »Nein, das scheint mir nicht so. Sie haben mir Fünftausend bezahlt, damit ich herausfinde, was passiert ist. Sie mögen die Antworten nicht. Ich kann Ihnen Ihr Geld zurückgeben.«
    »Nein, lassen Sie. Vergessen wir’s. Sie haben recht«, sagte sie.
    »Möchten Sie, daß ich dranbleibe, oder nicht?«
    »Ja«, erwiderte sie tonlos, aber sie sah mich nicht noch einmal richtig an. Ich entschuldigte mich bald darauf und ging in fast niedergeschlagener Stimmung. Ihr lag immer noch an dem Mann, und ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Außer, daß niemals etwas endgültig vorbei ist, zumal zwischen Männern und Frauen. Warum hatte ich dann Schuldgefühle, wenn ich meine Arbeit tat?

    Ich ging in Charlies Bürogebäude. Er wartete am Kopf der Treppe, das Jackett über der einen Schulter, den Schlips gelockert.
    »Was ist denn mit dir passiert?« fragte er, als er mein Gesicht sah.
    »Frag nicht«, sagte ich. »Ich besorge mir ein Stipendium für die Bürofachschule. Irgendwas Nettes und Einfaches. Irgendwas von neun bis fünf.«
    Ich kam auf gleiche Höhe mit ihm und legte den Kopf etwas schräg, um ihn anzusehen. Es war, als wäre ich plötzlich in ein Kraftfeld eingetreten, wie bei diesen magnetischen Hündchen, als ich klein war — eins schwarz, eins weiß. Hielt man sie an den positiven Polen einen Zentimeter auseinander, saugten sie sich mit einem leisen Klicken aneinander fest. Sein Gesicht war so ernst, so nah, die Augen ruhten auf meinem Mund, als wollte er mich vorwärtszwingen. Volle zehn Sekunden standen wir wie gebannt, dann zog er mich etwas zurück, überfordert von dieser Intensität.
    »Himmel«, sagte er fast überrascht und lachte glucksend, ein Laut, den ich gut kannte.
    »Ich brauche was zu trinken«, sagte ich.
    »Das ist nicht alles, was du brauchst«, sagte er sanft.
    Ich lächelte, ohne darauf einzugehen. »Du kannst hoffentlich kochen, ich kann’s nämlich nicht.«
    »Hör zu, die Sache hat nur einen kleinen Haken«, sagte er. »Ich hüte für meinen Partner das Haus. Er ist auswärts, und ich muß seine Hunde versorgen. Wir können bei ihm was essen.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    Er schloß das Büro ab, und wir gingen über die Hintertreppe zu dem kleinen, an das Bürogebäude grenzenden Parkplatz. Er hielt den Schlag seines Wagens auf, aber ich war schon unterwegs zu meinem, der an

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