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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Elaines Zwischenlandung. »Könnten Sie ihre Beschreibung innerhalb der Polizei von St. Louis verbreiten?«
    »Klar. Glauben Sie, sie ist da?«
    »Ich hoffe.«
    Ich hatte vorgehabt, noch ein Weilchen mit ihm zu plaudern, aber ich hatte keine Gelegenheit mehr dazu. Es klopfte kurz, und die Bürotür flog auf. Beverly Danziger stand auf der Türschwelle, und sie sah sauer aus. Ich sagte Jonah, ich würde mich wieder melden, legte auf und wandte meine Aufmerksamkeit Beverly zu.

    »Du gottverdammte Schlampe!« Sie knallte die Tür hinter sich zu. Ihre Augen funkelten.
    Irgendwie begeistert es mich nicht gerade, so angesprochen zu werden. Ich fühlte, wie mir die Hitze in die Wangen schoß und automatisch Wut in mir aufstieg. Ich überlegte, ob sie mich zu einem Nahkampf herausfordern würde. Ich schenkte ihr ein langsames Lächeln, nur um ihr zu zeigen, daß mich ihre Mätzchen nicht beeindruckten.
    »Was gibt’s für Probleme, Beverly?« Selbst in meinen Ohren klang das sehr klugscheißerisch, und ich dachte, ich sollte besser nach etwas suchen, mit dem ich mich wehren könnte, wenn sie sich über den Schreibtisch auf mich stürzte. Alles, was ich erspähte, war ein Bleistift, der nicht angespitzt war, und ein Rolodex.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Warum, zum Teufel, hast du dich mit Aubrey getroffen? Wie konntest du es wagen! Verdammt, wie konntest du nur!!«
    » Ich habe mich nicht mit Aubrey getroffen. Er hat mich aufgesucht.«
    »Ich habe dich engagiert. Ich. Du hattest kein Recht, mit ihm zu reden, und kein Recht, meine Angelegenheiten hinter meinem Rücken zu besprechen! Weißt du, was ich tun werde? Ich werde dich dafür verklagen!«
    Ich hatte keine Angst davor, daß sie mich verklagt. Ich hatte Angst, sie würde eine Schere aus der Tasche ziehen und mich wie Flicken für eine Patchworkdecke zerschneiden.
    Inzwischen beugte sie sich über meinen Schreibtisch und stach mir einen spitzen Zeigefinger ins Gesicht. Aus ihrem Mund schienen Sprechblasen zu kommen wie in einem Comic. Sie schob das Kinn vor. Ihre Wangen waren rosa, und in der Ecke des Mundes sammelten sich Blasen. Ich hätte ihr nur zu gern die Seele aus dem Leib gedroschen, aber ich dachte, das sei nicht so klug. Sie schnappte nach Luft, und ihre Brust dehnte sich. Und dann fing ihr Mund an zu zittern, und die glühenden blauen Augen füllten sich mit Tränen. Sie schluchzte einmal. Sie ließ die Handtasche fallen und schlug sich beide Hände vors Gesicht wie ein Kind. War diese Frau verrückt oder was?
    »Setzen Sie sich«, sagte ich. »Rauchen Sie erst mal eine. Was ist los?«
    Ich blickte auf den Aschenbecher. Aubreys verräterischer Haufen zerfledderten Tabaks und ein Fetzen schwarzen Papiers lagen immer noch in meinem Aschenbecher. Diskret nahm ich ihn beiseite und leerte den Inhalt in meinen Abfalleimer. Sie setzte sich abrupt hin. Ihr Ärger war verflogen, an seine Stelle war ein tiefsitzender Kummer getreten. Es tut mir leid, mich selbst als unberührt schildern zu müssen. Ich kann eben ein kaltherziges kleines Biest sein.
    Während sie heulte, machte ich Kaffee. Die Bürotür öffnete sich einen Spalt breit. Vera lugte herein und stellte Blickkontakt zu mir her. Offensichtlich hatte sie den Radau gehört und wollte sichergehen, daß alles in Ordnung war. Ich hob die Augenbrauen zu einem schnellen Zucken, und sie verschwand. Beverly fischte ein Kleenex hervor und preßte es sich erst auf die Nase und dann auf die Augen, als wollte sie die letzten paar Tränen herausholen. Ihr Porzellanteint war nun gesprenkelt, und die glänzenden schwarzen Haare hatten ein strähniges Aussehen angenommen, wie ein Pelzmuff, der im Regen vergessen worden war.
    »Tut mir leid«, stieß sie hervor. »Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen. Er macht mich verrückt. Er bringt mich noch zum Wahnsinn. Er ist so ein Scheißkerl. Ich hasse ihn einfach wie die Pest! «
    »Immer mit der Ruhe, Beverly. Wollen Sie einen Kaffee?«
    Sie nickte. Sie nahm eine Puderdose aus der Tasche, kontrollierte ihr Augen-Make-up und wischte sich mit einem um den Finger gewickelten Kleenex ein Rinnsal Wimperntusche weg. Dann steckte sie die Puderdose ein und putzte sich die Nase, ohne ein Geräusch dabei zu machen. Es war einfach eine Art Preßvorgang. Sie öffnete die Tasche wieder und suchte nach Zigaretten und Feuer. Ihre Hände zitterten, aber in dem Moment, in dem sie die Zigarette angesteckt hatte, schien alle Spannung aus ihrem Körper zu weichen. Sie inhalierte so

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