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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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würde mir den Geschmack an dem Zeug aus Pappschachteln, das ich normalerweise trinke, für immer verderben.
    »Ja, allerdings«, sagte er und sah sich jetzt interessiert um, als sei ihm dieses Mißverhältnis gerade erst aufgefallen. »Ich hatte natürlich ein Kindermädchen.«
    »Oh, natürlich, warum auch nicht. Was machen deine Eltern? Oder soll ich raten?«
    Bobby lächelte mich schief an und tupfte sich das Kinn ab. Beinahe verlegen, dachte ich. »Mein Großvater, der Vater meiner Mutter, gründete um die Jahrhundertwende ein großes Chemieunternehmen. Ich vermute, er hatte schließlich das Patent für ungefähr die Hälfte aller lebenswichtigen Produkte der Menschheit. Spülungen und Mundwasser und Verhütungsmittel. Auch freiverkäufliche Drogeriewaren, Lösungsmittel, Legierungen, Industrieprodukte. Die Liste ist noch ein bißchen länger.«
    »Brüder? Schwestern?«
    »Nur ich.«
    »Wo ist dein Vater jetzt?«
    »Tibet. Neuerdings steht er auf Bergsteigen. Letztes Jahr lebte er in einem Ashram in Indien. Seine Seele entfaltet sich im selben Tempo wie seine VISA-Rechnung.«
    Ich legte eine Hand ans Ohr. »Höre ich da Feindseligkeit heraus?«
    Bobby zuckte die Achseln. »Er kann es sich leisten, sich hobbymäßig mit dem großen Weltmysterium zu befassen, wegen der Abfindung, die er bei der Scheidung von meiner Mutter bekommen hat. Er tut, als wäre er auf dem großen spirituellen Trip, während er sich in Wirklichkeit einfach hängenläßt. Eigentlich war unser Verhältnis ganz okay, bis er direkt nach dem Unfall zurückkam. Er pflegte an meinem Bett zu sitzen, wohlwollend zu lächeln und mir zu erklären, daß meine Verkrüppelung eben etwas sei, durch das ich durch müßte in diesem Leben.« Er betrachtete mich mit einem seltsamen Lächeln. »Weißt du, was er sagte, als er hörte, daß Rick tot ist? >Das ist schön. Das bedeutet, daß er seine Arbeit beendet hat.< Ich habe mich dermaßen aufgeregt, daß Dr. Kleinert ihm weitere Besuche bei mir untersagte, also zog er ab, um den Himalaya zu erklimmen. Wir hören nicht viel von ihm, aber ich glaube, das ist auch gut so.«
    Bobby brach ab. Einen Moment lang schwammen Tränen in seinen Augen, und er kämpfte um Beherrschung. Er starrte auf die Gruppe von Menschen, die am Kamin standen, und ich folgte seinem Blick. Schnell überschlagen, schätzte ich sie auf ungefähr zehn Personen.
    »Wer von denen ist deine Mutter?«
    »Die Frau in der cremefarbenen Kleidung. Der Typ, der direkt hinter ihr steht, ist mein Stiefvater, Derek. Sie sind seit drei Jahren verheiratet, aber ich glaube nicht, daß es klappt.«
    »Wie kommt’s?«
    Bobby schien verschiedene Antworten zu erwägen, entschied sich schließlich aber doch für ein leichtes Kopfschütteln und Schweigen. Er sah mich wieder an. »Bist du bereit, sie kennenzulernen?«
    »Erzähl mir erst noch etwas über die anderen Leute.« Reine Zeitschinderei, aber ich konnte nicht anders.
    Er studierte die Gruppe. »Von einigen habe ich den Namen vergessen. Diese Frau in Blau kenne ich überhaupt nicht. Der große Typ mit den grauen Haaren ist Dr. Fraker. Er ist der Pathologe, für den ich vor dem Unfall gearbeitet habe. Er ist mit der Rothaarigen verheiratet, die gerade mit meiner Mutter spricht. Meine Mutter sitzt im Treuhänderausschuß von St. Terry, daher kennt sie alle diese Medizintypen. Der stämmige Mann mit der beginnenden Glatze ist Dr. Metcalf, und der, mit dem er redet, ist Dr. Kleinert.«
    »Dein Psychiater?«
    »Genau. Er denkt, ich sei verrückt, aber das ist in Ordnung, weil er glaubt, er kriegt mich wieder hin.« Bitterkeit hatte sich in seine Stimme geschlichen, und mir wurde plötzlich schrecklich bewußt, mit was für einem Wutpegel Bobby Tag für Tag umgehen mußte.
    Als sei das sein Stichwort gewesen, drehte Dr. Kleinert sich um und starrte uns an. Dann glitt sein Blick weiter. Er sah aus, als sei er Anfang Vierzig, hatte feines, graugelocktes Haar und einen kummervollen Gesichtsausdruck.
    Bobby feixte. »Ich habe ihm erzählt, daß ich einen Privatdetektiv engagieren würde. Aber er hat sicher noch nicht gemerkt, daß es sich um dich handelt, sonst wäre er längst hergekommen, um uns bei einem kleinen Plausch zu analysieren.«
    »Was ist mit deiner Stiefschwester? Wo ist sie?«
    »Wahrscheinlich in ihrem Zimmer. Sie ist nicht sehr gesellig.«
    »Und wer ist die kleine Blonde?«
    »Die beste Freundin meiner Mutter. Sie ist OP-Schwester. Komm«, meinte er ungeduldig. »Du kannst genausogut jetzt

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