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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kann ich wirklich nicht beantworten. Ich habe keine Ahnung.«
    »Aber es wäre möglich.«
    »Nehme ich an, obwohl ich es für nicht sehr wahrscheinlich halte. Derek und ich sind zusammen, seit sie dreizehn war. Bobby war achtzehn, neunzehn, so um den Dreh. Er wohnte sowieso nicht mehr zu Hause. Ich glaube, daß Kitty in ihn verknallt war. Ich weiß nicht, was er ihr für Gefühle entgegenbrachte, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ihn eine Dreizehnjährige auch nur im mindesten interessiert haben könnte.«
    »Sie ist ja recht schnell erwachsen geworden, soweit ich gesehen habe.«
    Unruhig schlug sie die Beine übereinander und schlang eins um das andere. »Ich verstehe nicht, warum Sie diesen Punkt verfolgen.«
    »Ich muß wissen, was los war. Er hatte heute abend Angst um sie und war mehr als erleichtert, als er hörte, daß sie über den Berg war. Ich fragte mich, wie tief ihre Beziehung zueinander geht.«
    »Oh, verstehe. Eine Menge seiner Emotionalität ist eine Folge des Unfalls. Wie man mir sagte, ist das bei Menschen, die Kopfverletzungen erlitten haben, nichts Ungewöhnliches. Er ist jetzt launisch. Ungeduldig. Und er reagiert überempfindlich. Er weint leicht, und er ist sehr unzufrieden mit sich.«
    »Liegt das zum Teil an dem Gedächtnisschwund?«
    »Ja«, sagte sie. »Was die Sache so schwer macht, ist, daß er nie Vorhersagen kann, wann die Lücken auftreten. Manchmal kann er sich an die größten Belanglosigkeiten erinnern, und dann dreht er sich um und hat sein eigenes Geburtsdatum vergessen. Oder er erkennt jemanden einfach nicht wieder, vielleicht sogar jemanden, den er sein Leben lang gekannt hat. Das ist einer der Gründe, warum er zu Leo Kleinert geht. Damit ihm geholfen wird, mit den Persönlichkeitsveränderungen fertigzuwerden.«
    »Er hat mir erzählt, Kitty gehe ebenfalls zu Dr. Kleinert. Ist das wegen der Magersucht?«
    »Kitty war von Anfang an unmöglich.«
    »Gut, soviel habe ich mir schon zusammengereimt. Worum ging es?«
    »Fragen Sie Derek. Ich bin der falsche Ansprechpartner, was sie angeht. Ich habe es versucht, aber jetzt ist sie mir verdammt egal. Sogar diese Geschichte heute abend. Ich weiß, es klingt brutal, aber ich kann das nicht ernst nehmen. Sie tut es sich selbst an. Es ist ihr Leben. Soll sie doch machen, was sie will, solange es uns nicht betrifft. Von mir aus kann sie tot Umfallen.«
    »Es scheint, als würde ihr Benehmen Sie berühren, ob es Ihnen gefällt oder nicht«, wagte ich vorsichtig zu sagen. Dies war ein eindeutig heikles Thema, und ich wollte sie mir nicht zur Feindin machen.
    »Ich fürchte, das stimmt, aber es geht nicht anders. Es muß etwas geschehen. Ich bin es leid, Spielchen zu treiben, und es macht mich krank, zuzusehen, wie sie Derek um den Finger wickelt.«
    Vorsichtig wechselte ich das Thema und ging einer anderen Frage nach, die mich interessierte. »Glauben Sie, daß diese Drogen wirklich ihr gehörten?«
    »Natürlich. Sie ist stoned, seitdem sie über meine Schwelle getreten ist. Sie war immer ein solcher Zankapfel zwischen Derek und mir, daß ich es kaum beschreiben kann. Sie ruiniert unsere Beziehung.« Sie preßte die Lippen aufeinander und nahm sich zusammen, dann fragte sie: »Warum haben Sie die Frage so gestellt?«
    »Wegen der Drogen? Es erschien mir seltsam, das ist alles«, erwiderte ich. »Ich kann mir zum einen nicht vorstellen, daß sie sie in einem Reißverschlußtäschchen in ihrer Nachttischschublade aufbewahrt, und dann kann ich mir auch nicht vorstellen, daß sie Pillen in dieser Menge besitzt. Wissen Sie, was dieses Zeug wert ist?«
    »Sie bekommt ein Taschengeld von zweihundert Dollar monatlich«, sagte Glen steif. »Ich habe diskutiert und geschmeichelt, bis mir die Luft ausging, aber wozu? Derek besteht darauf. Das Geld kommt von seinem eigenen Konto.«
    »Selbst dann ist es noch ein ganz schön hochkarätiges Zeug. Sie muß unglaubliche Beziehungen haben.«
    »Ich bin sicher, daß Kitty ihre Connections hat.«
    Ich ließ das Thema fallen und machte mir eine gedankliche Notiz. Kürzlich hatte ich die Bekanntschaft eines Drogendealers der Santa Teresa High-School gemacht, der Unternehmerqualitäten aufwies, und er könnte in der Lage sein, ihre Quelle herauszufinden. Er könnte sogar ihre Quelle sein , wenn man mich fragte. Er hatte mir versprochen, sein Geschäft aufzugeben, aber das ist genauso, als ob ein Penner verspricht, sich von dem Dollar, den du ihm im guten Glauben gespendet hast, ein Sandwich zu kaufen.

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