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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und sah auf, weil ein paar Kinder näherkamen, um Rollschuhe auszuleihen.
    Gus erledigte seine Aufgabe und kam wieder zu mir. Er entschuldigte sich für die Unterbrechung. Es war Sommer, und ungeachtet des ungewöhnlich kühlen Wetters überschwemmten die Touristen die Strände. Ich fragte ihn, ob er eine Ahnung davon habe, worin Bobby verwickelt war. Er bewegte sich unbehaglich und sah die Straße hinunter.
    »Ich habe eine Ahnung, aber ich weiß nicht, ob ich sie Ihnen mitteilen soll. Ich meine, wenn Bobby Ihnen nichts erzählt hat, warum sollte ich es tun?«
    »Er konnte sich nicht erinnern. Deshalb hat er mich engagiert. Er glaubte, er sei in Gefahr, und er wollte, daß ich herausfinde, was los ist.«
    »Also ist es vielleicht das Beste, alles auf sich beruhen zu lassen.«
    »Was auf sich beruhen zu lassen?«
    »Hören Sie, ich weiß überhaupt nichts Genaues. Nur, was Bobby mir erzählt hat.«
    »Wovor haben Sie Angst?«
    Er blickte zur Seite. »Ich weiß nicht. Lassen Sie mich ein wenig darüber nachdenken. Ehrlich, ich weiß nicht viel, aber ich will nicht darüber reden, ehe ich nicht das Gefühl habe, daß es richtig ist. Verstehen Sie, wie ich das meine?«
    Ich gab in diesem Punkt nach. Man kann die Leute immer schikanieren, aber es ist nicht die beste Methode. Besser ist es, sie die Informationen freiwillig preisgeben zu lassen, aus eigenen Beweggründen. Auf diese Art bekommt man mehr.
    »Ich hoffe, Sie rufen mich an«, lenkte ich ein. »Wenn ich nichts von Ihnen höre, könnte ich wiederkommen und zur Nervensäge werden.« Ich zog eine Karte hervor und legte sie auf die Theke.
    Er lächelte und fühlte sich offensichtlich schuldig, weil er mich hinhielt. »Sie können umsonst Rollschuh laufen, wenn Sie möchten. Es ist ein gutes Training.«
    »Ein anderes Mal«, lächelte ich. »Danke.«
    Er beobachtete mich, bis ich vom Parkplatz heruntergefahren und links abgebogen war. Im Rückspiegel sah ich, wie er sich mit der Ecke meiner Visitenkarte seinen Schnurrbart kratzte. Hoffentlich ließ er von sich hören.
    In der Zwischenzeit, so beschloß ich, würde ich versuchen, den Pappkarton in die Finger zu bekommen, den das Labor nach Bobbys Unfall zusammengepackt hatte. Ich fuhr zum Haus. Glen war offensichtlich für einen Tag nach San Francisco geflogen, aber Derek war zu Hause, und ich teilte ihm mit, was ich haben wollte.
    Sein Blick war skeptisch. »Ich erinnere mich an den Karton, aber ich bin nicht sicher, wo er gelandet ist. Vielleicht draußen in der Garage, wenn Sie da mal schauen wollen.«
    Er schloß die Eingangstür hinter sich, und wir beide gingen über den Hof zu der Garage, die sich an einem Ende des Hauses erstreckte und drei Wagen Platz bot. An der hinteren Wand befanden sich einige Verschlage. Keiner von ihnen war verschlossen, aber die meisten waren bis obenhin vollgepackt mit Kisten, die aussahen, als seien sie seit Ewigkeiten an Ort und Stelle.
    Ich erspähte einen Karton, der mir lohnenswert zu sein schien. Er war unter einer Werkbank gegen die hintere Wand geschoben. »Einwegspritzen« stand darauf und der Name des Lieferanten für medizinischen Bedarf. Außerdem hing ein zerrissenes Adressenetikett mit der Anschrift der Pathologischen Abteilung des Santa-Teresa-Krankenhauses dran. Wir zogen ihn hervor und öffneten ihn. Der Inhalt sah aus wie von Bobby, bestand jedoch aus enttäuschenden Nichtigkeiten. Kein kleines rotes Buch, kein Bezug zu jemandem namens Blackman, keine Zeitungsausschnitte, keine mysteriösen Notizen, keine persönliche Korrespondenz. Statt dessen ein paar medizinische Bücher, zwei Gebrauchsanleitungen für Röntgengeräte und Büroartikel der harmlosesten Art. Was sollte ich mit einer Schachtel Büroklammern und zwei Filzschreibern anfangen?
    »Scheint nicht sehr viel zu sein«, bemerkte Derek.
    »Scheint überhaupt nichts zu sein«, entgegnete ich. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Kiste trotzdem mitnehme? Möglicherweise sehe ich sie noch mal genauer durch.«
    »Nein, bedienen Sie sich. Warten Sie, ich mach das schon.« Zuvorkommend trat ich zurück und ließ ihn die Kiste vom Boden hochwuchten und zu meinem Wagen tragen. Ich hätte das auch machen können, aber es schien ihm wichtig zu sein. Warum sollte ich mich also darum schlagen? Er schob ein paar Klamotten zur Seite, und wir schafften die Kiste mühsam auf den Rücksitz. Ich sagte ihm, ich würde mich wieder mal melden, und machte mich auf den Weg.
    Ich fuhr nach Hause und zog mich zum Joggen um. Als

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