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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schade. Nicht, daß ich besonders viel für ihn übrig gehabt hätte, doch sie hat zur Zeit bereits genug Schwierigkeiten. Ich sehe es gar nicht gern, daß sie sich noch mehr aufbürdet.«
    »Ich auch nicht«, stimmte ich zu. »Brauchen Sie mich, um meinen Wagen wegzusetzen?«
    »Nein, das geht schon«, erwiderte er und sah zu Nola. »Ich habe zwar noch einige Arbeit im Krankenhaus, aber wahrscheinlich werde ich nicht allzu spät zurück sein. Haben wir Pläne fürs Abendessen?«
    Sie lächelte liebenswürdig, obwohl sie sich erst räuspern mußte, bevor sie sprechen konnte. »Ich dachte, wir könnten hier essen, wenn du einverstanden bist.«
    »Sicher, das ist prima. Gut. Dann werde ich euch beide mal eure kleinen Pläne aushecken lassen. War nett, Sie zu sehen, Kinsey.«
    »Eigentlich waren wir gerade fertig«, sagte Nola und erhob sich.
    »Oh, na schön«, meinte er. »Ich bringe Sie hinaus.«
    Ich wußte, daß sie sein Erscheinen nur als Vorwand benutzte, um das Gespräch zu beenden, doch mir fiel im Moment keine Verzögerungstaktik ein, erst recht nicht, solange die beiden da standen und mich ansahen.
    Wir verabschiedeten uns kurz voneinander. Dann hielt Dr. Fraker mir die Tür auf, und ich verließ das Zimmer. Als ich mich umschaute, sah ich, daß Nolas Gesichtsausdruck von Furcht durchdrungen war. Vermutlich wünschte sie jetzt, ihr Geheimnis für sich behalten zu haben. Es stand eine Menge für sie auf dem Spiel: Freiheit, Geld, Status, Ansehen. Sie war von jedem angreifbar, der wußte, was ich jetzt wußte. Ich fragte mich, wie verzweifelt sie an dem festhielt, was sie besaß, und was für eine Art von Bezahlung als Konsequenz daraus aus ihr herausgeholt worden war.

23

    Ich fuhr ins Büro. Ein Haufen Post stapelte sich auf dem Boden unter dem Briefschlitz der Tür. Ich sammelte sie auf und warf sie auf den Schreibtisch, dann öffnete ich die Glastüren, um ein wenig frische Luft hereinzulassen. Die Signallampe an meinem Anrufbeantworter leuchtete auf. Ich setzte mich und drückte den Rücklaufknopf.
    Die Nachricht kam von meinem Freund bei der Telefongesellschaft und bestand aus einem Bericht über den stillgelegten Anschluß von S. Blackman. Sein voller Name war Sebastian S., männlich, Sechsundsechzig Jahre, und er hatte eine Nachsendeadresse in Tempe, Arizona. Tja, das klang nicht sehr vielversprechend. Wenn alles andere schiefging, konnte ich darauf zurückkommen und der Sache nachgehen, um herauszufinden, ob es eine Verbindung zu Bobby gab. Irgendwie bezweifelte ich es. Ich machte mir eine Notiz für seine Akte. Es lag eine gewisse Sicherheit darin, all das zu Papier gebracht zu haben. Falls mir etwas zustoßen sollte, konnte auf diese Weise zumindest jemand anschließend den Faden wiederaufnehmen — eine schreckliche Vorstellung, doch angesichts von Bobbys Schicksal durchaus realistisch.
    Die nächsten anderthalb Stunden verbrachte ich damit, meine Post durchzusehen und meine Buchhaltung auf den neuesten Stand zu bringen. Ein paar Schecks waren eingetroffen. Ich trug sie als Eingänge in meine Bücher ein und füllte ein entsprechendes Bankformular aus. Eine Abrechnung war ungeöffnet an mich zurückgesandt worden. Der Brief trug den Vermerk »Adressat unbekannt. Zurück an Absender«, und ein großer lilafarbener Finger zeigte direkt auf mich. Herrje, ein Schnorrer. Ich haßte es, um mein Geld für geleistete Dienste geprellt zu werden. Und ich hatte reichlich für den Typen gearbeitet. Mir war bekannt gewesen, daß er ein zögernder Zahler war, aber ich hatte nicht geglaubt, daß er mich tatsächlich um mein Honorar betrügen würde. Ich legte die Sache beiseite in der Absicht, ihn aufzuspüren, sobald ich ein wenig Zeit hatte.
    Inzwischen war es fast Mittag, und ich sah das Telefon an. Ich wußte, daß es da einen Anruf gab, den ich erledigen sollte. Rasch nahm ich den Hörer ab und tippte die Nummer ein, bevor mich der Mut wieder verlassen konnte.
    »Santa Teresa Police Department, Deputy Collins.«
    »Ich hätte gern Sergeant Robb aus der Vermißtenabteilung gesprochen.«
    »Einen Moment, bitte. Ich verbinde.«
    Mein Herz klopfte auf eine Art, die meine Achseln feucht werden ließ.
    Ich hatte Jonah kennengelernt, als ich das Verschwinden einer Frau namens Elaine Boldt untersucht hatte. Er war ein netter Typ mit einem sanften Gesicht und vielleicht zwanzig Pfund Übergewicht; außerdem war er amüsant und offen. Er hatte etwas von einem Rebellen an sich — hatte mir entgegen allen Vorschriften

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