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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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zusammen und machte mich an die Arbeit.
    So, wie ich Jonah kannte, würde er beim Bewährungshelfer anrufen und sich Polos derzeitige Adresse geben lassen. Bis dahin wollte ich schon ein paar Dinge selbst herausfinden. Eine persönliche Suche bringt häufig unerwartete Erfolge. Ich wollte die Möglichkeit einer Überraschung nicht außer acht lassen, weil das soviel Spaß macht. Ich wußte, daß Polo nicht im neuesten Telefonbuch stand, aber ich versuchte es mit der Auskunft, weil ich dachte, er hätte vielleicht einen Anschluß beantragt. Aber es gab keine neue Eintragung für ihn.
    Ich rief meine Quelle bei den Stadtwerken an und erkundigte mich nach einem möglichen Anschluß unter seinem Namen. Aber ihre Unterlagen brachten mich nicht weiter. Scheinbar hatte er weder Wasser noch Gas oder Strom auf seinen eigenen Namen beantragt. Natürlich war es möglich, daß er irgendwo ein Zimmer gemietet hatte und eine Pauschalmiete zahlte, in der die Nebenkosten bereits enthalten waren.
    Ich rief fünf oder sechs billige Absteigen an. Polo war nicht eingetragen, und niemand schien seinen Namen auch nur gehört zu haben. Da ich schon mal dabei war, versuchte ich es auch gleich mit John Daggetts Namen — aber mit demselben Ergebnis.
    Ich wußte, daß ich im örtlichen Büro der Sozialversicherung nicht einmal eine höfliche Absage bekommen würde, und ich bezweifelte, daß ich Billy Polos Namen in den Wählerlisten finden würde.
    Was blieb also noch übrig?
    Ich sah auf die Uhr. Erst dreißig Minuten waren vergangen, seit ich mit Jonah gesprochen hatte. Ich war mir nicht sicher, wie lange es dauern würde, bis er zurückrief, und ich wollte keine Zeit damit verlieren hier herumzusitzen, bis ich von ihm hörte. Ich schnappte mir meine Windjacke, schloß das Büro ab und ging über die Vordertreppe nach unten auf die State Street und dann zwei Blocks weiter in die öffentliche Bibliothek.
    Ich fand einen leeren Tisch und zog mir die Telefonbücher von Santa Teresa von den letzten fünf Jahren heraus, ging sie Jahr um Jahr durch. Vier Bücher weiter hinten fand ich Polo. Prächtig. Ich notierte mir die Adresse in der Merced Street und fragte mich, ob er seitdem nicht mehr aufgeführt war, weil er sich im Gefängnis befand.
    Dann ging ich in die Abteilung hinüber, die die Geschichte Santa Teresas beherbergte, und suchte mir das Stadtbuch des entsprechenden Jahres. Hier werden nicht nur die Namen alphabetisch aufgeführt, sondern zusätzlich auch die Adressen. Wenn man also eine Adresse hat und wissen möchte, wer dort wohnt, kann man die Straße und Hausnummer heraussuchen und findet den Namen des Bewohners und eventuell eine Telefonnummer. Im hinteren Teil sind die Telefonnummern der Reihe nach aufgeführt. Wenn Sie also nur eine Telefonnummer haben, verrät das Stadtbuch Ihnen einen Namen und eine Adresse. Mit Hilfe von Querverweisen stößt man dann wieder auf den Namen und die Namen aller Nachbarn in derselben Straße. Innerhalb von zehn Minuten hatte ich eine Liste von sieben Personen, die gleichzeitig mit Billy Polo in der Merced Street gewohnt hatten. Indem ich diese sieben im derzeitigen Buch nachschlug, stellte ich fest, daß zwei von ihnen noch dort wohnten. Ich notierte mir die beiden jetzigen Telefonnummern, schob die Bücher an ihren Platz zurück und machte mich auf den Rückweg in mein Büro.
    Die Sonne wurde jetzt größtenteils von Wolken verdeckt, die sich am blauen Himmel geballt hatten und nun hier und da einen Fleck sehen ließen wie ein Loch in einer Decke. Die Luft kühlte rapide ab, und eine feuchte Brise zupfte an den Rocksäumen der Frauen. Ich blickte zum Meer hinüber und bemerkte diesen stummen grauen Schleier, der verrät, daß in ein paar Meilen Entfernung der Regen bereits fällt. Ich beschleunigte meine Schritte.
    Wieder in meinem Büro, trug ich die neuen Informationen in die Akte ein, die ich angelegt hatte. Ich wollte gerade Feierabend machen, als ich ein Klopfen an der Tür hörte. Ich zögerte, durchquerte dann aber das Zimmer und öffnete.
    Eine Frau stand im Flur, Ende Dreißig, ausdruckslos und blaß.
    »Kann ich Ihnen helfen?« erkundigte ich mich.
    »Ich bin Barbara Daggett.«
    Hastig betete ich, daß es sich hier nicht um die Ehefrau Nummer drei handelte. Ich versuchte es auf die optimistische Art. »John Daggetts Tochter?«
    »Ja.«
    Sie war eine von diesen eiskalten Blondinen, mit einer Haut, so fein wie aus Perkal gewirkt. Sie war groß, kräftig gebaut, mit kurzem, festem Haar,
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