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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Treppe hoch und schlug die Tür hinter sich zu. Es wurde dunkel. Ich atmete aus.
    Ich konnte sie noch murmeln hören, aber inzwischen war es mir ziemlich egal, was sie noch besprachen. Sobald ich überzeugt war, daß es sicher war, kroch ich auf die Straße hinaus und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen.

    Der Sonntagmorgen war trübe. Sogar die Luft sah grau aus, und Feuchtigkeit schien aus der Erde aufzusteigen wie Nebel. Ich brachte meine übliche Morgenroutine hinter mich und lief drei Meilen, bevor sich der Himmel wieder öffnete. Um neun Uhr rief ich bei Barbara Daggett zu Hause an. Ich brachte sie auf den neuesten Stand und erzählte ihr von meinen nächtlichen Aktivitäten.
    »Was jetzt?« fragte sie.
    »Ich lasse Billy Polo ein, zwei Tage schmoren, und dann gehe ich wieder hin.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß er nicht durchbrennen wird?«
    »Nun, er ist auf Bewährung entlassen, und ich hoffe, daß er das nicht verwirken will. Außerdem erscheint es mir wie Geldverschwendung, wenn ich dafür bezahlt werde, daß ich den ganzen Tag hier sitze.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, er wäre die einzige Spur, die Sie haben.«
    »Vielleicht nicht«, meinte ich vorsichtig. »Ich habe über Tony Gahan und die anderen Leute nachgedacht, die bei dem Unfall ums Leben gekommen sind.«
    »Tony Gahan?« Sie war überrascht. »Wie kann er damit zu tun haben?«
    »Ich weiß nicht. Ihr Vater hat mich ursprünglich angestellt, um ihn ausfindig zu machen. Vielleicht hat er den Jungen selbst gefunden und war Anfang der Woche dort.«
    »Aber, Kinsey, warum sollte Daddy versuchen, ihn zu finden? Dieser Junge muß ihn doch hassen. Seine ganze Familie ist ausgelöscht worden.«
    »Eben.«
    »Oh.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann? Ihr Vater hatte eine Adresse am Stanley Place, aber das Haus war offensichtlich leer. Ich kann keinen Gahan im Telefonbuch finden.«
    »Er lebt jetzt bei seiner Tante, ich glaube, irgendwo in Colgate. Mal sehen, ob ich seine Adresse habe.«
    Colgate ist das Wohnviertel, das sich an Santa Teresa anschließt. Die beiden sind ungefähr gleich groß, aber Santa Teresa hat Charakter, und Colgate hat bezahlbare Häuser sowie Geschäfte, Lackfabriken, Kegelbahnen und Autokinos.
    Eine Pause entstand, und ich hörte das Rascheln von Papier. Dann kam sie ans Telefon zurück. »Hab mich geirrt. Sie wohnen in der Nähe des Museums. Ihr Nachname ist Westfall. Ramona.«
    »Ich frage mich, warum Ihr Vater nichts von ihr gewußt hat.«
    »Ich weiß nicht. Sie war zur Verhandlung da. Ich kann mich daran erinnern, weil jemand sie mir gezeigt hat. Ich habe ihr später geschrieben, daß wir natürlich alles tun würden, was wir könnten, um zu helfen, aber ich habe nie eine Antwort bekommen.«
    »Wissen Sie sonst noch etwas über sie? Ist sie verheiratet?«
    »Ich glaube ja. Ihr Mann ist irgendwie in der Industrie tätig. Warten Sie, wenn ich so nachdenke... ja, sie hat in diesem Haushaltswarengeschäft in der Capilla Street gearbeitet. Ich habe sie dort gesehen, als ich vor ein paar Monaten etwas gekauft habe. Vielleicht können Sie sie da heute nachmittag erwischen, wenn sie noch da arbeitet.«
    »Am Sonntag?«
    »Ja. Die haben von zwölf bis fünf geöffnet.«
    »Ich werde es versuchen. Mal sehen, ob es mich weiterbringt«, sagte ich. »Wie geht es Ihrer Mutter? Wie trägt sie es?«
    »Überraschend gut. Sie geht mit dem Tod um wie ein Champion. Ich dachte, sie würde ausflippen, aber scheinbar hat es sie wieder auf die Füße gebracht. Sie hat Frauen aus der Kirche, die bei ihr sitzen, und der Pfarrer ist auch da. Auf dem Küchentisch stapeln sich Schokoladenkuchen und Thunfischkasserollen. Ich weiß nicht, wie lange es anhalten wird, aber im Augenblick ist sie in ihrem Element.«
    »Wann ist die Beerdigung?«
    »Dienstag nachmittag. Der Leichnam ist zum Bestattungsinstitut gebracht worden. Ich glaube, sie haben gesagt, ab heute nachmittag kann man ihn sehen. Kommen Sie?«
    »Ja, ich denke schon. Dann kann ich Ihnen auch sagen, ob ich mit dieser Frau Westfall oder dem Jungen gesprochen habe.«
    Jorden’s ist der Traum eines jeden Gourmetkoches. Es gibt dort alles, was man sich zum Zubereiten einer Speise nur vorstellen kann. Regale über Regale angefüllt mit Kochgeräten, Utensilien, Kochbüchern, Gewürzen, Kaffeesorten; Körbe, exotische Essig- und Ölsorten, Messer, Backformen, Glas und Porzellan. Einen Moment lang blieb ich im Eingang stehen, staunte über die An- und Vielzahl der Geräte, die

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