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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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würde, immer vergeblich auf der Suche nach jemandem, der ihn mir abnahm.
    Als ich zu meiner Wohnung zurückkam, verbrachte ich zwanzig Minuten damit, meinen Wagen zu entladen. Ich neige zwar dazu, meine Wohnung bewundernswert ordentlich zu halten, aber meine organisatorischen Fähigkeiten haben sich nie auf meinen Wagen erstreckt. Der Rücksitz ist für gewöhnlich übersät mit Akten, Büchern, meinem Aktenkoffer, Stapeln von Kleidungsstücken — Schuhen, Strumpfhosen, Jacken, Hüten — , von denen ich einiges als »Verkleidung« benötige.
    Ich packte alles in einen Pappkarton und begab mich dann in den Hinterhof, wo sich der Eingang zu meiner Wohnung befindet. Ich öffnete das Vorhängeschloß der Vorratskiste, die sich an die Veranda anschließt, und verstaute den Karton, ließ dann das Schloß wieder einschnap-pen.
    Als ich meine Tür erreichte, tauchte eine dunkle Gestalt aus dem Schatten auf. »Kinsey?«
    Ich machte einen Satz, erkannte zu spät, daß es Billy Polo war. Im Dunkeln konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber die Stimme war eindeutig seine.
    »Himmelherrgott, was machen Sie denn hier?«
    »Mensch, tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich wollte mit Ihnen reden.«
    Ich versuchte noch immer, mich von dem Schrecken zu erholen, den er mir eingejagt hatte, und mit einiger Verspätung wurde ich wütend. »Woher wußten Sie, wo Sie mich finden?«
    »Ich habe im Telefonbuch nachgeschaut.«
    »Meine Privatadresse steht nicht im Buch.«
    »Ich weiß. Ich habe es zuerst im Büro versucht. Sie waren nicht da, also hab ich es nebenan bei der Versicherung probiert.«
    »California Fidelity hat meine Privatadresse herausgegeben? Mit wem haben Sie gesprochen?« Ich glaubte auch nicht eine Minute lang, daß CF diese Art von Information weitergeben würde.
    »Ich weiß ihren Namen nicht. Ich habe ihr erzählt, ich wäre ein Kunde und es wäre dringend.«
    »Quatsch.«
    »Nein, das ist die Wahrheit. Sie hat mir nur geholfen, weil ich sie so bedrängt habe.«
    Ich sah schon, daß er es mir nicht sagen würde, also ließ ich das Thema fallen. »Na schön, was gibt es?« Ich wußte, daß ich unfreundlich klang, aber es gefiel mir nicht, daß er zu meiner Wohnung gekommen war, und seine Geschichte, wie er meine Adresse herausgefunden haben wollte, glaubte ich schon gar nicht.
    »Wollen wir hier draußen stehen bleiben?«
    »Genau, Billy. Also, nun reden Sie schon.«
    »Seien Sie doch nicht gleich so gereizt.«
    »Gereizt! Wovon zum Teufel reden Sie? Sie tauchen hier aus dem Dunkel auf und erschrecken mich fast zu Tode! Ich weiß nicht mal, ob Sie nicht Jack the Ripper sind — warum sollte ich Sie da hereinbitten?«
    »Okay, okay.«
    »Sagen Sie einfach, was Sie zu sagen haben. Ich bin fertig.«
    Er zögerte noch — der besseren Wirkung wegen, dachte ich. Schließlich sagte er: »Ich habe mit meiner Schwester Coral gesprochen, und sie hat mir geraten, ich sollte offen mit Ihnen sein.«
    »Ach Gott, wie rührend. Offen worüber?«
    »Daggett«, murmelte er. »Er hat sich wirklich bei mir gemeldet.«
    »Wann war das?«
    »Letzten Montag, als er in die Stadt gekommen ist.«
    »Hat er Sie angerufen?«
    »Ja, richtig.«
    »Woher wußte er, wo Sie waren?«
    »Er hat es bei meiner Mom versucht und mit ihr gesprochen. Ich war zu der Zeit nicht daheim, aber sie hat sich seine Nummer geben lassen, und dann hab ich ihn zurückgerufen.«
    »Von wo hat er angerufen?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Irgendeine Kaschemme. Da war ‘ne Menge Lärm im Hintergrund. Er war betrunken, und ich schätze, er hatte sich in die erstbeste Kneipe gestürzt, die er fand.«
    »Um welche Tageszeit war das?«
    »So gegen acht Uhr abends. Ungefähr.«
    »Weiter.«
    »Er erzählte, er hätte Angst und bräuchte Hilfe. Irgend jemand hatte ihn unten in Los Angeles angerufen und ihm erklärt, er wäre ein toter Mann wegen irgendeinem Ding, was er im Gefängnis gedreht hat, kurz ehe er entlassen worden ist.«
    »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich hab nur gehört, daß sein Zellengenosse ins Gras gebissen hat, und Daggett hat ‘ne große Summe Geld an sich gebracht, die der andere Knabe in seiner Pritsche versteckt hatte.«
    »Wieviel?«
    »Fast dreißig Riesen. Da hat irgendwas beim Drogenhandel nicht hingehau’n, und deshalb ist der Kerl erst mal umgebracht worden. Dann ist Daggett mit dem ganzen Zeug abmarschiert, und jemand wollte es zurückhaben. Sie waren hinter ihm her. Jedenfalls haben sie ihm das

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