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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Delphi ihn inspizieren konnte. Dann warf er mir einen Blick zu
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir legen den auf den Sammelteller«, sagte Clare. »Delphi und ich haben das Trinken aufgegeben.« Ich hatte das Gefühl, Clare schien darüber glücklicher zu sein als Delphi.

19

    Mein Abendessen bestand an diesem Tag aus Käse und Crackern mit einem Streifen Chili-Schote, um meinen Mund wachzuhalten. Ich hatte das Allzweck-Kleid gegen T-Shirt, Jeans und Slipper eingetauscht. Ich saß beim Essen an meinem Schreibtisch, mit einer Diätpepsi auf Eis. Ich musterte Rock und Schuhe. Ich probierte den rechten Schuh an. Zu groß für mich. Der Absatz war abgeschabt, die Spitze so schmal, daß man Blasen bekam. Der Name des Herstellers auf der Innensohle war von Schweiß verwaschen. Ein Paar Einlagen gegen den Geruch wären hier nicht fehl am Platz gewesen. Der Rock verriet ein bißchen mehr, Größe 8, eine Marke, die ich im Dorfladen gesehen hatte. Sogar der Saum war noch in Ordnung, aber alles war auf eine Art und Weise kraus, die erkennen ließ, daß er kürzlich durchnäßt worden war. Ich berührte das Material kurz mit meiner Zunge. Salz. Ich prüfte die eingenähten Taschen, die leer waren. Keine Reinigungszeichen. Ich dachte über die Frauen nach, die — wenn auch nur peripher — mit Daggetts Tod zu tun hatten. Der Rock könnte jeder von ihnen passen, außer Barbara Daggett vielleicht, die grobknochig und nicht der Typ für College-Klamotten war, vor allem in Grün. Ramona Westfall war eine gute Kandidatin. Marilyn Smith vielleicht. Lovella Daggett oder Billys Schwester Coral könnten wahrscheinlich beide Größe 8 tragen, aber der Stil schien falsch — außer, die Aufmachung stammte aus einer Kleiderspende der Heilsarmee. Vielleicht sollte ich am Morgen ein paar Geschäfte aufsuchen und fragen, ob sich noch irgend jemand an den Rock erinnerte. Riesenchance, dachte ich. Ein besserer Plan wäre wohl, ihn zusammen mit den Schuhen allen fünf Frauen zu zeigen und zu sehen, ob eine von ihnen gestand, ihn besessen zu haben. Unter diesen Umständen war das höchst unwahrscheinlich. Zu dumm, daß ich nicht einbrechen und ein bißchen suchen konnte. Das passende grüne Sweatshirt würde vielleicht irgendwo in einer Schublade zum Vorschein kommen.
    Ich tappte in die Küche und spülte meinen Teller ab. Allein zu essen ist einer der wenigen Nachteile des Single-Lebens. Ich habe diese Artikel gelesen, in denen es heißt, man sollte das Essen für sich selbst ebenso sorgfältig zubereiten wie für Gäste. Deshalb gab es bei mir Käse und Cracker. Ich koche nicht. Meine Vorstellung von einer eleganten Tafel ist, daß dort das Messer nicht aus dem Mayonnaisetopf ragt. Da ich meist beim Essen arbeite, hat Kerzenlicht keinen Sinn. Wenn ich nicht arbeite, lehne ich das 7 zme-Magazin an einen Stapel Akten und lese es von vorne bis hinten, wobei ich mit dem Teil über Bücher und Filme anfange, das Interesse verliere, wenn ich zum Wirtschafts- und Busineß-Teil komme.
    Um zwei Minuten nach neun klingelte mein Telefon. Es war der Fahrdienstleiter von Tip Top Cab Company, der sich als Chuck vorstellte. Im Hintergrund konnte ich den Sprechfunk quäken hören.
    »Ich hab hier die Nachricht von Ron, daß ich Sie anrufen soll«, sagte er. »Er hat die Aufzeichnungen vom letzten Freitag herausgesucht und gesagt, ich sollte Ihnen die Information geben, nach der Sie gefragt haben, aber ich bin mir nicht ganz sicher, was Sie wollten.«
    Ich erklärte es ihm und wartete kurz, während er das Blatt überflog. »Ah ja. Ich schätze, das hier ist es. Er hat es eingekreist. War meine Fuhre. Wahrscheinlich hat er mich deshalb gebeten, selbst anzurufen. Freitag nacht, ein Uhr dreiundzwanzig... na ja, das könnte man auch früh am Samstag nennen. Ich hab ein Paar an der Ecke State und Cabana abgesetzt. Mann und Frau. Ich dachte mir, sie hätten ein Zimmer in einem der Motels da unten.«
    »Ich habe gehört, der Mann wäre betrunken gewesen.«
    »O ja, sehr. Sah aus, als hätte sie auch was getrunken, aber nicht so wie er. Der war fertig. Ich meine, der Kerl stank zum Himmel. Und ich vertrage ziemlich viel, was das angeht.«
    »Und sie? Können Sie mir etwas über sie erzählen?«
    »Da kann ich Ihnen überhaupt nicht helfen. Es war spät und dunkel und hat in Strömen gegossen. Ich hab sie einfach nur dahin gebracht, wo sie hinwollten.«
    »Haben Sie mit ihnen gesprochen?«
    »Nee. Ich gehör nicht zu den Taxifahrern, die ihre Kunden in Gespräche

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