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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schließen.«
    Ich legte Rock und Schuhe über den Fernseher, der die einzige freie Oberfläche darstellte, die ich finden konnte. »Wissen Sie, ob diese Sachen ihr gehören?«
    Er warf einen Blick auf die Gegenstände, zu schlau, um anzubeißen. »Woher haben Sie die?«
    »Vom Freund eines Freundes. Ich dachte, Sie wüßten vielleicht, wem die gehört haben.«
    »Ich dachte, hier ginge es um Freitag nacht.«
    »Geht es auch. Ich habe mit einem Taxifahrer gesprochen, der Daggett Freitag nacht im Hub abgeholt und ihn in der Nähe der Werft abgesetzt hat.«
    »Na und?«
    »Eine Blondine war bei ihm. Der Fahrer hat sie beide mitgenommen. Ich schätze, sie hat ihn im Hub getroffen, also dachte ich, Coral hätte sie vielleicht gesehen.«
    Billy wußte etwas. Ich sah es seinem Gesicht an. Er verarbeitete die Information und versuchte zu entscheiden, was sie bedeuten würde.
    Ich wurde ungeduldig. »Verdammt, Billy, sei endlich offen mir gegenüber!«
    »Das bin ich ja!«
    »Nein, das bist du nicht. Du hast mich angelogen, seit du das erste Mal den Mund aufgemacht hast.«
    »Hab ich nicht«, widersprach er hitzig. »Nennen Sie ein Beispiel.«
    »Fangen wir mit Doug Polokowski an. Wie waren Sie mit ihm verwandt? Brüder?«
    Er blieb stumm. Ich starrte ihn an, wartete.
    »Halbbrüder«, gestand er schließlich grollend.
    »Weiter.«
    Er sprach jetzt leiser, scheinbar verlegen. »Meine Mom und mein Dad haben sich getrennt, aber sie waren immer noch verheiratet, als sie von einem ändern schwanger wurde. Ich war damals zehn und haßte das alles. Gerade zu der Zeit fing ich an, in Schwierigkeiten zu geraten, und hab ohnehin die halbe Zeit im Jugendgefängnis verbracht. Das paßte mir bestens in den Kram. Schließlich hat sie mich zu einem der wie-nennt-man-die-wieder erklärt...«
    »Schwererziehbare Jugendliche?«
    »Ja, genau. War mir scheißegal. Sollte sie uns doch fallenlassen. Sollte sie ruhig noch ‘nen Haufen mehr Kinder haben. Wenn sie nicht mehr Grips hatte, dann zum Teufel mit ihr.«
    »Dann haben Sie und Doug sich also nie sehr nahe gestanden?«
    »Kaum. Ich hab ihn hin und wieder gesehen, wenn ich heimkam, aber ‘ne richtige Beziehung war das nicht.«
    »Was ist mit Ihnen und Ihrer Mutter?«
    »Das ist okay. Ich bin drüber weg. Nachdem Doug tot war, ging’s besser. Manchmal läuft das so.«
    »Aber Sie müssen doch gewußt haben, daß Daggett dafür verantwortlich war.«
    »Klar wußte ich das. Mom hat geschrieben und mir erzählt, daß er nach San Luis geschickt werden würde. Zuerst dachte ich, ich würde es ihm heimzahlen. Ihretwegen schon. Aber dann ist es doch ganz anders gekommen. Er war zu pathetisch. Verstehen Sie, was ich meine? Himmel, ich hätte fast Mitleid mit ihm gehabt. Ich verachtete ihn, weil er so ein weinerlicher Kerl war, aber ich konnte ihn nicht in Ruhe lassen. Es war fast, als hätte ich ihn quälen müssen. Es gefiel mir zu sehen, wie er sich wie ein Wurm wand. Das macht mich vielleicht zu einem gemeinen Kerl, aber nicht zu einem Killer. Ich hab in meinem ganzen Leben noch niemanden umgebracht.«
    »Und Coral? Was hat sie mit all dem zu tun?«
    »He, da fragen Sie wohl besser sie.«
    »Könnte sie es gewesen sein, die in der Nacht mit Daggett zusammen war? In meinen Ohren klingt es zwar nach Lovella, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Warum fragen Sie mich? Ich war nicht da.«
    »Hat Coral etwas erwähnt?«
    »Ich will nicht darüber reden«, erklärte er wütend.
    »Kommen Sie. Sie haben Donnerstag abend mit Daggett gesprochen. Hat er diese Frau erwähnt?«
    »Wir haben nicht über Frauen gesprochen.« Billy fing an, mit den Fingern der rechten Hand in die Handfläche der linken zu schnappen, was einen sanften, hohlklingenden Plopp erzeugte. Ich kam mir vor wie ein Terrierwelpe, schlich um das Thema herum wie um einen Lederknochen.
    »Er muß gewußt haben, wer sie war«, sagte ich. »Sie ist nicht einfach so aufgetaucht. Sie hat ihn fertiggemacht. Sie wußte genau, was sie tat. Es muß sich um einen sorgfältig ausgedachten Plan gehandelt haben.«
    Das ploppende Geräusch hörte auf, Billys Stimme veränderte sich erneut. »Vielleicht hatte sie mit den Kerlen zu tun, die ihr Geld zurückhaben wollten«, meinte er.
    Ich betrachtete ihn interessiert. Das war mir tatsächlich nicht in den Sinn gekommen, aber es klang nicht schlecht. »Haben Sie denen einen Tip gegeben?«
    »Hör mal, Babe, ich bin kein Killer. Und auch kein Verräter. Wenn Daggett mit jemandem Streit hatte, dann war das

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