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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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verwickeln. Die meisten Leute interessiert das sowieso nicht, und ich hab’s satt, mich immer zu wiederholen. Politik, Wetter, Baseball. Ist doch alles Quatsch. Sie wollen nicht mit mir reden, und ich nicht mit ihnen. Ich meine, wenn sie mich was fragen, bin ich höflich, verstehen Sie mich da nicht falsch, aber quatschen, um meinen Hals zu retten, könnt ich nicht.«
    »Was ist mit den beiden? Haben die sich unterhalten?«
    »Wer weiß? Ich hab sie abgeschaltet.«
    Herrje, das war überhaupt keine Hilfe. »Erinnern Sie sich sonst an etwas?«
    »Nicht direkt. Ich werde darüber nachdenken, aber es war keine große Sache. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann.«
    »Nun ja, wenigstens haben Sie einen Verdacht von mir bestätigt, und darüber bin ich froh. Danke für Ihren Anruf.«
    »Gern geschehen.«
    »Oh, noch etwas. Von wo sind Sie abgefahren?«
    »Also, das weiß ich noch. Kennen Sie diese Bar in der Milagro? Da hab ich sie aufgelesen. Im Hub.«
    Ich starrte das Telefon noch einige Zeit lang an, nachdem er aufgelegt hatte. Ich hatte das Gefühl, einen Film rückwärts abzuspielen. Daggett verließ das Hub Freitag abend in Begleitung einer Blondine. Sie hatten offensichtlich eine Menge getrunken, lachten viel, stolperten zusammen im Regen herum, fielen hin und standen wieder auf. Und nach und nach, Block für Block, steuerte sie ihn zum Jachthafen, trieb ihn zu dem Boot, führte ihn in den Hafen hinaus, zu der letzten kurzen Fahrt seines Lebens. Sie mußte ein Herz aus Stein haben und stärkere Nerven als ich.
    Ich machte mir ein paar schnelle Notizen und warf die Karten in die oberste Schublade meines Schreibtisches. Dann schleuderte ich meine Slipper von den Füßen, band meine Tennisschuhe zu und zog ein Sweatshirt über. Ich schnappte mir den Rock und die Schuhe, meine Handtasche, die Autoschlüssel, schloß ab und eilte zu meinem VW hinaus. Ich würde mit Coral anfangen. Vielleicht wußte sie, ob Lovella noch in der Stadt war. Mir fiel jetzt wieder ein, was ich in der Nacht gehört hatte, als ich Billy und Coral in ihrem Wagen belauschte. Sie hatte damals mit Billy über irgendeine Frau gesprochen. Ich konnte mich nicht mehr genau erinnern, was sie gesagt hatte, aber das wußte ich noch. Vielleicht hatte Coral die Frau gesehen, die ich suchte.
    Als ich die Wohnwagenstadt erreichte, fand ich den Wagen schwach beleuchtet vor, als wäre jemand rausgegangen und hätte eine Lampe brennen lassen, um Einbrecher abzuschrecken. Billys Chevrolet stand daneben, die Motorhaube fühlte sich kalt an. Ich klopfte an die Tür. Nach einem Moment hörte ich Schritte nach vorne poltern.
    »Ja?« Billys gedämpfte Stimme drang durch die Tür.
    »Ich bin’s, Kinsey. Ist Coral da?«
    »Mh-mh. Die arbeitet.«
    »Kann ich mit Ihnen sprechen?«
    Er zögerte. »Worüber?«
    »Freitag nacht. Es wird nicht lange dauern.«
    Eine Pause entstand. »Warten Sie ‘n Moment. Ich will mir was überziehen.«
    Kurz darauf öffnete er die Tür und ließ mich ein. Er hatte ein Paar Jeans angezogen. Abgesehen davon war er barfuß und nackt bis zur Taille. Sein dunkles Haar war zerzaust. Er sah aus, als hätte er in letzter Zeit keinen Sport getrieben, aber seine Arme und Brust waren immer noch gut entwickelt und von einer feinen Matte dunkler Haare überzogen.
    Der Wagen war unaufgeräumt — Zeitungen, Zeitschriften, schmutziges Geschirr vom Abendessen für zwei noch auf dem Tisch, auf den Borden Konserven, Cracker-Packungen, Tüten mit Mehl und Zucker und Maismehl. Nirgendwo gab es eine freie Oberfläche oder Platz zum Sitzen. Die Luft war dick und roch leicht nach frischem Zigarettenrauch.
    »Tut mir leid, daß ich Sie störe«, sagte ich. Er sah aus, als hätte er sich das Hirn herausgevögelt, und ich fragte mich, wer im Schlafzimmer war. »Haben Sie Besuch?«
    Er warf einen Blick nach hinten. Seine Grübchen wurden deutlich. »Nein. Warum, sind Sie interessiert?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf, wurde gleichzeitig von einer Fantasie heimgesucht, Billy Polo und ich zwischen Laken, die nach ihm rochen, warm und sinnlich. Seine Haut verströmte einen maskulinen Geruch, der Bilder all der Dinge wachrief, die wir tun könnten, wenn die Schranken fallen würden. Ich bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, aber ich konnte fühlen, wie ich rot anlief. »Ich habe ein paar Fragen und hatte gehofft, Coral könnte mir dabei helfen.«
    »Das sagten Sie schon. Versuchen Sie es im Hub. Sie bleibt dort, bis die

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