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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nicht, die ich da einschlug, aber wahrscheinlich hatte er selbst schon darüber nachgedacht.
    »Sie haben nur ihr Wort für die Tatsache, daß es diese andere Frau überhaupt gibt.«
    »Der Taxifahrer hat sie gesehen.«
    »Aber das könnte Coral gewesen sein. Sie könnte es gewesen sein, die Daggett all die Drinks gekauft hat. Er wußte, wer sie war, und deshalb hat er ihr auch vertraut, Ihretwegen. Sie hätte das Taxi rufen und dann mit ihm abfahren können. Vielleicht dachte der Barkeeper, daß sie gegangen war, weil er sie hatte hinausgehen sehen.«
    »Verschwinden Sie hier, zum Teufel«, flüsterte Billy.
    Sein Gesicht war dunkel angelaufen, und ich sah, wie sich seine Muskeln versteiften. Ich war so in meine Spekulation vertieft gewesen, daß ich nicht darauf geachtet hatte, welche Wirkung das auf ihn hatte. Ich schnappte mir Rock und Schuhe, behielt ihn im Auge, während ich zur Tür ging. Er beugte sich vor und öffnete sie für mich.
    Ich hatte kaum die Stufen hinter mich gebracht, als die Tür hinter mir laut zuknallte. Er schob den Vorhang beiseite, starrte mich wütend an, als ich rückwärts aus dem Parkplatz fuhr. Kaum senkte sich der Vorhang, da eilte ich auch schon zu dem Fenster des Anhängers, durch das ich ihn schon einmal beobachtet hatte. Die Jalousien waren geschlossen, aber der Vorhang klaffte ein wenig auf einer Seite, gerade genug, um mir einen Blick hinein zu erlauben.
    Billy war auf die Couch gesunken, den Kopf in die Hände gestützt. Er schaute auf. Die Frau, die hinten im Schlafzimmer gewesen war, war jetzt herausgekommen und lehnte an der Wand, während sie sich eine neue Zigarette anzündete. Ich konnte ein Stück von ihren schweren Schenkeln sehen und den Saum eines Shorties aus hellgelbem Nylon. Wie ein Ertrinkender streckte Billy die Hände nach ihr aus und zog sie an sich, vergrub das Gesicht zwischen ihren Brüsten. Lovella. Er fing an, durch den Stoff an ihrer Brust zu saugen, hinterließ feuchte Flecken auf dem Nylon. Sie starrte mit demselben Ausdruck auf ihn herab, den junge Mütter haben, wenn sie ein Baby in der Öffentlichkeit stillen. Faul beugte sie sich vor und drückte ihre Zigarette auf einem Eßteller aus, vergrub dann die Finger in seinem Haar. Er packte sie bei den Knien und legte sie auf den Boden, schob ihr Hemd hoch bis zur Taille. Tiefer, tiefer, tiefer ging er.
    Ich machte mich auf den Weg zum Hub.

20

    Sah aus wie eine weitere schlechte Nacht im Hub. Der Regen hatte wieder zugenommen, und das Geschäft war flau. Das Dach leckte an zwei Stellen, und jemand hatte Eimer daruntergestellt, die die Tropfen auffingen — einen auf die Bar, den anderen bei der Damentoilette. Man sah lediglich ein paar Trinker aus der Nachbarschaft — alte Frauen mit dicken Beinen und schweren Pullovern, die um zwei Uhr nachmittags angefangen hatten und bis zum Schluß stetig Bier konsumierten, Männer mit nasalen Stimmen und krächzendem Lachen, deren Nasen dick und rot vom Alkohol waren. Die Billardspieler waren größtenteils junge Mexikaner, die rauchten, bis ihre Zähne gelb wurden, und sich zankten wie junge Hunde. An diesem Abend war der Billardraum verlassen, die grünbezogenen Tische schienen zu leuchten, als würden sie von innen angestrahlt. Ich zählte alles in allem vier Kunden, und einer von ihnen schlief, den Kopf auf den Armen. Die Musikbox litt an einem Defekt, der die Musik klingen ließ, als spielte man sie unter Wasser.
    Ich näherte mich der Bar, an der Coral auf einem hohen Hocker thronte. Sie trug eine Bluse im Wildwest-Stil, mit einem Silberfaden, der durch das braune Karo lief, enge Jeans, die an den Knöcheln aufgerollt waren, und hochhackige Schuhe mit kurzen, weißen Socken. Sie mußte mich von der Beerdigung her erkannt haben, denn als ich fragte, ob ich mit ihr sprechen könnte, hüpfte sie ohne ein Wort von dem Hocker und ging auf die andere Seite der Bar.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Einen Gespritzten. Danke.«
    Sie schenkte für mich ein und zapfte sich selbst dann ein Bier. Wir setzten uns in eine Nische auf der Rückseite, so daß sie die Kundschaft im Auge behalten konnte, für den Fall, daß jemand etwas wollte. Aus der Nähe wirkte ihr Haar so buschig und trocken, daß ich Angst bekam, es könnte sich von selbst entzünden. Ihr Make-up war für ihre hellen Farben zu hart, und die Ränder ihrer Schneidezähne sahen kaputt aus, als hätte sie zu viele Bonbons zerbissen. Ihre Erkältung hatte wohl den Höhepunkt erreicht. Ihre Stirn war

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