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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zurückhielt, der nicht vor seiner Berührung zurückwich wie vor der einer schleimigen Schnecke. Ich konnte mir nicht vorstellen, wohin das führen würde, und ich wollte mir keine Gedanken machen. Ich bringe es fertig, alles kaputtzumachen, weil ich versuche, alle Probleme schon im voraus zu lösen, anstatt mich einfach um die Dinge zu kümmern, die gerade anfallen.
    Ich fuhr natürlich an meiner Ausfahrt vorbei. Ich sah sie aus dem Augenwinkel, als ich vorbeibrauste, fluchte fröhlich, bog bei der nächsten Ausfahrt ab und fuhr zurück.
    Als ich schließlich Wayne und Marilyn Smiths Haus erreichte, war es fast zehn Uhr. Die Fahrräder, die auf der Veranda gestanden hatten, waren fort. Die Orangenbäume hatten zwar kaum noch Blätter, so alt waren sie, strahlten aber immer noch eine Aura reifer Früchte aus, ein leichter Duft stieg aus dem Hain auf. Ich parkte meinen Wagen auf der Auffahrt hinter dem kompakten Kombi, von dem ich vermutete, daß er ihr gehörte. Ein kurzer Blick in den Wagen offenbarte mir Pappbehälter vom Schnellimbiß, eine Softball-Ausrüstung, Schulunterlagen und Hundehaare.
    Ich klingelte. Die Eingangshalle war verlassen, aber ein Labrador sprang zur Haustür; seine Krallen kratzten über die Fliesen, als er schlitternd bremste und munter bellte. Der gesamte Körper des Hundes wackelte wie ein Fisch an der Angel.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Überrascht wandte ich mich nach rechts. Marilyn Smith stand in T-Shirt, ausgewaschener Jeans und Strohhut am Fuß der Verandatreppe. Sie trug Gartenhandschuhe aus Ziegenleder und leuchtendgelbe Plastikschuhe, die schlammbespritzt waren. Als sie mich erkannte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von freundlicher Frage zu kaum verhülltem Abscheu.
    »Ich arbeite im Garten«, erklärte sie, als hätte ich das nicht selbst erraten können. »Wenn Sie mit mir reden wollen, müssen Sie mitkommen.«
    Ich folgte ihr über den regennassen Rasen. Sie schlug geistesabwesend mit einem schmutzigen Handtuch gegen ihren Schenkel.
    »Ich habe Sie bei der Beerdigung gesehen«, begann ich.
    »Wayne hat darauf bestanden«, erwiderte sie, sah mich dann über die Schulter hinweg an. »Wer war die betrunkene Frau? Sie hat mir gefallen.«
    »Lovella Daggett. Sie dachte, sie wäre mit ihm verheiratet, aber es stellte sich heraus, daß seine erste Ehe noch gültig war.«
    Als wir den Gemüsegarten erreichten, watete sie zwischen zwei tropfenden Ranken hindurch. Der Garten hatte bereits die Winterphase erreicht — Brokkoli, Blumenkohl. Sie war beim Jäten gewesen. Ich konnte die herausgerupften Pflanzen hier und da sehen. Weiter unten an der Reihe konnte man erkennen, daß die Erde frisch umgegraben worden war. Schwere Erdbrocken häuften sich neben einer flachen Grabungsstelle.
    »Ist es nicht zu naß zum Jäten?«
    »Die Erde hier hat einen hohen Ton-Anteil. Wenn sie erst einmal ausgetrocknet ist, ist es unmöglich«, sagte sie.
    Sie zog die Handschuhe aus und fing an, Streifen von einem alten Kopfkissenbezug zu reißen, band damit die Erbsenpflanzen hoch, die durch den Regen nach unten hingen. Die weißen Stoffstreifen bildeten einen grellen Kontrast zu dem hellen Grün der Pflanzen. Ich hielt den Rock und die Schuhe hoch, die ich mitgebracht hatte.
    »Erkennen Sie die?«
    Sie warf kaum einen Blick auf die Gegenstände, aber das eisige Lächeln erschien. »Hat der Mörder das getragen?«
    »Möglich.«
    »Sie haben Fortschritte gemacht, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe. Vor drei Tagen waren Sie noch nicht mal sicher, daß es Mord war.«
    »So verdiene ich mein Geld«, erklärte ich.
    »Vielleicht hat Lovella ihn umgebracht, als sie feststellte, daß er Bigamist war.«
    »Wäre möglich. Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wo Sie in jener Nacht gewesen sind.«
    »Oh, aber natürlich habe ich das. Ich war hier. Wayne war im Büro, und keiner von uns hat Zeugen, die diese Aussage bestätigen können.« Sie hatte wieder diesen Ton angeschlagen, sanft und ironisch.
    »Ich würde gern mit ihm sprechen.«
    »Machen Sie einen Termin aus. Er steht im Telefonbuch. Fahren Sie ins Büro. Das Granger Building in der State.«
    »Marilyn, ich bin nicht Ihre Feindin.«
    »Doch, wenn ich ihn umgebracht habe«, widersprach sie.
    »Ach so, ja. In diesem Fall wäre ich es wohl.«
    Sie riß einen weiteren Stoffstreifen ab. Er hing schlaff von ihrer Hand wie etwas Totes. »Hört sich an, als hätten Sie schon Verdächtige. Zu schade, daß Sie keine Beweise haben.«
    »Aber ich

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