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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Wochen mit einer Nagelschere vor einem Spiegel und bringe damit alle Friseure zum Erblassen, wenn sie mich sehen. »Wer hat Ihnen denn das angetan ?« fragen sie immer. Ich wünschte mir perfekte Wellen wie ihre, aber ich glaubte nicht, daß ich diese Wirkung erzielen könnte.
    Ramona schenkte zwei Tassen Kaffee ein. »Da ist noch etwas, was ich wohl vorher schon hätte erwähnen sollen«, sagte sie. Sie zog ein Keramikkännchen vom Regal und füllte es mit Milch, bemerkte dann, daß ich darauf wartete, daß sie weitersprach. Ihr Lächeln war dünn. »John Daggett rief Montag abend hier an und bat darum, mit Tony sprechen zu dürfen. Ich habe mir seine Nummer geben lassen, aber Ferrin und ich entschieden, daß es nicht so gut wäre. Es ist jetzt vielleicht nicht mehr so wichtig, aber ich dachte, Sie sollten es wissen.«
    »Wieso fällt Ihnen das jetzt ein?«
    Sie zögerte. »Ich habe zufällig die Nummer auf dem Block neben dem Telefon gesehen. Ich hatte es völlig vergessen.«
    Ich konnte spüren, wie sich meine Nackenhaare sträubten. Irgend etwas stimmte hier nicht, aber ich war mir nicht sicher, was es war.
    »Warum erzählen Sie mir das jetzt?«
    »Ich dachte, Sie wären dabei festzustellen, was er am Anfang der Woche gemacht hat?«
    »Ich wußte gar nicht, daß ich Ihnen das erzählt habe.«
    Ihre Wangen färbten sich rot. »Marilyn Smith hat angerufen. Sie hat es erwähnt.«
    »Woher wußte Daggett, wo er Sie erreichen kann? Als ich am Samstag mit ihm gesprochen habe, hatte er keine Ahnung, wo Tony steckte, und er kannte bestimmt nicht Ihren Namen und Ihre Nummer.«
    »Ich weiß nicht, woher er das hatte. Aber warum ist das wichtig?«
    »Woher soll ich wissen, daß Sie sich nicht für Freitag abend mit ihm verabredet haben?«
    »Warum sollte ich das tun?« fragte sie.
    Ich starrte sie an. Den Bruchteil einer Sekunde später begriff sie, worauf ich hinauswollte.
    »Aber ich war Freitag abend hier.«
    »Bislang hat mir das noch niemand bestätigt.«
    »Das ist doch lächerlich! Fragen Sie Tony. Er weiß, daß ich hier war. Das können Sie selbst nachprüfen.«
    »Das habe ich auch vor.«
    Tony polterte die hölzernen Stufen zur Veranda empor, mit zwei weiteren Einkaufstüten beladen. Seine Aufmerksamkeit war abgelenkt, als er nach dem Türgriff tastete und ihn zweimal verfehlte. »Tante Ramona, kannst du mir helfen?«
    Sie ging zur Tür und hielt sie ihm auf. Tony bemerkte mich und den grünen Rock fast gleichzeitig, und ich sah, wie sein Blick fragend zum Gesicht seiner Tante sprang. Ihr Gesichtsausdruck blieb neutral, aber sie fing sofort an zu hantieren, schob Konserven beiseite, damit er eine der Tüten auf den Tisch stellen konnte. Die zweite Tüte nahm sie selbst und stellte sie auf die Anrichte. Sie wühlte darin und nahm dann eine Schachtel mit Eiskrem heraus. »Die verstaue ich wohl besser«, murmelte sie. Sie ging zum Gefrierschrank hinüber.
    »Was machen Sie denn hier?« wandte sich Tony an mich.
    »Ich war neugierig, wie es dir geht. Deine Tante hat mir erzählt, daß du Montag abend Migräne hattest.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Was sagst du zu dem Begräbnis?«
    »‘n Haufen Irre«, sagte er.
    »Laß uns auspacken, Liebling«, sagte seine Tante. Die beiden fingen an, die Einkäufe zu verstauen, während ich meinen Kaffee nippte. Ich wußte nicht, ob sie ihn absichtlich ablenkte oder nicht, aber das war jedenfalls die Wirkung.
    »Brauchen Sie Hilfe?« erkundigte ich mich.
    »Es geht schon«, murmelte sie.
    »Wer war denn die Frau, die verrückt gespielt hat?« fragte Tony. Lovella hatte offensichtlich auf jedermann großen Eindruck gemacht.
    Ramona hielt Saft in einer großen Plastikflasche hoch. »Stell die in den Kühlschrank, wenn du schon dabei bist«, bat sie.
    Sie ließ die Flasche zu früh los, ehe er sie gut im Griff hatte, und er mußte sich anstrengen, um sie zu fangen, ehe sie zu Boden fiel. Hatte sie das absichtlich gemacht? Er wartete auf meine Antwort, also gab ich ihm eine kurze Zusammenfassung der Geschichte. Es war natürlich Klatsch, aber er war so lebendig, wie ich ihn noch nie gesehen hatte, und ich hoffte, seine Aufmerksamkeit zu halten.
    »Ich will Sie ja nicht unterbrechen, aber Tony hat noch Hausaufgaben zu erledigen. Sie können natürlich Ihren Kaffee noch austrinken«, sagte sie. Ihr Ton legte nahe, daß ich ihn runterspülte und dann verschwand.
    »Ich muß sowieso wieder ins Büro zurück«, sagte ich und stand auf. Ich schaute zu Tony hinüber. »Kann er mich zum Wagen

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