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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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danach geschickt, daß sie zu uns kam. Die Woods waren zwar immer sehr nett zu mir, aber es war offensichtlich, daß Ash auf dem Gipfel des Gesellschaftsberges hockte und ich am Fuße. Schließlich fühlte ich mich aufgrund dieses Unterschiedes so unwohl, daß ich die Verbindung abreißen ließ. Wenn Ash durch diese Zurückweisung verletzt war, dann gelang es ihr gut, das zu verbergen. Ich hatte jedenfalls ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und war erleichtert, als sie im folgenden Jahr anderswo saß.
    »Kinsey, du siehst toll aus. Ich bin so froh, daß du angerufen hast. Ich habe eine Flasche Chardonnay bestellt. Ich hoffe, das ist dir recht.«
    »Fein«, antwortete ich lächelnd. »Du siehst aus wie immer.«
    »Fett, meinst du«, bemerkte sie lachend. »Und du bist noch genauso dünn wie früher, bloß hab’ ich erwartet, daß du in Jeans auftauchen würdest. Ich glaube, ich hab’ dich noch nie in einem Kleid gesehen.«
    »Ich dachte, ich tue mal so, als hätte ich etwas Klasse«, meinte ich. »Wie geht’s dir? Als ich dich im Telefonbuch nicht gefunden habe, dachte ich, du hättest geheiratet oder die Stadt verlassen.«
    »Ich war tatsächlich zehn Jahre lang fort und bin gerade erst wiedergekommen. Was ist mit dir? Ich kann einfach nicht glauben, daß du Privatdetektiv bist. Ich hab’ immer gedacht, du würdest mal im Gefängnis landen — so rebellisch, wie du warst...«
    Ich lachte. In der High-School war ich eine Einzelgängerin und trieb mich mit Jungs herum, die als »low-wallers« bekannt waren, weil sie auf einer niedrigen Mauer auf der anderen Seite des Schulhofes herumschlenderten. »Erinnerst du dich noch an Donan, den Jungen mit dem Goldzahn, der direkt vor dir im Klassenzimmer saß? Der ist jetzt Gynäkologe in der Stadt. Hat seinen Zahn richten lassen und eine medizinische Ausbildung absolviert.«
    Ash stöhnte lachend auf. »Himmel, das ist auch ’ne Möglichkeit, einem Mädchen unter den Rock zu fassen. Was ist aus dem kleinen Dunklen geworden, der gleich neben dir gesessen hat? Der war lustig. Ich hab’ ihn gemocht.«
    »Der ist immer noch da. Ist jetzt kahl und hat Übergewicht. Hat ’nen Spirituosenladen drüben in der Bluffs. Wie hieß noch diese Freundin von dir, die immer geklaut hat? Francesca irgendwas.«
    »Palmer. Lebt jetzt mit ’nem Knaben in Santa Fe, der Möbel entwirft. Hab’ sie vor etwa einem Jahr gesehen, als ich da durchgekommen bin. Stell dir vor, die klaut immer noch. Bist du verheiratet?«
    »War.« Ich hielt zwei Finger hoch, um die Anzahl meiner Ehemänner kundzutun, die gekommen und gegangen waren.
    »Kinder?« wollte sie wissen.
    »Großer Gott, nein. Ich doch nicht. Und du?«
    »Manchmal wünschte ich, ich hätte welche.« Ash sah mich mit leuchtenden Augen an, und irgendwie wußte ich, daß alles, was ich sagen würde, für sie in Ordnung war.
    »Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen? Muß einige Jahre her sein, oder?« fragte ich.
    Sie nickte. »Bass’ Party zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag, drüben im Country Club. Du warst mit dem tollsten Jungen da, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
    »Daniel«, sagte ich. »Er war Ehemann Nummer Zwei.«
    »Was ist mit Nummer Eins? Wie war der?«
    »Ich sollte lieber erst was trinken.«
    Der Kellner erschien mit dem Wein und zeigte ihr erst das Etikett der Flasche, ehe er sie öffnete. Sie übersprang das Ritual des Schnupperns am Korken und ließ ihn einfach für uns beide einschenken. Ich bemerkte, daß der Kellner vor sich hinlächelte, wahrscheinlich fand er Ashs erfrischende Art und ihre Ungeduld jeglicher Formalität gegenüber ebenso charmant wie alle anderen Leute. Er war groß und schlank, etwa sechsundzwanzig, und er erzählte uns von den Tagesspezialitäten, als wollten wir uns Notizen dazu machen. »Der Seebarsch wird heute mit einer grünen Chili beurre blanc serviert, nachdem er zuvor in frischen Tomaten, Limonen und Weißwein eingelegt worden ist. Dazu reichen wir Reispilaw. Außerdem bieten wir Lachsfilet...« Ash gab kleine Laute von sich, unterbrach ihn hin und wieder, um sich eine kulinarische Feinheit genauer erläutern zu lassen.
    Ich ließ sie für uns bestellen. Sie kannte alle Ober bei Namen, und es endete damit, daß sie sich lange mit unserem darüber unterhielt, was wir essen sollten. Sie entschloß sich endlich für Muscheln im Sud mit Pernod, mit leichter Vinaigrette angemachten Feldsalat und sagte, daß wir uns für ein Dessert entscheiden würden, wenn wir alles brav

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