Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
intensiv und süß, ein wenig unangenehm aus der Nähe. Eine Spur davon trieb zu mir herüber wie Dieselgestank. Das würde mir Kopfschmerzen bereiten, das wußte ich jetzt schon. Ihre Haltung ärgerte mich bereits. Sie war bestenfalls als gebieterisch zu bezeichnen.
    Der erste Stock war mit einem beigen Teppich ausgelegt, aus so dichtem Flor, daß ich das Gefühl hatte, durch trockenen Sand zu waten. Der Gang war breit genug, um ein Sofa und einen schweren antiken Schrank aufzunehmen. Irgendwie überraschte es mich, daß sie daheim wohnte. Vielleicht war sie, genau wie Ash, nur vorübergehend hier, bis sie irgendwo anders eine feste Bleibe gefunden hatte.
    Sie öffnete eine Schlafzimmertür und trat zurück, wartete, daß ich vor ihr hindurchtrat. Sie hätte Schuldirektorin werden sollen, dachte ich. Und mit einer winzigen Peitsche hätte sie eine Menge Geld als Domina machen können. Sobald ich das Zimmer betreten hatte, schloß sie die Tür und lehnte sich dagegen, hielt sich dabei immer noch an dem Knauf fest, der gegen ihren Hintern drückte. Ihre Haut war fein, loser Puder verlieh ihr einen matten Schimmer, der an den bleichen Glanz von Rauhreif erinnerte.

9

    Links von uns befand sich ein Alkoven, der als kleines Wohnzimmer eingerichtet war, mit zwei leichten Sesseln und einem Tisch. »Setz dich«, forderte sie mich auf.
    »Warum sagst du mir nicht einfach, was du willst, und wir bringen es hinter uns?«
    Sie zuckte die Achseln und durchquerte das Zimmer. Sie bückte sich und zupfte eine Zigarette aus der Kristallschale auf dem Tisch. Dann setzte sie sich in einen der Polstersessel. Sie zündete die Zigarette an. Sie blies den Rauch aus. Jede Geste war von der vorangehenden getrennt, kam ganz bewußt, zielte darauf ab, ihr die größtmögliche Aufmerksamkeit einzubringen.
    Ich ging zur Tür und öffnete sie. »Danke für den Ausflug nach oben. War toll«, sagte ich und machte Anstalten, hinauszugehen.
    »Kinsey, warte. Bitte.«
    Ich blieb stehen, drehte mich zu ihr um.
    »Tut mir leid. Ich entschuldige mich. Ich weiß, ich bin unhöflich.«
    »Es ist mir egal, ob du unhöflich bist, Ebony. Mach nur mal ’n bißchen schneller.«
    Ihr Lächeln war eisig. »Würdest du dich bitte setzen.«
    Ich setzte mich.
    »Möchtest du einen Martini?« Sie legte die brennende Zigarette in den Aschenbecher und öffnete einen kleinen Kühlschrank, der unten in den Tisch eingebaut war. Sie zog frostbeschlagene Gläser hervor, ein Glas mit eingelegten Oliven und eine Flasche Gin. Von Vermouth war weit und breit nichts zu sehen. Ihre Nägel waren so lang, daß sie einfach falsch sein mußten, aber sie erlaubten es ihr, Oliven aus dem Glas zu fischen, ohne sich die Finger naß zu machen. Sie schob eine Acrylspitze ins Glas, spießte eine Olive nach der anderen auf und hob sie heraus. Ich beobachtete, wie sie den Gin mit einem Leuchten in den Augen einschenkte, das auf einen Durst deutete, der der Tiefe ihres Seins entsprang.
    Sie reichte mir ein Glas. »Was ist zwischen dir und Lance passiert?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich neugierig bin. Alles, was ihn betrifft, betrifft auch die Firma. Ich will wissen, was hier vorgeht.« Wieder nahm sie ihre Zigarette auf und inhalierte tief. Ich begriff, daß Nikotin und Alkohol eine innere Angst beruhigten.
    »Er weiß genausoviel wie ich. Warum fragst du nicht ihn?«
    »Ich dachte, du könntest es mir erzählen, wo du schon mal hier bist.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Er scheint zu denken, daß du mit der Sache zu tun hast.«
    Ihr Lächeln kehrte zurück, aber es war freudlos. »In dieser Familie habe ich mit überhaupt nichts zu tun. Ich wünschte, ich hätte es.«
    Ich spürte, wie mich erneut Ungeduld überfiel. »Himmel, laß uns doch endlich aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Ich hasse solche Gespräche. Es geht doch um folgendes: Jemand hat mich reingelegt, und das gefällt mir nicht. Ich habe keine Ahnung, warum, und es kümmert mich auch nicht sonderlich, aber ich werde herausfinden, wer es war. Im Augenblick arbeite ich nur für mich selbst, muß also niemandem Rechenschaft ab-legen. Wenn du irgendwelche Informationen willst, heuer einen Privatdetektiv an. Ich stehe zur Verfügung.«
    Ihr Ausdruck wurde steinhart, das Gesicht totenbleich. Ich vermutete, ihre Haut würde sich kalt anfühlen, wenn ich sie jetzt berühren würde. »Ich hatte gehofft, du wärest vernünftig.«
    »Warum? Ich weiß nicht, was hier los ist, und das,

Weitere Kostenlose Bücher