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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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anderen Ende kam offenbar eine Rückfrage.
    »Das überlass’ ich dir, Mann«, sagte Raymond. Er hängte ein. Er setzte das Telefon ab, zog die Pistole wieder zwischen seinen Schenkeln hervor und hielt sie mit der rechten Hand, während er mit der linken steuerte.
    Wir düsten immer noch über den Avalon Boulevard Richtung Freeway. An der Carson Street war die Ampel grün, und wir rauschten durch. Raymond war jetzt auf sechzig heruntergegangen und bahnte sich seine eigene Spur zwischen den parkenden Autos und den auf die Auffahrt zukriechenden Wagen. Ich stützte mich mit dem einen Arm am Armaturenbrett ab und umklammerte mit dem anderen die Sitzlehne. Ich sah, wie uns die Fahrer vor uns im Rückspiegel sichteten — zuerst den beiläufigen Blick, dann das verdutzte Starren, wenn sie unser Tempo bemerkten und begriffen, dass wir ihnen gleich auf der Stoßstange sitzen würden. Manche gaben Gas und quetschten sich ganz an den Mittelstrich, um uns durchzulassen. Andere nutzten die erstbeste Fluchtmöglichkeit, schlingerten mit quietschenden Reifen in Einfahrten oder auf den Bürgersteig Hauptsache, sie entkamen aus unserer Bahn. Ich merkte, wie ich stumm mit den Zähnen knirschte, um dann einen spitzen Angstschrei loszulassen, sobald wir wieder an einem Wagen vorbeischossen und es irgendwie sogar schafften.
    Raymonds Gesicht war absolut ruhig. Er war ganz gespannte Konzentration. Ich konnte sehen, dass sich seine Pupillen zu stecknadelkopfgroßen Punkten verengt hatten, aber sonst zeigte er keinerlei Anzeichen eines Heroin-Flashs. Vielleicht dosierte er das Zeug ja so vorsichtig, dass er auch dann noch normal funktionieren konnte, wenn er es sich gerade in die Adern gepumpt hatte. Er streifte einen parkenden Wagen. Ich schrie unwillkürlich auf, und mein Kopf flog mit einem Ruck nach hinten, als uns der Bandeneffekt auf die Gegenspur schleuderte. Raymond steuerte gegen. Falls er meine Ausbrüche registrierte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Es entging mir nicht, dass ich in dieser extremen Stresssituation genau die gleichen Symptome entfaltete, wie er sie dauernd an den Tag legte. Vielleicht reagierte ja einfach ein Teil seines Nervensystems ständig auf imaginäre Autojagden und Phantom-Crashs, Beinahe-Katastrophen, denen er durch blitzschnelles Agieren entging und die ihm spontane Schreie der Verblüffung, des Erschreckens und Entsetzens entlockten.
    Wir rasten jetzt schlingernd rechts auf die Einfädelspur der Auffahrt zum Freeway 405 Richtung Norden. Ich hatte keine Ahnung, woher Raymond wusste, dass Bibianna diesen Weg nehmen würde, aber in dem Moment, als wir uns in den fließenden Verkehr einfädelten, entdeckte ich den schwarzen Caddy kurz vor uns. Es war später Samstagabend, sodass uns nicht der übliche Kriechverkehr erwartete. Ich hielt die Augen starr auf die Straße geheftet und betete stumm für Bibianna. Sie fühlte sich wahrscheinlich in Sicherheit und ahnte nicht, dass er nur acht Wagen hinter ihr war. Er klemmte die Kanone wieder zwischen die Beine, nahm erneut das Autotelefon und drückte mit dem Daumen eine Nummer. Er sprach hastig in die Muschel und gab unsere Koordinaten durch. Ich hörte ihn mit seinem Gegenüber den voraussichtlichen Treffpunkt berechnen. Mein Herz pochte immer noch wild. Ich behielt den Caddy ängstlich im Auge und hielt verzweifelt nach irgendeinem Lebenszeichen der Highway Patrol Ausschau.
    Wir hatten gerade die Ausfahrt Rosecrans passiert, als ich es neben uns hupen hörte. Ich sah auf die Nachbarspur hinüber. Es war ein dunkelblauer Chevy. Chopper saß am Steuer. Raymond zeigte auf den Caddy und fuhr sich dann mit dem Zeigefinger quer über die Kehle. Chopper grinste und signalisierte mit erhobenem Daumen, dass das Problem so gut wie erledigt war. Raymond nahm den Fuß vom Gas und ging wieder auf Normaltempo, während der Kerl mit seinem Chevy auf unsere Spur herüberzog und beschleunigte. Ich sah nur noch, wie der Chevy ansetzte, um Bibianna zu überholen. Dabei erhaschte ich einen kurzen Blick auf sein Nummernschild. Ein Schauer lief mir über die Kopfhaut und den Rücken hinunter und ballte sich wie ein eiskaltes Kissen in meinem Kreuz. Auf dem Nummernschild stand Parnell. Raymond hatte sich den Wagen nach Parnell Perkins’ Tod unter den Nagel gerissen und ihn vermutlich dazu benutzt, Versicherungsgelder einzufahren.
    Raymond sichtete jetzt einen schwarz-weißen Polizeiwagen auf der Gegenfahrbahn. Vielleicht hatte ja jemand der Polizei seine extravagante

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