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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Er hatte die Hände in den Taschen und kam lässig auf uns zugeschlendert.
    Bibiannas Finger waren eiskalt. Sie umkrallte meine Hand, als säßen wir in einem Horrorfilm, in dem gleich der Kerl mit dem Schlachtermesser aus dem Gebüsch springen wird. Äußerlich konnte ich an diesem Mann nichts entdecken, was ihre Reaktion gerechtfertigt hätte.
    Als er vor uns stand, nahm er die Sonnenbrille ab. Er hatte dichte, dunkle Wimpern, einen vollen Mund und ein Grübchen im Kinn. Jetzt, aus der Nähe, merkte ich, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Seine Augen waren so nach hinten verdreht, dass man nur noch schmale weiße Schlitze sah. Sein Gesicht und sein Körper wurden von einer Serie von Ticks erfasst — er kniff die Augen zusammen, der eine Mundwinkel zappelte, die Lippen öffneten sich weit, dann ruckte er zweimal heftig mit dem Kopf. Der Effekt war gespenstisch — eine Welle von Zuckungen, die seinen ganzen Körper schüttelten und schließlich in einem Laut kulminierten, der halb Schrei, halb Husten war. Er bewegte den einen Arm, rollte ihn im Schultergelenk, als vollführte er eine Lockerungsübung. In meinem Kopf ertönte ein kleiner Summer, und ich erinnerte mich, dass es irgendeine Krankheit gab, die genau diese Symptome zeitigte — Zuckungen und Schreien. Er selbst verlor kein Wort darüber, und auch Bibianna schien nur auf seine Reaktion auf Chagos Tod fixiert.
    »Ich hab’s nicht getan. Ich schwör’s bei Gott. Ich hab’ ihn nicht umgebracht. Oh, bitte, Raymond, ich hatte nichts damit zu tun...«
    Sein Gesicht war weicher geworden und wirkte jetzt fast sehnsüchtig, als er sie an den Schultern packte und an sich zog und mit den Händen über ihre bloßen Arme strich. »Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen...«
    Ich bemerkte, wie sie sich versteifte und leicht vor ihm zurückwich, obwohl sie ja offenbar nicht viel tun konnte, ohne irgendeine Art von Ausbruch zu riskieren. Er begann, mit der Nase in ihrem Haar zu wühlen. »Oh, Baby. Mein Engel. Mein Liebling, ich bin ja so froh«, murmelte er mit sanfter Stimme. »Es ist ja so schön, dich wieder zu sehen. Ich hab’ dich so vermisst, weißt du das?« Er trat ein Stückchen zurück und umklammerte ihr Kinn so mit den Fingern, dass sie gezwungen war, ihn anzusehen. »Hey, ist ja gut. Ist ja alles in Ordnung. Hab keine Angst.« Sein Blick schwenkte zu mir. »Wer ist das?« Er ruckte wieder zweimal mit dem Kopf.
    »Hannah Moore«, sagte ich.
    Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf ihn. »Das ist Raymond Maldonado.«
    Er streckte mir die Hand hin. »Freut mich sehr. Sie müssen entschuldigen. Mein Bruder ist gestern Abend erschossen worden.«
    Wir begrüßten uns. Seine Hand war weich und warm, sein Griff fest.
    »Tut mir Leid wegen Ihrem Bruder. Schrecklich.« Die Höflichkeiten verliehen dem Ganzen etwas Unwirkliches.
    Raymond sah Bibianna an. »Kommst du?«
    »Ich geh’ nicht mit, Raymond, auf keinen Fall. Ich bin mit all dem fertig. Ich will nicht wieder nach Los Angeles. Ich hab’s dir ja gesagt. Ich hab’ nichts damit zu tun, dass...«Er packte sie am Arm und führte sie in Richtung Wagen. Ich sah, wie sie den Mund verzerrte, weil seine Finger sich schmerzhaft in ihren Ellbogen gruben. Sie brabbelte weiter. Er hob eine Hand, wie um den Redefluss zu stoppen. Sie presste sich die Finger auf die Lippen. Er drehte das Gesicht zur Seite, zog die eine Schulter hoch, rollte einmal den Kopf herum und holte tief Luft, wobei seine Augen wieder nach oben wegkippten. Sein Kopf ruckte nach rechts, einmal, zweimal. Seine Lider öffneten sich, und seine Augen glitten wieder an ihren Platz — groß, dunkelbraun und klar. Er marschierte weiter auf den Wagen zu.
    Ich folgte ihnen unaufgefordert und überdachte rasch die Situation. Hier war der Mann, auf den ich angesetzt war, der leibhaftige Raymond Maldonado. Ich wusste, das war meine große Chance, aber ich war nicht vorbereitet. Wenn ich mich blindlings in die Sache hineinstürzte, riskierte ich, die ganze Operation zum Platzen zu bringen. Ich konnte doch nicht einfach hingehen und auf gut Glück Undercover-Agentin spielen — aber was blieb mir denn anderes übrig? Er marschierte so schnell, dass ich nur im Sturmschritt hinterherkam.
    Bibianna schaltete jetzt auf Verzögerungstaktik. »Hör mal, Raymond, ich kann ja vielleicht später nachkommen. Hannah wollte mit zu mir gehen«, sagte sie. »Und wir haben noch ein paar Sachen vor...«
    Er drehte sich zu mir um und lächelte mich an. »Wir

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