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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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auf dem Beistelltisch neben der Couch stand. »Ja? Ah, hallo!«
    Seine Miene hellte sich sichtlich auf, und er blickte mich an.
    »Nein, nein. Keine Sorge. Bleib dran. Sie ist hier bei mir.« Er hielt mir den Telefonhörer hin. »Es ist Ann.«
    »Hallo, Ann. Was gibt’s?«
    Ihre Stimme klang kalt, und sie war hörbar aufgebracht. »Endlich finde ich Sie! Wo sind Sie gewesen? Ich suche Sie seit Stunden.«
    Ich starrte verwirrt auf den Hörer in meiner Hand und versuchte mir vorzustellen, warum sie einen solchen Ton mir gegenüber anschlug. »Ist die Polizei bei Ihnen?«, fragte ich.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wollen Sie wieder anrufen, wenn die weg sind?«
    »Nein, meine Liebe. Das habe ich nicht vor. Hören Sie mir gut zu. Ich will, dass Sie augenblicklich Ihren Hintern in Bewegung setzen und hierher kommen. Daddy hat das Krankenhaus auf eigenes Risiko verlassen und macht mir hier die Hölle heiß. Wo sind Sie gewesen?«, schrie sie schrill. »Haben Sie eine Ahnung... haben Sie überhaupt eine Ahnung, was hier los ist? Verdammt noch mal!«
    Ich hielt den Hörer vom Ohr weg. Ann begann sich in Rage zu reden. »Ann, hören Sie auf. Beruhigen Sie sich. Die Sache ist kompliziert. Ich kann Ihnen das alles jetzt nicht erklären.«
    »Speisen Sie mich bloß nicht mit diesem Unsinn ab. Damit ist Schluss!«
    »Abspeisen? Worüber regen Sie sich eigentlich so auf?«
    »Das wissen Sie genau!«, zischte sie am anderen Ende. »Was machen Sie da oben? Jetzt hören Sie mir mal zu, Kinsey. Hören Sie mir mal gut zu...«
    Ich wollte sie schon unterbrechen, doch sie hatte die Hand über die Sprechmuschel gelegt und sprach mit jemandem im Hintergrund. Wer war bei ihr? Ein Bulle? Erzählte sie ihm gerade, wo ich war?
    Ich legte einfach auf.
    Dwight musterte mich verdutzt. »Alles in Ordnung? Worum ging’s eigentlich?«
    »Ich muss nach San Luis Obispo«, antwortete ich vorsichtig. Das war natürlich eine Lüge, aber was anderes war mir nicht eingefallen. Ann hatte der Polizei meinen Aufenthaltsort verraten. In wenigen Minuten würde die Sackgasse von Polizisten wimmeln. Ich musste hier weg, und ich hielt es nicht für ratsam, ihm zu sagen, wohin ich wirklich wollte.
    »San Luis?«, wiederholte er. »Wozu denn das?«
    Ich ging zur Haustür. »Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich bin bald zurück.«
    »Brauchen Sie keinen Wagen?«
    »Ich kriege schon einen.«
    Ich machte die Tür hinter mir zu, nahm die Stufen der Treppe mit einem Satz und rannte.

25

    Das Ocean Street Motel lag nur vier Blocks weit entfernt. Lange dürfte die Polizei also kaum brauchen. Ich blieb auf dem Gehsteig, bis ich das Motorengeräusch eines Wagens hörte, der mit Vollgas die Anhöhe heraufraste. Gerade als ein Streifenwagen in Sicht kam, rettete ich mich mit einem Satz in die Büsche. Mit blinkendem Blaulicht, aber ohne Sirene, hielt er vor Dwights Haus. Tolle Burschen, diese Bullen! Der Typ am Steuer des zweiten Streifenwagens war höchstens zweiundzwanzig. Ganz legal mit Höchstgeschwindigkeit durch Floral Beach rasen zu können, das war schon was. Für den Jungen war das sicher wie Weihnachten.
    Die Lösung so vieler Probleme ergibt sich fast wie von selbst, wenn man erst weiß, wo man ansetzen muss. Das Gespräch mit Dwight hatte meine Gedanken in eine ganz neue Richtung gelenkt, und für die Fragen, die mich bislang so quälend beschäftigt hatten, boten sich plötzlich völlig logische Antworten an; das heißt, zumindest für einige dieser Fragen. Natürlich fehlten mir noch die Beweise, aber ich hatte doch immerhin eine Arbeitsgrundlage. Jean Timberlake war ermordet worden, um Dwight Shales zu schützen. Ori Fowler musste sterben, weil sie im Weg gewesen war. Und Shana? Auch das Motiv für diesen Mord glaubte ich zu verstehen. Man wollte Bailey alles in die Schuhe schieben, und er war wie ein Idiot in die Falle getappt. Hätte er Grips genug gehabt, nicht zu türmen, sondern in Haft zu bleiben, hätte man ihn für nichts von alledem, was seither passiert war, verantwortlich machen können.
    Ich näherte mich dem Motel von der Rückseite her über ein unbebautes Grundstück. Viele Fenster waren hell erleuchtet. Ich konnte mir den Aufruhr, den die Anwesenheit der Streifenwagen verursachte, nur allzu gut vorstellen. Und ich vermutete, dass auch hier draußen, wahrscheinlich unterhalb meines Zimmers, ein Polizist postiert war. Ich näherte mich der Hintertür. In der Küche brannte Licht, und ich sah, wie sich im rückwärtigen Bereich der Wohnung ein

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