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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Thema zurück, das mich zu interessieren begonnen hatte. »Heute Nachmittag habe ich erst festgestellt, dass man durch die Hintertür der Timberlakeschen Wohnung direkt zu der Treppe gelangen konnte. Vermutlich hat sie diesen Weg gewählt, um sich mit den Jungen zu treffen, mit denen sie geschlafen hat. Haben Sie sie mal hier oben gesehen?«
    Er schien sein Gedächtnis anzustrengen. »Nein, ich glaube nicht. Ist das so wichtig?«
    »Es könnte wichtig werden. Wer Jean gesehen hat, hat vielleicht auch den Mann gesehen, mit dem sie die entscheidende Affäre hatte.«
    »Jetzt, da Sie fragen... Ich glaube, ich habe gelegentlich nachts Autos hier oben bemerkt. Aber damals ist mir offen gestanden nie der Gedanke gekommen, dass die Fahrer auf Jean gewartet haben.«
    Ich mag lausige Lügner. Sie bemühen sich so sehr und sind doch so leicht zu durchschauen. Ich selbst kann prima lügen, aber nur weil ich eine jahrelange Erfahrung darin habe. Und auch ich komme nicht immer damit durch. Dieser Typ beherrschte nicht einmal die Grundregeln. Ich saß schweigend in meinem Stuhl, sah ihn an und ließ ihm Zeit, seine Position neu zu überdenken.
    Er runzelte die Stirn. »Was ist übrigens mit Anns Mutter passiert? Mrs. Emma hat ungefähr vor einer Stunde angerufen und mir erzählt, Bailey habe die Medikamente vertauscht. Ich konnte es nicht fassen...«
    »Verzeihen Sie, aber könnten wir zuerst noch von Jean Timberlake sprechen?«
    »Selbstverständlich. Ich dachte, das Thema sei erledigt. Und ich habe mir Sorgen gemacht um Ann. Unglaublich, was sie durchmacht. Aber bitte, fahren Sie fort!«
    »Haben Sie Jean Timberlake auch gefickt?«
    Der Ausdruck war genau richtig; ordinär und deutlich. Er stieß ein kurzes ungläubiges Lachen aus, als habe er sich verhört. »Wie bitte?«
    »Kommen Sie! Sagen Sie einfach die Wahrheit. Ich will es wirklich wissen.«
    Er lachte erneut und schüttelte den Kopf, als wolle er auf diese Weise Klarheit in seine Gedanken bringen. »Mein Gott, Kinsey, ich bin der Direktor der Highschool.«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Dwight. Ich frage Sie, was Sie getan haben.«
    Er starrte mich an. Es war ihm anzusehen, dass meine Hartnäckigkeit ihn ärgerte. »Das ist doch lächerlich. Das Mädchen war siebzehn.«
    Ich schwieg, und allmählich gefror sein Lächeln. Er stand auf und schenkte sich Kognak nach. Dann hielt er die Kognakflasche fragend in meine Richtung. Ich schüttelte den Kopf.
    Er setzte sich. »Ich finde, wir sollten über Wichtigeres reden. Ich bin durchaus bereit zu helfen, aber diese Spielchen mache ich nicht mit.« Er klang wieder sehr geschäftsmäßig. Der Herr Direktor rief die Versammlung zur Ordnung. »Ich hätte ja verrückt sein müssen, mich mit einer Schülerin einzulassen«, fuhr er fort. »Mein Gott, allein die Vorstellung!« Theatralisch zog er die Schultern hoch. Es war nicht zu übersehen, wie dringend er mich einwickeln wollte, doch seine Worte waren alles andere als überzeugend.
    Ich starrte auf die Tischplatte und rückte meinen Kognakschwenker ein Stück vom Rand weg. »Wenn’s um Sex geht, tun wir alle manchmal die erstaunlichsten Dinge.«
    Er schwieg.
    Ich blickte ihn unverwandt an.
    Er schlug die Beine übereinander. Jetzt war er es, der es vermied, mich anzusehen.
    »Dwight?«
    »Ich habe geglaubt, in sie verliebt zu sein«, sagte er schließlich.
    Vorsichtig, dachte ich. Ganz behutsam. Die Situation war kritisch. Er bewegte sich auf dünnem Eis. »Es muss eine harte Zeit für Sie gewesen sein. Damals stellte sich auch heraus, dass Karen MS hatte, stimmt’s?«
    Er stellte sein Glas wieder ab und sah mich an. »Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
    Ich schwieg.
    Schließlich nahm er den Faden wieder auf. »Die Untersuchungen waren noch nicht abgeschlossen, aber ich glaube, wir haben es geahnt. Es ist erstaunlich, wie einen so was aus der Bahn werfen kann. Zuerst war sie verbittert. Hat sich ganz in sich zurückgezogen. Am Ende ist sie besser damit fertig geworden als ich. Mein Gott, ich konnte es einfach nicht fassen! Und als ich mich umsah, war Jean da. Jung, sexy, hemmungslos.«
    Er schwieg einen Moment.
    Ich sagte kein Wort und überließ ihm das Reden. Er brauchte kein Stichwort. Er kannte seine Geschichte auswendig.
    »Karens erster Krankheitsschub war so heftig, dass ich glaubte, sie würde sowieso nicht mehr lange leben. Ihr Zustand hatte sich praktisch über Nacht drastisch verschlechtert. Herrgott, ich war überzeugt, dass sie das Frühjahr nicht mehr erleben würde.

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