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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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In einer solchen Situation will man alles nur einfach hinter sich bringen. Ich erinnere mich, dass ich damals dachte, ich schaffe es... Und ich habe mir eingeredet, dass mit unserer Ehe sowieso nicht mehr viel los war. Ich war damals neununddreißig. Ich hatte noch ein ganzes Leben vor mir. Ich dachte daran, wieder zu heiraten. Warum auch nicht? Wir beide waren nicht perfekt. Ich weiß nicht einmal, ob wir so gut zueinander gepasst haben. Ihre Krankheit hat alles verändert. Als sie starb, habe ich sie so geliebt wie nie zuvor.«
    »Und Jean?«
    »Tja, Jean. Zuerst...« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Ich war verrückt. Muss verrückt gewesen sein. Wenn unsere Beziehung je bekannt geworden wäre... Ich wäre ruiniert gewesen. Und Karen auch...«
    »Sind Sie der Vater des Kindes gewesen?«
    »Das weiß ich nicht. Vermutlich. Ich wünschte, ich könnte Nein sagen, aber was hätte ich tun sollen? Ich habe erst nach Jeans Tod davon erfahren. Die Konsequenzen wären unvorstellbar gewesen... Ich meine, wenn ihr Zustand publik geworden wäre.«
    »Ja, Unzucht mit Minderjährigen.«
    »Hören Sie bloß auf! Selbst jetzt noch wird mir übel, wenn ich den Ausdruck nur höre.«
    »Haben Sie sie umgebracht?«
    »Nein. Das schwöre ich. Ich war damals zu vielem fähig, aber dazu niemals.«
    Ich musterte ihn aufmerksam und spürte, dass er die Wahrheit sagte. Dwight Shales war kein Mörder. Er mochte verzweifelt gewesen sein; mochte im Nachhinein erkannt haben, in welch gefährliche Situation er sich begeben hatte, aber aus ihm sprach nicht die Logik eines Killers. »Wer wusste sonst noch, dass sie schwanger war?«
    »Keine Ahnung. Ist das jetzt noch wichtig?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht. Sie können nicht mit Sicherheit sagen, dass das Kind von Ihnen war. Vielleicht gab es noch einen anderen.«
    »Bailey wusste davon.«
    »Ich meinte, abgesehen von ihm. Könnte sonst noch jemand von der Schwangerschaft erfahren haben?«
    »Sicher. Und wenn schon? Ich weiß, dass sie ziemlich aufgeregt in die Schule kam und sofort in die Sprechstunde der Schulpsychologin gerannt ist.«
    »Ich dachte, die Schulpsychologen befassen sich nur mit schulischen Problemen der Schüler.«
    »Es gab Ausnahmen. Manchmal mussten wir uns auch um persönliche Probleme kümmern.«
    »Was hätte die Schule unternommen, wenn Jean um Hilfe gebeten hätte?«
    »Wir hätten getan, was wir konnten. In San Luis gibt es für solche Fälle Sozialstationen.«
    »Mit Ihnen hat Jean nie darüber gesprochen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn sie es doch getan hätte. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Wer weiß. Aber Jean war manchmal eigensinnig. Abtreibung war für sie kein Thema. Sie hätte das Kind ausgetragen und es auch alle Welt wissen lassen. Und sie hätte um jeden Preis darauf bestanden, geheiratet zu werden. Ich muss Ihnen gestehen... und ich weiß, es klingt schrecklich... aber ich war erleichtert über ihren Tod. Und zwar ungemein erleichtert. Als mir klar wurde, worauf ich mich eingelassen hatte... was auf dem Spiel stand! Es war wie ein Geschenk Gottes. Danach habe ich einen klaren Schlussstrich gezogen und meine Frau nie wieder betrogen.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte ich. Aber irgendetwas beunruhigte mich noch. Ich wusste nur noch nicht, was.
    »Es war ein ziemlich unsanftes Erwachen, als dann einiges ans Tageslicht kam nach Jeans Tod«, fuhr Dwight fort. »Ich war so naiv gewesen zu glauben, uns beide hätte etwas ganz Besonderes verbunden. Das stellte sich im Nachhinein als Irrtum heraus.«
    Ich blieb hartnäckig am Ball. »Da Jean nicht Sie um Hilfe gebeten hat, könnte sie sich doch an jemand anderen gewandt haben, oder?«
    »Sicher, aber viel Zeit ist ihr ja nicht mehr geblieben. Sie hat das Ergebnis des Schwangerschaftstests erst am Nachmittag vor ihrem Tod erfahren.«
    »Wie lange dauert ein Telefonanruf?«, hielt ich ihm entgegen. »Sie hatte Stunden zur Verfügung. Sie hätte die Hälfte der männlichen Bevölkerung von Floral Beach und San Luis anrufen können. Angenommen ein anderer war der Vater ihres Kindes. Angenommen Sie waren nur das Feigenblatt für eine andere Beziehung? Es muss andere Männer gegeben haben, die mindestens ebenso viel zu verlieren hatten.«
    »Das ist möglich«, murmelte er, doch sein Ton blieb skeptisch.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. In der Stille des großen Hauses klang das besonders schrill und unangenehm. Dwight lehnte sich zurück und griff nach dem Hörer des Apparats, der

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