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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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triumphierenden Unterton, der mir bekannt vorkam. Man findet ihn oft bei Männern, die von vergangenen sportlichen Triumphen schwärmen. Verbrechen zählen für mich zwar nicht zu solchen großartigen Erlebnissen, aber bei Tap war das vielleicht anders.
    »Wenn man uns bei allem, was wir so ausfressen, erwischen würde, säßen wir alle längst im Knast«, bemerkte ich.
    Er lachte. »He, Sie gefallen mir. So ‘ne Einstellung mag ich.«
    Daisy brachte unsere Getränke und wartete, bis Tap eine Zehndollarnote aus der Tasche gezogen hatte. »Mach uns die Rechnung«, sagte er zu ihr.
    Sie nahm den Geldschein und ging damit zur Kasse. Ich beobachtete, wie sie sich dort etwas notierte. Währenddessen betrachtete Tap mich aufmerksam. Offenbar versuchte er zu erraten, woher ich kam. »Ich schätze, Sie haben nie jemandem die Waffe unter die Nase gehalten und ihn ausgeraubt.«
    »Nein, aber mein Vater«, erwiderte ich leichthin. »Und dafür hat er auch gesessen.« Die Lüge kam mir glatt über die Lippen.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ihr Alter hat gesessen? Das können Sie mir nicht weismachen. Wo denn?«
    »Lompoc«, behauptete ich prompt.
    »Hm, und was hat er gemacht? Eine Bank ausgeraubt?«
    Ich imitierte mit der Hand eine Pistole und zielte auf ihn.
    »Verdammt«, murmelte er. »Verdammt.« Er war jetzt richtig aufgeregt; fast so, als hätte er eben erfahren, dass mein Vater der frühere Präsident der Vereinigten Staaten gewesen wäre.
    »Und weshalb hat man ihn erwischt?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Er war vorbestraft wegen Scheckfälschung. Die Fingerabdrücke auf dem Zettel, den er dem Kassierer zugesteckt hatte, haben ihn verraten. Er hatte nicht mal Zeit, was von der Beute auszugeben.«
    »Und Sie haben noch nie gesessen?«
    »Ich? Nein. Ich hin ganz gesetzestreu.«
    »Das ist gut. Bleiben Sie dabei. Sie sind viel zu nett für diese Knastbräute. Die Frauen sind die Schlimmsten. Die schrecken vor nichts zurück. Ich habe Sachen gehört, da stehen einem die Haare zu Berge.«
    »Kann ich mir vorstellen«, versicherte ich ihm und wechselte das Thema, um nicht noch mehr lügen zu müssen. »Wie viele Kinder haben Sie?«
    »Hier, ich zeig’s Ihnen.« Er griff in die Gesäßtasche seiner Hose, nahm die Brieftasche heraus, schlug sie auf und präsentierte ein Foto. »Das ist Joleen.«
    Die Frau auf dem Bild sah sehr jung und etwas überrascht aus. Vier kleine Kinder standen mit sauber gewaschenen, lachenden Gesichtern um sie herum. Der Älteste war ein Junge von ungefähr neun Jahren mit Zahnlücken und sichtlich noch feuchtem Haar, das die Mutter zu einer Tolle hochgekämmt hatte, die an die Frisur des Vaters erinnerte. Als Nächstes kamen zwei Mädchen von vermutlich sechs und acht Jahren. Auf dem Schoß der Mutter saß ein molliges Baby, ebenfalls ein Junge. Das Bild war im Studio aufgenommen worden, wo alle fünf inmitten einer künstlichen Picknickszene posiert hatten, die bis zur karierten Tischdecke und den Baumästen aus Plastik alles bot, was gut und teuer war. Das Baby hielt einen künstlichen Apfel wie einen Ball in seiner Hand.
    »Die sind ja niedlich«, sagte ich und hoffte, er würde nicht merken, wie überrascht ich war.
    »Es sind Racker«, sagte er stolz. »Das Foto ist letztes Jahr aufgenommen worden. Sie ist wieder schwanger. Am liebsten würde sie nicht mehr arbeiten, aber es geht uns gut.«
    »Was macht sie denn?«
    »Sie ist Krankenschwester in der Orthopädie im Community Hospital und macht hauptsächlich Nachtdienst... von elf Uhr abends bis sieben Uhr früh. Wenn sie nach Hause kommt, fahre ich zur Arbeit und bringe auf dem Weg die Kinder zur Schule. Für den Kleinen haben wir einen Babysitter. Aber was soll nur werden, wenn Nummer fünf da ist?«
    »Irgendwie wird’s schon gehen«, tröstete ich ihn.
    »Vermutlich«, seufzte er und klappte seine Brieftasche zu.
    Die nächste Runde Bier gab ich aus, dann war Tap wieder an der Reihe. Ich hatte Gewissensbisse, den armen Mann auf diese Weise betrunken zu machen, doch mir lagen noch ein paar Fragen auf der Seele, und ich wollte ihm die Zunge lockern. Mittlerweile hatte sich das Stammpublikum der Bar von zehn auf sechs verringert, und ich registrierte mit Bedauern, dass auch Shana Timberlake gegangen war. Die Musikbox funktionierte wieder, und mittlerweile ließ die Lautstärke der Musik eine gedämpfte Unterhaltung zu. Ich fühlte mich entspannt, war jedoch längst nicht so beschwipst, wie ich es Tap glauben machte. Ich legte plump

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