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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte die Augen geschlossen und den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ihr Gesicht war herzförmig, und sie hatte das Haar mit einer Klammer zum Pferdeschwanz hochgebunden, sodass die Haarspitzen im Rhythmus der Musik über ihre Schultern wallten. Die Beleuchtung der Musikbox verlieh ihren Wangen einen goldenen Glanz. Die Frau, mit der sie tanzte, hatte mir den Rücken zugewandt.
    Pearl erzählte mir im Stil des Routiniers einen kurzen Abriss der ganzen Geschichte. Ich erfuhr dabei zwar nichts Neues, war jedoch froh, dass er ohne Aufforderung überhaupt davon angefangen hatte. Er kam immer mehr in Fahrt und begann Spaß an seiner Rolle als Lokalchronist zu finden. »Wohnen Sie im Ocean Street Motel? Ich frage, weil das dem Vater des Burschen gehört.«
    »Ach«, murmelte ich.
    »Tja. Sie haben sie direkt unter dem Motel unten am Strand gefunden«, berichtete er. Die Leute von Floral Beach mussten diese Geschichte jahrelang immer wieder erzählt haben. Wie ein professioneller Komiker beherrschte er das richtige Timing für die Pointen, wußte exakt, wann er eine Kunstpause einlegen musste, und kannte die Reaktionen des Publikums bereits im Voraus.
    Ich musste aufpassen, was ich sagte, denn ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als hätte ich keine Ahnung. Ich habe zwar keine Skrupel zu lügen, tue es jedoch nie, wenn die Gefahr besteht, dabei ertappt zu werden. So etwas nehmen die Leute übel. »Oh, ich kenne Royce«, sagte ich.
    »Na, dann wissen Sie ja Bescheid.«
    »In groben Umrissen. Glauben Sie wirklich, dass Bailey es gewesen ist? Royce bestreitet das.«
    »Schwer zu sagen. Natürlich muss er das bestreiten. Keiner von uns will glauben, dass sein Kind jemanden umgebracht hat.«
    »Stimmt.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Nein.«
    »Mein Junge war es, der gesehen hat, wie die beiden in jener Nacht am Strand geparkt haben. Sie sind mit einer Flasche und einer Decke aus dem Lieferwagen gestiegen und die Treppe hinuntergegangen. Er hat gesagt, dass Bailey stockbesoffen gewesen sein muss, und sie war offenbar auch nicht viel nüchterner. Vermutlich wollten sie sich am Strand vergnügen... wenn Sie wissen, was ich meine. Vielleicht hat sie ihm auch eröffnet, dass sie schwanger war.«
    »Hallo! Was macht Ihr Käfer? Hat er noch seine Mucken?«
    Ich drehte mich um. Hinter mir stand mit schlauem Grinsen Tap.
    Pearl schien nicht gerade begeistert, ihn zu sehen, murmelte jedoch eine Höflichkeitsfloskel. »He, Tap. Was machst du denn hier? Ich dachte, deine Alte will nicht, dass du hierher kommst?«
    »Unsinn. Wer ist die Dame, mit der du dich da unterhältst?«
    »Ich bin Kinsey«, stellte ich mich vor.
    Pearl zog eine Augenbraue hoch. »Ihr kennt euch?«
    »Sie war heute Nachmittag mit ihrem Käfer bei mir und wollte, dass ich ihn mir mal ansehe. Macht bei hundert so komische Geräusche, ‘n richtiger deutscher Brumm-Käfer muss das sein«, witzelte er. Auf diese Distanz konnte ich die Haarpomade riechen, die er benutzte.
    Pearl drehte sich um und starrte Tap eindringlich an. »Hast du was gegen die Deutschen?«
    »Wer? Ich?«
    »Meine Vorfahren sind Deutsche, also pass gefälligst auf, was du sagst.«
    »Mann, ich hab gegen niemanden was. He, Daisy, bring mir ein Bier! Und eine Tüte Kartoffelchips. Die große Packung. Das Mädchen hier sieht aus, als könne es einen Bissen gebrauchen. Ich bin Tap.« Damit schwang er sich auf den Barhocker zu meiner Linken. Er war der Männertyp, der sich das Händeschütteln für seine Geschlechtsgenossen vorbehielt. Frauen, die er kannte, kriegten sicher einen Klaps auf den Hintern. Als Fremde blieb mir Letzteres erspart.
    »Tap? Was ist das für ein Name?«
    »Tap kommt von Tapioka... Süßkartoffel«, warf Pearl ein. »Ich würde ihn eher als Pflaume bezeichnen.«
    Tap lachte auch diesmal, aber es klang nicht sehr fröhlich. Daisy brachte das Bier und die Kartoffelchips, sodass ich nie herausfand, wofür Tap die Kurzform war.
    »Wir haben gerade von deinem alten Kumpel Bailey gesprochen«, bemerkte Pearl. »Die Dame wohnt im Ocean Street Motel, und Royce erzählt ihr Seifenopern.«
    »Ah, Bailey, das war ein ganzer Kerl«, seufzte Tap. »Er hat Grips. Er hatte immer tausend Ideen... konnte dich zu allem überreden. Mit ihm... das waren tolle Zeiten. Glauben Sie mir.«
    »Kann ich mir schon vorstellen«, sagte Pearl. Pearl saß rechts, und Tap saß links von mir, und die beiden warfen sich an mir vorbei wie beim Tennis die Bälle zu.
    »Der hat mehr Geld gescheffelt, als du je in deinem

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