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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ein paar Minuten. Er schuldet mir noch einiges.«
    »Das erledige ich«, erbot ich mich, legte eine Fünfdollarnote auf den Tresen und verzichtete auf das Wechselgeld.
    Daisy sah mich unverwandt an. »Wissen Sie was? Tap ist das schlimmste Großmaul, das mir je begegnet ist.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    Ihr Blick war düster. »Er war früher vielleicht mal auf der schiefen Bahn, aber jetzt ist er ein anständiger Familienvater geworden. Nette Frau und nette Kinder.«
    »Warum sagen Sie das? Ich will nichts von ihm.«
    »Weshalb haben Sie ihn dann die ganze Zeit wegen dem jungen Fowler gelöchert? Das ging doch den ganzen Abend lang so.«
    »Royce hat mir die Geschichte erzählt. Das hat mich neugierig gemacht... mehr nicht.«
    »Neugierig, weshalb?«
    »Weil’s hier sonst verdammt langweilig ist«, entgegnete ich. »Was ist denn schon los in diesem Nest?«
    Ihre Miene entspannte sich. Offenbar hatte ich sie von meiner Harmlosigkeit überzeugen können. »Sind Sie auf Urlaub hier?«
    »Geschäftlich«, entgegnete ich. Ich erwartete, dass sie weiterfragen würde, doch sie wechselte das Thema.
    »Wochentags schließen wir um diese Zeit«, klärte sie mich auf. »Sie können gern noch so lange bleiben, bis ich hinten abgeschlossen habe, aber Pearl hat es nicht gern, wenn ich vor Gästen den Kassensturz mache.«
    In diesem Moment merkte ich erst, dass ich der letzte Gast war. »Dann lasse ich Sie jetzt am besten allein. Ich habe sowieso genug.«
    Der Nebel war mittlerweile bis zur Straße hochgestiegen und hüllte Meer und Strand in gelblichen Dunst. Irgendwo in der Ferne tutete ein Nebelhorn. Auf der Straße fuhr kein Auto mehr, und auch kein Fußgänger war zu sehen. Hinter mir verriegelte Daisy die Tür des Lokals und löschte die Außenbeleuchtung. Ich ging rasch ins Motel zurück und überlegte, weshalb Tap sich wohl nicht verabschiedet hatte.

8

    Die offizielle Anklageerhebung gegen Bailey sollte im Raum B des Amtsgerichts stattfinden, im Untergeschoss des Justizgebäudes vom San Luis Obispo County in der Monterey Street. Royce fuhr mit mir. Eigentlich war sein Gesundheitszustand viel zu labil für ein solches Unternehmen, aber er hatte einen eisernen Willen. Da Ann an diesem Vormittag ihre Mutter zum Arzt gefahren hatte und uns somit nicht begleiten konnte, versuchten wir die Anstrengungen für ihn auf ein Minimum zu beschränken. Ich setzte Royce daher vor dem Portal des Justizgebäudes ab und beobachtete, wie er mühsam die breite Steintreppe erklomm. Wir waren übereingekommen, dass er in dem kleinen Café in der kühlen und luftigen Eingangshalle auf mich warten sollte. Bereits auf der Fahrt hatte ich ihn vom Stand meiner Ermittlungen unterrichtet, und er schien mit meinen Unternehmungen zufrieden zu sein. Ich allerdings brannte jetzt darauf, mich mit Clemson zu unterhalten.
    Ich stellte den Wagen auf dem kleinen Privatparkplatz hinter der Anwaltskanzlei ab, einen Block vom Justizgebäude entfernt. Clemson und ich gingen dann gemeinsam zum Gericht hinüber und nutzten die Zeit, um über Baileys psychische Verfassung zu sprechen. Während meines Besuchs hatte Bailey zwischen Teilnahmslosigkeit und Verzweiflung geschwankt. Bis zu seiner späteren Unterredung mit Clemson schien sich sein Zustand erheblich verschlechtert zu haben. Er war offenbar überzeugt, dass Clemson die Anklage wegen Flucht aus der Haft nicht aus der Welt schaffen konnte, erwartete, wieder im Zuchthaus zu landen, und sagte voraus, dass er eine nochmalige Haftstrafe nicht überleben werde.
    »Der Junge ist ein Nervenbündel«, erklärte Jack. »Es ist kein vernünftiges Wort aus ihm rauszukriegen.«
    »Wie stehen seine Chancen? Realistisch gesehen, meine ich.«
    »Mein Cott, ich tue, was ich kann! Die Kaution ist auf eine halbe Million festgesetzt. Einfach lächerlich! Fowler ist schließlich nicht Jack the Ripper. Ich stelle selbstverständlich einen Antrag auf Herabsetzung der Kautionssumme. Vielleicht kann ich den Staatsanwalt auch noch überreden, für die Flucht aus der Haftanstalt auf die Mindeststrafe zu plädieren. Aber natürlich wird die Strafe seiner alten Strafe zugeschlagen. Darum kommt er nicht herum.«
    »Und wenn ich überzeugende Beweise erbringe, dass er Jean Timberlake nicht umgebracht hat?«
    »Dann beantrage ich, dass die ursprüngliche Anklage fallen gelassen oder dass die Aktenlage grundsätzlich neu festgestellt wird. Damit wären wir dann aus dem Schneider.«
    »Verlassen Sie sich nicht zu sehr darauf, aber

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