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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Ich bin katholisch. Die Gruppe am Strand kam von der Baptistengemeinde.«
    »Von der in Floral Beach?«
    Er nickte, und ich dachte unwillkürlich an Reverend Haws. »Wie ich gehört habe, war Jean im Umgang mit Jungs ziemlich freizügig«, bemerkte ich.
    »Den Ruf hatte sie. Einige meiner Patientinnen sind Mädchen in ihrem Alter. Vierzehn, fünfzehn. Sie kommen mir so unreif vor. Ich kann sie mir sexuell aktiv gar nicht vorstellen. Und trotzdem bin ich sicher, dass einige bereits ihre Erfahrungen haben.«
    »Ich habe Fotos von Jean gesehen. Sie war ein schönes Mädchen.«
    »Das hat ihr kein Glück gebracht. Sie war ganz anders als wir. Einerseits zu abgebrüht für ihr Alter und andererseits auch wieder zu naiv. Ich glaube, sie hoffte, sich durch ihre Großzügigkeit in dieser Beziehung Freunde zu machen, und deshalb hat sie sich so verhalten, ‘ne Menge Jungs haben sie ausgenutzt.« Er räusperte sich. »Verzeihen Sie.« Er schenkte sich ein halbes Glas Wasser aus der Thermosflasche ein, die auf seinem Schreibtisch stand. »Möchten Sie auch einen Schluck Wasser?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Denken Sie da an jemanden speziell?«
    »Wie bitte?«
    »Ich frage mich, ob sie sich vielleicht mit jemandem eingelassen hat, den Sie kannten?«
    Er sah mich ausdruckslos an. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Ich spürte, wie mein innerer Lügendetektor ausschlug. »Was ist mit Ihnen selbst?«
    Er lachte verwirrt. »Mit mir?«
    »Ja. Sind Sie vielleicht näher mit ihr befreundet gewesen?« Ich sah, wie er blass wurde, und fügte aufs Geratewohl hinzu: »Ehrlich gesagt hat jemand behauptet, Sie seien eine Zeit lang mit ihr gegangen. Ich erinnere mich nicht mehr, wer das war, aber es muss jemand gewesen sein, der Sie beide gekannt hat.«
    Poletti zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Aber nur kurz. Sie ist nie meine richtige Freundin gewesen.«
    »Aber Sie waren intim mit ihr.«
    »Mit Jean?«
    »Dr. Poletti, sparen wir uns das Geplänkel. Sagen Sie mir, in welcher Beziehung Sie zu Jean standen. Wir reden über Dinge, die siebzehn Jahre her sind.«
    Er schwieg einen Moment, spielte mit dem Gipsabdruck und konzentrierte sich darauf, einen Fussel davon zu entfernen. »Worüber wir jetzt auch reden, ich möchte nicht, dass das bekannt wird.«
    »Ich betrachte dieses Gespräch als strikt vertraulich.«
    Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Ich glaube, ich habe es immer bereut, mich mit ihr eingelassen zu haben... wie auch immer. Jetzt schäme ich mich deshalb, denn ich hätte es besser wissen müssen. Ob sie’s wusste, möchte ich bezweifeln.«
    »Wir tun alle mal Dinge, die wir später bereuen«, bemerkte ich. »Das gehört zum Erwachsenwerden. Was macht das nach all den Jahren schon für einen Unterschied?«
    »Ich weiß nicht. Sie haben Recht. Merkwürdig, dass es mir so schwer fällt, darüber zu sprechen.«
    »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Ich bin mit ihr gegangen. Ungefähr einen Monat lang. Oder kürzer. Ich kann nicht gerade behaupten, dass meine Absichten ehrenhaft waren. Ich war siebzehn. Sie wissen, wie Jungen in dem Alter sind. Kaum hatten wir erfahren, dass Jean leicht zu haben war, waren wir alle wie besessen. Sie machte Sachen, die wir bis dahin nicht mal vom Hörensagen kannten. Wir lauerten wie ein Rudel Wölfe auf die Gelegenheit, bei ihr zum Zuge zu kommen. Alle redeten nur von dem einen: wie wir ihr an die Wäsche kommen wollten, wie wir sie dazu kriegen konnten, uns an die Wäsche zu gehen. Ich schätze, ich war um keinen Deut besser als die anderen Jungen.« Er lächelte flüchtig und verlegen.
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Einige von uns haben sich nicht mal die Mühe gemacht, zuerst um sie zu werben. Sie haben sie einfach nur abgeholt und sind mit ihr zum Strand gefahren. Sie sind erst gar nicht in ein Lokal mit ihr gegangen.«
    »Aber Sie haben das getan.«
    Er senkte den Blick. »Ich bin ein paar Mal mit ihr ausgegangen. Sie war irgendwie Mitleid erregend... und jagte einem doch Angst ein. Sie war intelligent, aber sie war verzweifelt darauf aus, Liebe zu erwecken. Das schüchterte uns ein, sodass man hinterher bei den anderen Jungen über sie herzog.«
    »Was Sie auch getan haben«, ergänzte ich.
    »Richtig. Ich kann noch immer nicht an sie denken, ohne mich elend zu fühlen. Und seltsamerweise erinnere ich mich noch genau an die Dinge, die sie getan hat.« Er hielt einen Moment inne und zog die Augenbrauen hoch. Dann schüttelte er den Kopf und atmete tief aus. »Sie war wirklich ein wildes

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