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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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noch ‘n paar in der Gegend?«
    Daisy nahm die Liste und zog eine Brille aus der Tasche. Dann hielt sie den Zettel auf Armeslänge von sich und studierte die Namen mit leicht in den Nacken gelegtem Kopf. »Der ist tot. Ist ungefähr vor zehn Jahren mit dem Wagen verunglückt. Der da ist, so viel ich weiß, nach Santa Cruz gezogen. Der Rest lebt entweder hier oder in San Luis. Wollen Sie mit allen reden?«
    »Wenn’s sein muss, ja.«
    »David Poletti ist Zahnarzt. Seine Praxis liegt an der Marsh Street. Mit dem sollten Sie anfangen. Netter Typ. Ich kenne seine Mutter seit Jahren.«
    »War er ein Freund von Jean?«
    »Das bezweifle ich, aber er weiß vermutlich, wer mit ihr befreundet gewesen ist.«

    Wie sich herausstellte, war David Poletti ein Kinder-Zahnarzt, der mittwochnachmittags in seiner Praxis Papierkram erledigte. Ich wartete kurz in einem pastellfarben eingerichteten Wartezimmer mit Kindermöbeln und Kinderzeitschriften aller Art. In dem Heft »Young Miss« interessierte mich besonders ein Artikel unter der Überschrift »Da wurde ich rot«, in dem junge Mädchen ausschweifend von peinlichen Situationen berichteten... und dabei kamen meist Dinge zur Sprache, die ich vor noch gar nicht so langer Zeit selbst getan hatte. Ein volles Glas Coca-Cola von der Balkonbrüstung zu stoßen, gehörte auch dazu. Die Leute unten kreischten wie verrückt.
    Dr. Poletti hatte drei Sprechstundenhilfen, allesamt junge Frauen Mitte zwanzig, Alice-im-Wunderland-Typen mit großen Augen, liebenswertem Lächeln und langem, glattem Haar, die einem nichts als heile Welt vorgaukelten. Aus den Wänden drang sanfte Musik wie Lachgas. Als man mich schließlich in das Sprechzimmer bat, wäre ich sogar bereit gewesen, mich in einen Behandlungsstuhl zu setzen und mir die Arme festbinden zu lassen.
    Dr. Poletti trug einen weißen Arztkittel mit einem Blutfleck an der Brust. Er entdeckte ihn im selben Augenblick wie ich, zog den Kittel sofort aus und warf ihn mit einem sanft entschuldigenden Lächeln über einen Stuhl. Darunter trug er Oberhemd und Pullunder. Er bat mich, Platz zu nehmen, während er nach einem sportlichen, braunen Tweedjackett griff und die Hemdmanschetten zurechtrückte. Poletti war ungefähr fünfunddreißig, groß und hatte ein schmales Gesicht. Sein dichtes, lockiges Haar begann an den Schläfen bereits grau zu werden. Aus den Jahrbüchern wusste ich, dass er zur Basketballmannschaft der Highschool gehört hatte, und ich konnte mir gut vorstellen, wie er in der Cafeteria von den Mädchen umschwärmt worden war. Er sah nicht unbedingt blendend aus, wirkte jedoch sehr anziehend und hatte ein sanftes Wesen, das auf Frauen und Kinder wirkte. Seine Augen waren schmal, in den Winkeln leicht nach unten gezogen und bernsteinbraun. Er trug eine Brille mit Stahlgestell.
    Poletti setzte sich hinter den Schreibtisch, auf dem für jeden sichtbar ein Fotoporträt seiner Frau und zweier Jungen stand. Vermutlich sollte dieses Bild potenzielle Illusionen seiner Angestellten bezüglich seiner Verfügbarkeit im Keim ersticken. »Twana sagt, dass Sie einige Fragen wegen einer ehemaligen Schulkameradin an mich haben. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse nehme ich an, dass es sich dabei um Jean Timberlake handelt.«
    »Wie gut haben Sie sie gekannt?«
    »Nicht sehr gut. Natürlich wusste ich, wer sie ist, aber wir hatten nie gemeinsam Unterricht.« Er griff nach dem Gipsabdruck eines Gebisses auf seinem Schreibtisch und räusperte sich. »Welcher Art sind die Informationen, für die Sie sich interessieren?«
    »Ich nehme, was ich kriegen kann. Bailey Fowlers Vater hat mich engagiert, um neue Beweise zu finden. Ich habe mir vorgenommen, bei Jean anzufangen und dann weiterzusehen.«
    »Und weshalb sind Sie da zu mir gekommen?«
    Ich erzählte ihm von meinem Gespräch mit Daisy und ihrer Vermutung, er könne mir vielleicht behilflich sein. Sein anfängliches Misstrauen schien zu schwinden, obwohl ein letzter Rest vorsichtiger Zurückhaltung blieb. Spielerisch steckte er den Finger in das Gebiss und tastete über die oberen Schneidezähne. Hätte ich mit der Faust auf das Gebiss geschlagen, hätte es ihm den Finger glatt abgebissen. Der Gedanke machte es mir schwer, mich auf das zu konzentrieren, was er sagte. »Seit Bailey Fowlers Verhaftung habe ich oft über den Mord von damals nachgedacht. Schreckliche Geschichte. Einfach schrecklich.«
    »Sind Sie zufällig bei der Gruppe von Jugendlichen gewesen, die sie gefunden hat?«
    »Nein, nein.

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