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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Tür und richtete meine Rede an eine der Türangeln. »Ich bin Kinsey Millhone, Privatdetektivin aus Santa Teresa. Ich möchte mich mal gern mit Ihnen unterhalten.«
    Schweigen. Dann: »Sind Sie die, die Royce angeheuert hat, um Bailey freizupauken?« Die Aussicht schien sie kaum zu begeistern.
    »So kann man das natürlich auch sehen«, erwiderte ich. »Aber eigentlich bin ich in der Stadt, um den Mordfall noch mal aufzurollen. Bailey behauptet ja jetzt, dass er unschuldig ist.«
    Schweigen.
    Ich versuchte es erneut: »Sie wissen doch, dass man die Ermittlungen praktisch beendet hat, nachdem er ein Geständnis abgelegt hatte.«
    »Na und?«
    »Angenommen, er sagt die Wahrheit? Angenommen, der Mörder läuft noch frei herum und lacht sich ins Fäustchen.«
    Auf der anderen Seite war es lange still. Dann machte sie die Tür auf.
    Ihr Haar war zerzaust, die Tränensäcke geschwollen, die Schminke zerflossen und die Nase tropfte. Sie roch wie eine ganze Flasche Bourbon. Sie schnürte den Gürtel ihres Morgenmantels fester und starrte mich aus glasigen Augen an. »Sie sind doch heute in der Verhandlung gewesen.«
    »Richtig.«
    Sie schwankte leicht und versuchte aufrecht zu bleiben. »Glauben Sie an Gerechtigkeit? Glauben Sie, dass es Gerechtigkeit gibt?«
    »Gelegentlich.«
    »Also ich nicht. Was gibt’s da noch zu quatschen? Tap haben sie über den Haufen geschossen. Jean hat man erwürgt. Glauben Sie, dass irgendwas meine Tochter wieder lebendig machen könnte?«
    Ich schwieg, hielt jedoch ihrem Blick stand, und wartete, dass sie sich beruhigte.
    Ihre Miene wurde düster und verächtlich. »Sie haben wahrscheinlich nicht mal Kinder. Ich wette, Sie haben nicht mal ‘nen Hund. Sie sehen aus wie jemand, der ohne jede Verpflichtung durchs Leben rauscht. Aber ausgerechnet Sie reden hier von >Unschuld<. Was verstehen Sie schon davon?«
    Ich zügelte mein Temperament, aber meine Stimme klang kalt und schneidend: »Lassen Sie’s mich mal so ausdrücken, Mrs. Timberlake. Wenn ich ein Kind hätte und jemand brächte es um, dann würde ich hier nicht am helllichten Tag besoffen herumstehen. Ich würde diese verdammte Stadt auseinander nehmen, bis ich herausgefunden hätte, wer’s getan hat. Und dann würde ich die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nehmen, wenn’s sein muss.«
    »Na, jedenfalls kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Das wissen Sie doch gar nicht. Sie haben keine Ahnung, was ich von Ihnen will.«
    »Warum sagen Sie’s mir dann nicht endlich?«
    »Warum bitten Sie mich nicht rein, damit wir uns unterhalten können?«
    Sie warf einen Blick zurück über die Schulter. »Bei mir sieht’s furchtbar aus.«
    »Mich stört das nicht.«
    Shana Timberlake fixierte mich erneut. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. »Wie viele Kinder haben Sie?«
    »Keines.«
    »Genau wie ich«, murmelte sie. Damit stieß sie die Tür auf, und ich trat ein.
    Die Wohnung bestand aus einem großen, länglichen Zimmer, Herd, Spüle und Kühlschrank standen nebeneinander an der Rückwand. Jede freie Flache war mit schmutzigem Geschirr vollgestellt. Ein kleiner Holztisch mit zwei Stühlen trennte die Küche vom Wohnraum, wo ein Messingbettgestell in einer Ecke stand. Decke und Leintuch waren halb heruntergezogen. Die Matratze hing in der Mitte durch und sah aus, als würden die Federn ein Quietschkonzert von sich geben, sobald man sich darauf setzte. Rechts hinter einem Vorhang befand sich offenbar das Badezimmer. Gegenüber stand ein Schrank, und daneben war die Hintertür.
    Ich folgte Shana zum Küchentisch. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, stand jedoch sofort wieder auf und ging mit gerunzelter Stirn vorsichtig in Richtung Badezimmer, wo sie sich ausgiebig übergab. Ich hasse es, zuhören zu müssen, wenn andere sich übergeben. Daher ging ich zur Spüle, räumte das schmutzige Geschirr heraus, ließ heißes Wasser ein, um die Geräusche aus dem Badezimmer zu übertönen, gab Spülmittel ins Wasser und beobachtete zufrieden, wie sich Schaumblasen zu bilden begannen. Dann ließ ich die Teller hineingleiten und legte das Besteck an die Seite.
    Während ich die Schmutzkrusten einweichen ließ, leerte ich den Mülleimer, in dem sich vor allem Whiskyflaschen und Bierbüchsen befanden. Ich warf einen Blick in den Kühlschrank. Die Innenbeleuchtung war kaputt, es roch schimmelig, und die Metallgitter waren schmutzverkrustet. Ich machte die Tür schnell wieder zu, um nicht Shana im Badezimmer Gesellschaft leisten zu müssen.
    Ich

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